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Die Reiter der Sarmaten

Die Reiter der Sarmaten

Titel: Die Reiter der Sarmaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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sich ein wenig auf der Kline vor und beobachtete mich gespannt. »Ich kann mir nicht vorstellen, daß es dir natürlich zu sein schien. Das Leben auf der anderen Seite jenes Flusses muß sehr verschieden von dem unseren gewesen sein.«
    »Die Dinge sind dort anders«, versuchte ich zu erklären. »Meine Gründe für die Überfälle auf die von den Römern beherrschten Gebiete jenseits des Danuvius erschienen mir damals völlig plausibel. Ich brauchte Herden und Gold und andere Reichtümer, um mir ein Vermögen zu schaffen, und dort jenseits des Flusses, in Pannonien und Moesien, gab es sie. Überall pries man den Wagemut und das Geschick der Kommandeure, die kühn genug waren, mit ihren Stoßtrupps weit in feindliches Gebiet einzudringen; und ich brauchte Kriegsruhm noch mehr als Reichtum.«
    »Warum brauchtest du Vermögen und militärische Erfolge?« fragte Pervica.
    »Oh, das ist eine komplizierte Geschichte!«
    »Macht nichts.« Sie lächelte jetzt. »Komm, erzähl es mir.« Ich zögerte, dann breitete ich die Hände aus und fügte mich. »Mein Vater Arifarnas hatte einen Feind namens Rhusciporis, mit dem er seit langer Zeit im Streit über Weiderechte auf den Sommerweiden lag. Der König schätzt es nicht, daß seine Zepterträger sich untereinander befehden, weil es die Nation schwächt, aber er mag auch keinen der Mächtigen in seinem Reich vor den Kopf stoßen. Er zögerte, die Angelegenheit durch einen Schiedsspruch zu entscheiden, und so schleppte der Streit sich weiter und weiter.
    Eines Tages dann überfiel Rhusciporis meinen Vater, als der gerade die Herden eines seiner Gefolgsleute inspizierte, und sie kämpften miteinander. Rhusciporis siegte und nahm den Kopf meines Vaters als Trophäe. Mein Vater hatte keine Brüder, die ihn beerben konnten, und keine Söhne außer mir – und ich befand mich außerhalb unseres Landes. Da also niemand da war, der das Zepter übernehmen konnte, mußte meine Familie einen Blutpreis akzeptieren und schloß einen Friedenspakt mit dem Mörder. Sie konnten nicht einmal den Kopf meines Vaters zurückfordern. Rhusciporis behielt ihn und ließ aus dem Schädel ein Trinkgefäß machen – ein Brauch in unserem Volk, wenn jemand einen mächtigen oder besonders geschätzten Gegner im Zweikampf tötet.
    Als meine Mutter und meine Schwestern den Friedenspakt beschworen hatten, brachte Rhusciporis die strittigen Weiderechte erneut vor den König, und der König entschied zu seinen Gunsten ich befand mich noch außer Landes, und außerdem war ich kaum achtzehn zu der Zeit, so daß es ihn nicht bekümmerte, mich, den zukünftigen Zepterträger, durch diesen Spruch zu verletzen.«
    »Wo warst du?«
    »Ich war jenseits des Kaspischen Meers, ungefähr sechzehnhundert Meilen von zu Hause entfernt, als der Bote meiner Familie mich fand und mich in die Heimat zurückrief. Mein Plan war gewesen, mit meinen Gefährten bis zum Jadetor des Seidenlandes vorzudringen.«
    »Warum?« fragte sie, verwirrt von solchen Entfernungen. »Warum so weit?«
    Ich lachte. »Diese Geschichte wächst sich mit jeder Frage weiter aus. Um Ruhm zu gewinnen! Ich war verrückt nach Ruhm, als ich jung war. Ich wollte in den Gebirgen des Nordens mit einem Greif kämpfen und ihm sein Gold rauben. Ich wollte die Sonnenpferde reiten und eine Prinzessin aus einem eisernen Turm befreien. Ich wollte alles tun, was großartig, verwegen, unerhört, herrlich war; alles, was unsere Sagen und Lieder priesen. Ich war unzufrieden mit der Welt und wollte mehr. Und auf jeden Fall wollte ich mehr von der Welt sehen, als nur mein eigenes Land. Wir waren langsam gereist, hatten uns Zeit genommen, alles zu sehen, und der Bote meiner Familie holte uns ohne Schwierigkeiten ein, aber trotzdem dauerte es Monate, bis ich heimkam.«
    »Ich bin nie weiter von Corstopitum weggewesen als einmal bis Eburacum«, sagte Pervica leise.
    »Für mein Volk ist es leichter, zu reisen, als für deins«, erklärte ich ihr. »Als wir uns auf den Weg zum Jadetor machten, nahmen wir unsere Wagen mit und eigene Herden, um uns unterwegs zu versorgen. Wir erbaten uns jeweils Weiderechte von den Stämmen, durch deren Gebiet wir reisten. Im Grunde war es nicht viel anders, als wenn wir von den Weidegründen des Frühlings zu denen des Sommers zogen. Bis zum Kaspischen Meer waren wir im Gebiet sarmatischer Stämme, und danach zogen wir durch das Land der Massageten und der Daher, die unsere Sprache verstehen.«
    Sie nickte und sah mich mit einem sehnsüchtigen

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