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Die Reiter der Sarmaten

Die Reiter der Sarmaten

Titel: Die Reiter der Sarmaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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natürlich eifersüchtige Ehemänner und Liebhaber nicht selten wegen der Wahl der Frau auf Tod und Leben miteinander kämpfen.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete ich Facilis. »Es würde vermutlich riskant für sie sein, nicht wahr? Und schwierig, in Eburacum unbemerkt allein zu sein. Aber spielt das eine Rolle?«
    Er schnaubte verächtlich. Natürlich spielte es für ihn eine Rolle, aber er hatte nicht die Absicht, darüber zu diskutieren. »Und was hat sie Euch angeboten?« fragte er.
    »So weit sind wir nicht gekommen. Ich sagte ihr, eher würde ich meine Männer auf dem Rücken ihrer Pferde ins Meer führen, als mich auf ihr Wort verlassen.«
    »Und was passierte dann?« Unwillkürlich senkte er die Stimme. »Das war nämlich der Punkt, der keinen Sinn ergab: wie Ihr ohne den geringsten Hinweis auf einen Kampf im Wasser gelandet seid. Hat sie … Ihr sagtet, sie verständen sich angeblich auf Zauberei, diese Druiden …«
    »Das mag richtig sein, aber sie verließ sich nicht auf Zauberkünste. Als sie uns auf der Straße begegnete, holte sie Wein aus ihrem Wagen, womit sie angeblich bekräftigen wollte, daß dieses ganze Gespräch unter dem heiligen Band der Gastfreundschaft stände. Mein Becher war mit einem Betäubungsgift präpariert. Schon bevor ich ihren Vorschlag zurückwies, ja bevor sie ihn mir überhaupt unterbreitete, hatte sie den Becher vergiftet.« Ich fand es unerwartet demütigend, dies zuzugeben und mich an meine Hilflosigkeit zu erinnern.
    »Arshak war im ersten Augenblick ärgerlich, er wollte kämpfen«, fuhr ich nach kurzer Pause fort. »Aber sie erklärte ihm, wenn er mich im Zweikampf tötete, würde man ihn wegen Mordes anklagen. Schließlich redete sie ihm die Jagdgeschichte ein und schickte ihn weg. Sie wollte ihn nicht dabeihaben, wenn sie mich ertränkte – vermutlich sollte er nicht sehen, wie sehr sie es genoß.«
    Ich wandte mich von dem geschlossenen Fenster ab und ging zum Tisch zurück, wo die Bleirolle mit meinem Namen erschreckend kalt und tödlich aussehend im Lampenlicht lag. »Aber vermutlich verdanke ich diesem Betäubungsgift mein Leben. Seine Wirkung hatte mich schwach und willenlos gemacht, und ich war wie erstarrt, als sie mich ins Wasser rollte. Ich konnte mich nicht wehren. Sie sagte, sie hätte vorher noch nie einen Menschen ertränkt, nur Tiere – und Tiere würden um ihr Leben gekämpft haben. Sie muß mich schließlich auf den Rücken gerollt haben, um mein Gesicht zu sehen und sich zu überzeugen, daß ich tot war, bevor sie mich verließ. Und diesem Umstand verdanke ich, daß ich noch am Leben war, als man mich in Pervicas Haus brachte. Marcus Flavius, was soll ich bloß tun? Ich dachte, nur mein Leben wäre bedroht. Aber sie würden aus reiner Bosheit auch sie töten.«
    »Ihr könntet Euch an den Legaten wenden oder Eurem Freund, dem Prokurator der Flotte, schreiben, vielleicht sogar dem Statthalter.«
    »Ich? Da ist noch ein anderer Geist, der uns nicht losläßt – ein Fürst der Jazygen, der Stoßtrupps über den Danuvius führte und aus einem römischen Schädel trank. Man traut mir nicht über den Weg. Ihr selbst habt vor wenigen Wochen den Befehl erhalten, mich unter Arrest zu stellen. Welcher römische Prokurator oder Statthalter würde glauben, was ich über die Gemahlin eines Legaten sage?«
    »Ich würde für Euch bürgen.«
    »Ihr könnt Euch nicht für etwas verbürgen, was Ihr nicht selbst gesehen habt. Nichts, was Ihr sagen würdet, könnte mir helfen. Man würde mich wegen Verleumdung festnehmen, meine Männer würden meutern, ich würde wahrscheinlich im Gefängnis ermordet werden, ohne in der Lage zu sein, mich zu verteidigen. Und was ist mit den anderen Offizieren hier? Würde Comittus für mich bürgen? Oder würde er sagen, was seine Verwandte ihm aufträgt?«
    »O Götter! Ich weiß es nicht. Ich mag Lucius – aber ich weiß es nicht. Was wir wirklich brauchen, sind einige Verbündete im britischen Lager. Hm, was ist mit diesem anderen Freund von Euch, der weder Römer noch Sarmate noch Brite ist? Könnte er nicht als Zeuge für Euch aussagen?«
    »Wenn er oder seine Freunde sich beim Gericht meldeten, müßten sie mit einem Todesurteil rechnen.«
    »Was sind sie denn? Schmuggler? Christen? Nun, was auch immer. Ihr wollt also abwarten, ohne etwas zu unternehmen, und hofft, daß sie oder Siyavak etwas zutage fördern, was Ihr als Beweismittel verwenden könnt?«
    Ich nickte deprimiert. »Ich war ein Narr, auch nur an eine Heirat

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