Die Reiter der Sarmaten
erhielt ich zwei Botschaften.
Die erste, welche Leimanos mir um die Mitte des Nachmittags überbrachte, war von Arshak.
»Er machte keine Schwierigkeiten wegen des sicheren Geleits«, berichtete der Führer meiner Leibwache, »und er behandelte uns ehrenhaft. Deine Botschaft hörte er schweigend und ohne sichtbaren Ärger an; offenbar hatte er die Herausforderung zum Zweikampf erwartet. Er trug mir auf, dir folgendes zu sagen: ›Sohn des Arifarnas, es freut mich zu sehen, daß deine Anbiederung an die Römer dir noch nicht den Mut genommen hat. Ich bin ein sarmatischer Fürst von königlichem Blut, und ich werde dir als der entgegentreten, der ich bin. Tritt du mir als der entgegen, der du warst, und ich werde auf meinen Sieg aus deinem Schädel trinken.‹«
Leimanos schnaubte zornig und verächtlich über Arshaks Worte, dann fuhr er fort: »Die Römer in Condercum argwöhnen nichts, da bin ich sicher – allerdings sind sie ziemlich verärgert über ihn, weil seine Männer ständig mit ihren streiten und er nichts unternimmt, um das zu unterbinden. Der halbe Drache hatte Barackenarrest, als ich ankam, und ein Mann war wegen eines Zweikampfes hingerichtet worden. Die Atmosphäre in Condercum ist so von Haß vergiftet, daß jeder jedem mißtraut – ich dankte den unsterblichen Göttern für Cilurnum.
Den Römern gefiel der Gedanke, daß Arshak mit dir auf die Jagd gehen soll. Sie hatten gehört, daß die Dinge bei uns besser laufen, und sie hoffen wohl, du könntest ihn überreden, sich weniger arrogant aufzuführen. Arshak hat übrigens keine Einwendungen gegen ein zeitliches Hinausschieben; er sieht ein, daß das Duell mit größter Vorsicht arrangiert werden muß, und wird darauf achten, daß sein Verbindungsoffizier keinen Verdacht schöpft. Er schlägt sogar zwölf statt der von uns angeregten zehn Tage vor, und wir haben, dein Einverständnis vorausgesetzt, den fünfundzwanzigsten des Monats als Termin für das Treffen vorgesehen.«
Das kam mir recht sonderbar vor. Dieses geduldige Abwarten entsprach so gar nicht der Art des Arshak, den ich kannte. Ich fragte mich, ob seine Verbündeten wieder ein Komplott planten, eine neue Invasion oder einen Aufstand. Aurelia Bodica mußte wohl das Gefühl haben, daß die Untersuchungen, die jetzt in Eburacum und Corstopitum durchgeführt wurden, ihr gefährlich werden könnten. Sie würde sicherlich versuchen, so rasch zuzuschlagen, wie das möglich war. Facilis war an diesem Morgen nach Corstopitum aufgebrochen, um seine Untersuchungen mit den beiden von Comittus bestätigten Rädelsführern der extremistischen Druiden zu beginnen. Ich konnte nur hoffen, daß sie Ergebnisse brachten.
»Mir wären zehn Tage lieber als zwölf«, erklärte ich Leimanos. »Sollen wir sagen, elf? Ich werde ihm einen entsprechenden Brief schicken, der natürlich so verschlüsselt ist, daß die Römer ihn lesen dürfen. Hast du einen Platz für das Treffen gefunden?«
»Noch nicht. Er hat zugesagt, sich nach einem geeigneten Platz zwischen Onnum und Vindovala umzusehen, ungefähr je zehn Meilen von unseren beiden Forts entfernt. Er wird einen Boten schicken, wenn er etwas gefunden hat.«
»Hoffentlich ist ihm klar, daß er seinem Boten größte Vorsicht einschärfen muß. Die Römer hier sind weniger arglos als die in Condercum. Facilis vor allem ist sehr mißtrauisch und schwer zu täuschen. Wenn er herausfindet, daß ich überhaupt irgendwelche Kontakte zu Arshak habe, wird er Verdacht schöpfen.«
»Arshak weiß, daß wir vorsichtig sein müssen, mein Fürst. Und er schien mir ganz wild auf diesen Kampf zu sein.«
Leimanos betrachtete mich eingehend, um meine Stärke für den Kampf abzuschätzen. Was er sah, befriedigte ihn offenbar nicht. »Ich hoffe, daß dein Bein …«, begann er ängstlich.
»Wenn ich mein Bein benutzen muß, bin ich ein toter Mann. Ich werde mich auf Farnas Beine verlassen.«
Er runzelte die Stirn; ich konnte ihm ansehen, daß er daran dachte, wie ich bei unseren Invasionen über den Danuvius gewesen war, und den starken Kämpfer von damals mit dem Krüppel verglich, der ich heute war. Er seufzte. »Ja, mein Fürst.«
Die zweite Botschaft kam am späten Abend. Ich hatte mich gerade schlafen gelegt, als Eukairios an die Seite meines Wagens klopfte. Ich stand auf und fand ihn draußen in der Kälte und Dunkelheit stehen. Es war die Zeit des Neumonds, und das Lagerfeuer war bis zur Asche heruntergebrannt, in der nur noch ein paar Funken glühten. Ich
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