Die Reiter der Sarmaten
größer und etwas schwerer, aber sein Gesicht zeigte den gleichen bekümmerten und freundlich-hilfsbereiten Ausdruck.) Leimanos und Banaspados waren beide erschienen, schläfrig und mit zerzaustem Haar, ihre Wagen standen natürlich ganz in der Nähe meines Lagers. Sie waren überzeugt, daß irgend etwas im Gange war, und entschlossen, es sich nicht entgehen zu lassen. Sie hatten sich ans Feuer gesetzt und beobachteten Elpides mißtrauisch und mürrisch: wieder einer der fremden Verbündeten ihres Herrn, in Pläne verwickelt, von denen sie aus geschlossen waren.
»Ich bin Euch zu Dank verpflichtet«, sagte ich zu Elpides. »Wie Ihr sagtet, habt Ihr Euch ein Pferd geborgt. Darf ich Euch eins zum Geschenk machen?«
Er starrte mich mit offenem Mund an. »Ich … ich könnte mir kein Pferd halten, Fürst Ariantes! Ich habe weder das Geld dazu noch den Platz, um es unterzubringen. Und ich kann kaum reiten.«
Ich ging in den Wagen zurück und holte meinen letzten goldenen Trinkbecher heraus – die anderen hatte ich alle als Bestechungsgeschenke weggegeben. Dann füllte ich den Becher mit Silber aus dem Vorrat, den ich unter meinem Bett aufbewahrte, und brachte ihn Elpides.
»Dann nehmt dies als Zeichen meiner Dankbarkeit, daß Ihr heute abend noch hergeritten seid«, sagte ich zu ihm. »Ein anderer Mann würde wohl bis zum morgigen Tag gewartet haben. Wann reitet Ihr zurück?«
»Ich werde gleich aufbrechen, Fürst Adriantes«, stammelte Elpides, dessen Blicke zwischen mir und dem Becher hin- und herwanderten. »Ich kann es nicht wagen, morgen früh von der Arbeit wegzubleiben. Man würde mich dafür schlagen. Ich … dies sind Denare! Fürst Ariantes, Ihr könnt nicht meinen …«
»Ich habe gesagt, daß es ein Zeichen meiner Dankbarkeit ist. Haltet Ihr meine Dankbarkeit für schäbig? Hier ist die Antwort auf den Brief, den Ihr gebracht habt. Seht bitte zu, daß er mit der gleichen Eile befördert wird wie der, den Ihr gebracht habt. Wenn Ihr jetzt aufbrechen wollt, könnt Ihr Euch gern uns anschließen.«
Ich wandte mich auf Sarmatisch an meine beiden Getreuen: »Leimanos, Banaspados, unsere Feinde sind in unserer Hand, sie werden vernichtet sein, bevor der Monat vorbei ist! Gebt den Männern der Leibwache den Befehl, sich marschbereit zu machen. Wir reiten heute nacht.«
Sie sprangen beide auf, ihre argwöhnische Verdrossenheit schlug in triumphierende Freude um.
»Heute nacht?« kam von hinten ein lateinisches Echo.
»Heute nacht, Eukairios, und das gilt auch für dich«, sagte ich, wieder ins Lateinische wechselnd. »Daß du jetzt schlafen könntest, halte ich nicht für wahrscheinlich. Facilis ist noch in Corstopitum, und wir brauchen seine Hilfe. Wir können ebensogut jetzt reiten wie am Morgen. Leimanos, ich übertrage dir den Befehl über den Drachen.«
»Mein Fürst …«, begann Leimanos, der offenbar protestieren wollte.
»Es wird keinen Kampf geben«, unterbrach ich ihn grinsend. »Das verspreche ich dir. Sie werden durch Tinte und ein paar Blätter aus Buchenholz sterben. Die Leibwache nehme ich nur mit, damit sie mir den Rücken freihält. Eukairios, denke daran, genügend Schreibzeug mitzunehmen. Leimanos, bevor wir aufbrechen, werde ich Longus verständigen, wohin ich reite. Comittus brauchst du nichts zu sagen, was mit dieser Sache zusammenhängt.«
»Du hast doch gesagt, er wäre unschuldig!« wandte Leimanos ein.
»Das ist er – aber er hat Freunde, die es nicht sind. Kann man von ihm verlangen, daß er bei ihrer Vernichtung mitwirkt? Weißt du, ob Longus zu Hause ist?«
»Er sagte, er wolle Fortunatus besuchen.«
»Gut. Jemand kann mir das Haus zeigen, ich werde mich dort von ihm verabschieden.«
Wenige Minuten später galoppierten wir aus dem Lager, einunddreißig gepanzerte und bewaffnete Sarmaten und zwei mühsam Schritt haltende Schreiber. Nach einer Stunde trafen wir in Corstopitum ein.
Wir ließen einen arg mitgenommenen Elpides bei den städtischen Gebäuden zurück und ritten zum Tor des Militärbezirks hoch. Es war kurz vor Mitternacht. Die Wachen waren überrascht und alarmiert, als sie uns kommen sahen, beruhigten sich aber, als ich nach Flavius Facilis fragte. Sie wußten, daß er den Druidenmord untersuchte, und in einem solchen Fall waren nächtliche Alarme zu erwarten. Sie schickten einen Boten zum Haus des Kommandanten, wo Facilis wohnte, und gestatteten uns, die Pferde in den Ställen des Forts unterzustellen. Es brannte bereits Licht im Haus des
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