Die Reiter der Sarmaten
gottlose Niedertracht! Wie können sie es wagen, die Götter um Hilfe für einen feigen Mord anzurufen!« Sie lehnte sich herüber, faßte mich bei den Schultern und sah mir in die Augen. »Mach dir keine Vorwürfe«, sagte sie fest. »Ich liebe dich. Wie kann es dir leid tun, mich zu lieben?«
»Es tut mir nicht leid«, antwortete ich. »Aber ich mache mir die größten Vorwürfe, daß ich dich in Gefahr gebracht habe.«
»Wenn es dir nicht leid tut, daß du mich liebst, werde ich nicht so tun, als hätten wir uns gestritten und ich kehrte verärgert nach Hause zurück.«
»Dann müssen wir sofort heiraten. Ich werde mich noch heute erkundigen, wie die rechtliche Situation ist. Ich bin kein römischer Bürger, und vielleicht brauche ich eine besondere …«
»Auch das werde ich nicht tun! Ich lasse mich nicht von diesen Leuten herumschubsen, und ich werde auch nicht Cluim und die anderen von ihrem Zuhause fortschicken. Ich kenne einen Druiden. Er segnet jedes Jahr unseren Obstgarten, und wir geben ihm einen Korb Äpfel und einen Krug Met, der mit unserem eigenen Honig gebraut ist. Ich werde mit ihm über diese widerwärtige, grausame Aurelia Bodica reden und hören, was er zu dem feigen Mord zu sagen hat!«
»Nein!« rief ich alarmiert.
»Du weißt nichts über unsere alte keltische Religion. Dies«, sie stieß wieder mit dem Fuß gegen die Fluchtafel – »dies ist eine Parodie, eine Pervertierung des Druidentums, eine Mißbildung, eine krankhafte Wucherung. Sie haben kein Recht, jemanden zu ermorden, und die meisten Druiden lehnen Ritualmorde entschieden ab. Außerdem bin ich nicht jemand, den sie ermorden könnten. Jeder weiß, daß ich die Götter ehre. Sie könnten mich nicht aufhängen, bloß weil sie dich hassen.«
»Wenn sie dieses Königreich der Briganten errichten wollen, würden sie dich des Verrats bezichtigen, weil du hilfst, ihre Pläne zu durchkreuzen.«
»Sie mögen das wollen, aber wieviel Unterstützung haben sie? Es gibt zweifellos Leute, die hoffen, daß ein Umsturz ihnen Gelegenheit gibt, sich an einem Feind zu rächen oder einen Gläubiger loszuwerden. Es gibt ehrgeizige Adlige, die davon träumen, selbst wieder Macht auszuüben, statt sich vor Legaten und Präfekten zu verbeugen. Es gibt Druiden, die ein Ende der Verfolgung herbeisehnen. Wahrscheinlich gibt es genügend solche Leute, daß sie bei ihren geheimen Versammlungen zu der Überzeugung kommen, alle Welt unterstütze sie. Aber es wird keinen allgemeinen Aufstand der Briganten mehr geben und schon gar nicht hier in der Nähe des Walls. Wir sind von den römischen Streitkräften abhängig, um unseren Lebensunterhalt zu verdienen. Wenn die Truppen nicht mehr unser Korn und unser Fleisch kauften, würde diese ganze Region zugrunde gehen. Und ein Bündnis mit den kaledonischen Stämmen würde bedeuten, ihnen aus freien Stücken unsere Farmen zur Plünderung anzubieten – nein, nein, nein! Die ganze Sache ist ebenso absurd wie diese Idee einer contanischen Prinzessin, sich zur Königin von Brigantia krönen zu lassen. Nein. Du bist weder Brite noch Farmer, sonst würde es dir klar sein, daß diese Leute keine Macht auf dem Lande haben.«
»Sie hatten immerhin genug Macht, um zumindest einen Mann zu ermorden und ungestraft davonzukommen, weil man sie so sehr fürchtete.«
»Einen Mann aus der Stadt, der irgend etwas getan hat, was sie beleidigt! – Nein. Mein Liebster, ich behaupte ja keineswegs, daß diese Leute nicht gefährlich sind. Ich weiß über sie Bescheid, ich weiß, wie gefährlich sie sind – aber nicht für mich. Für dich, ja, denn du bist ein Fremder und nicht hier ansässig, und niemand würde es wagen, sie deinetwegen herauszufordern. Aber ich kann dir helfen. Ich kann mit den Druiden sprechen, die ich kenne, den echten Anhängern der alten Religion, nicht diesen ungebetenen Besuchern aus dem Süden. Ich denke, sie werden helfen. Sie wollen nicht, daß die Selgoven und die Votadiner aus dem Norden in unser Land eindringen, ebensowenig wie wir Farmer und alle anderen Bewohner dieses Landes das wollen. Es genügt, daß jemand wie ich mit ihnen spricht und sie um ihre Hilfe bittet.«
»Pervica«, sagte ich entsetzt. »Das darfst du nicht.«
»Du willst es mir verbieten?« fragte sie herausfordernd.
»Dazu habe ich kein Recht. Aber du solltest es nicht tun. Selbst wenn es wirklich stimmt, daß deine Sicherheit durch die Druiden nicht gefährdet ist, du würdest trotzdem nicht sicher sein. Wir dürfen Arshaks
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