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Die Reiter der Sarmaten

Die Reiter der Sarmaten

Titel: Die Reiter der Sarmaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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diesem Traum noch etwas anderes, das dir gefallen wird: Sie gab mir einen Drachen, der mich auf diese Erde zurückbringen sollte, und es war unser Drache, unsere Standarte.«
    Leimanos grinste. »Ich akzeptiere das Omen!« rief er und hob erneut die Hand.
    »Mir hat es auch gefallen«, sagte ich. »Ich werde es Pervica gleich erzählen. Und wenn ich aus einem Königreich von Witwen zu wählen hätte, Leimanos, ich glaube nicht, daß ich eine bessere Wahl hätte treffen können, als ich sie hier getroffen habe.«
    »Sie ist eine edle und tapfere Dame«, sagte Leimanos, der jetzt viel glücklicher aussah. »Richte ihr meine respektvollen Grüße aus. Ich muß jetzt zurückreiten und die Männer zusammenholen. Wir müssen bald aufbrechen, wenn wir Condercum noch heute erreichen wollen. Kann ich Banaspados erzählen, was du gesagt hast?«
    »Ja. Viel Glück dann, Bruder.«
    Er grinste, ließ sein Pferd tänzeln, als er wendete, und galoppierte die Straße hinauf.
    Als ich mein Pferd angebunden hatte und an die Haustür klopfte, stellte sich heraus, daß Pervica und Flavina uns die ganze Zeit durch die Spalte der Fensterläden beobachtet hatten.
    »War das nicht Leimanos, der Führer Eurer Leibwache, mit dem Ihr gesprochen habt?« fragte Flavina, als sie mich einließen. »Wohin reitet er in solcher Eile?«
    »Ich hatte einen Auftrag für ihn«, antwortete ich ausweichend. »Er läßt sich den Damen empfehlen.« Ich hatte nicht die Absicht, in ihrer Gegenwart über Arshak zu reden; sie würde es mit Sicherheit ihrem Bruder erzählen.
    Pervica blieb noch einen Augenblick in der geöffneten Tür stehen und sah ängstlich Leimanos nach, bis er im Südtor des Forts verschwand.
    »Ihr habt sehr ernst miteinander gesprochen«, sagte sie, sich zu mir umdrehend.
    »Ja«, bestätigte ich. »Ich hatte letzte Nacht einen Traum, den ich als Omen betrachte. Er ist von großer Bedeutung auch für dich, daher bin ich gekommen, um ihn dir zu erzählen.« Sie wurde blaß und sah so beunruhigt aus, daß ich lächelnd hinzufügte: »Es war ein guter Traum.«
    Auch ihr gefiel der Traum, er gab ihr neuen Mut. Flavina, die uns während der ganzen Zeit meines Besuchs Gesellschaft leistete – wie die römische Etikette es verlangte –, war ebenfalls beeindruckt, vor allem von Tirgataos Aufforderung an Pervica, mich zu hänseln. »Ja, so redet jemand wirklich!« rief sie aus. »Hat sie Euch gehänselt?«
    »Ja«, antwortete ich. »Immer. Wir sind uns zum erstenmal begegnet, als sie mich bei einem Pferderennen schlug, und sie sagte immer, ich hätte sie geheiratet, um das Pferd zu bekommen.«
    Während ich das sagte, wurde mir plötzlich bewußt: Zum erstenmal seit ihrem Tod konnte ich an Tirgatao denken, ohne von dem Bild gequält zu werden, wie sie in den Flammen verbrannte. Zum erstenmal erinnerte ich mich an sie, wie sie gewesen war, lachend und voll Leben.
    Flavina kicherte. Pervica legte die Hand vor den Mund.
    »Was ist aus dem Pferd geworden?«
    Es war eine unglückliche Frage. »Die Zweite Pannonische Kavallerieala hat es genommen«, antwortete ich bitter.
    »Die Zweite … was hatten sie damit zu tun?«
    »Tirgatao hatte das Pferd bei unseren Hauswagen. Als die Soldaten sie getötet hatten, trieben sie das Pferd mit dem Rest der Herde fort.«
    »Oh!« sagte Pervica, die ganz weiß geworden war. »Oh, es tut mir leid. Ich wußte nicht … ich wußte gar nicht, daß … ich dachte, sie wäre eines natürlichen Todes gestorben. Du hattest es nicht gesagt.«
    Die Feststellung, daß ich nie zu ihr darüber gesprochen hatte, beschämte mich. Mir wurde plötzlich klar, wie wenig wir voneinander wußten. Ich würde ihr eines Tages sagen müssen, auf welche Weise Tirgatao gestorben war. Aber im Augenblick war genügend Tod um uns, ohne daß wir den Tag auch noch damit verdüsterten. Ich schwieg, ich wußte nicht, was ich sagen sollte.
    Es war Flavina, die das unbehagliche Schweigen brach. »Es fällt schwer, sich vorzustellen, daß Ihr früher auf der anderen Seite des … des Walls wart, wollte ich sagen, aber es war die andere Seite des Danuvius, nicht wahr? Gajus sagt, Eure Männer brüsten sich immer mit ihren Erfolgen bei Stoßtruppunternehmen über den Danuvius. Irgendwie kommt mir der Gedanke seltsam vor, daß Ihr solche Dinge gemacht habt.«
    »Zur damaligen Zeit schien das eine natürliche Sache zu sein«, erwiderte ich.
    »Wieso?« fragte Pervica. Offenbar war auch sie sich bewußt, wie wenig wir voneinander wußten. Sie lehnte

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