Die Reiter der Sarmaten
erkannte Eukairios lediglich an der Stimme. Bei ihm war ein Mann, den er als Elpides, seinen Freund aus Corstopitum, vorstellte.
Ich sprang vom Wagen herab und zog meinen Mantel über. »Ich glaube, ich stehe tief in Eurer Schuld«, sagte ich zu Elpides, als ich ihm die Hand schüttelte. »Habt Ihr nicht Eukairios einen Brief geschickt, als Gatalas meuterte?«
»Dafür schuldet Ihr mir keinen Dank«, erwiderte er. »Ich habe nie in meinem Leben etwas mit so großer Freude getan, wie diesen Brief zu schicken. Gott muß mir geholfen haben, ihn zu schreiben. Wenn Ihr und Eure Männer nicht so schnell gekommen wärt, würden die Barbaren Corstopitum geplündert haben. Ich bringe Euch heute nacht wieder einen Brief, Fürst Ariantes. Ich habe mir ein Pferd geborgt und bin nach Cilurnum geritten, sobald meine Arbeitszeit beendet war, weil die Person, die ihn mir gab, sagte, es sei dringend. Der Brief kommt von Eburacum.«
Er gab ihn mir in die Hand. Das Wachssiegel trug eine Prägung, die meine Finger als eine drachenförmige Mantelschließe erkannten. Siyavak.
Ich dankte Elpides und fragte ihn, ob er nach dem anstrengenden Ritt Hunger habe; er bejahte, und ich ließ einen Mann der Leibwache Brot und gebratenes Fleisch holen. Einen Platz zum Schlafen lehnte er ab; er müsse noch in der Nacht nach Corstopitum zurückreiten, sagte er, weil er am Morgen an seinem Arbeitsplatz erwartet werde. Während er an dem wieder angefachten Feuer sein Essen verzehrte, zündete ich im Wagen eine Öllampe an und ließ mir von Eukairios den Brief vorlesen.
Er enthielt alle Informationen, die ich mir nur wünschen konnte. Arshak und Bodica hatten Siyavak als einen der Ihren akzeptiert, und er wußte genügend Namen und Verbindungen und Treffpunkte, um beide zu überführen. Er legte das in wenigen Zeilen dar, knapp, deutlich und vernichtend.
Der Brief schloß: »Die Ereignisse während Deines Aufenthalts in Eburacum haben sie alarmiert. Sie hat ihre Pläne beschleunigt. Arshak ist aufgefordert worden, am 26. Januar mit seinem Drachen zu meutern; zur gleichen Zeit soll eine Invasion der Selgoven und Votadiner stattfinden. Man hat ihnen Rache für die frühere Niederlage in Aussicht gestellt und ihnen Corstopitum und das ganze Land ringsum zur Plünderung freigegeben. Sie will, daß mein Drache am gleichen Tag meutert und daß wir möglichst viele Offiziere der Sechsten Legion töten, um deren Kampfkraft zu lähmen. Sie hat Verbündete innerhalb der Legion« – es folgten Namen –, »die im Falle eines Fehlschlags den Ausbruch aus der Festung ermöglichen sollen. Es wird auch Aufstände in« – er gab die Namen von zwei weiteren Forts an – »und an anderen Plätzen geben, von denen ich nichts weiß.
Ich habe den Schreiber gebeten, für schnellste Beförderung des Briefes zu sorgen, und hoffe, daß Du mir unverzüglich Hilfe schicken kannst. Es ist höchste Eile geboten, Fürst. Ich werde nicht meutern, aber wenn ich mich ihr offen widersetze, bin ich ein toter Mann. Wenn Du schnell handelst, wirst Du alle Beweise bekommen, die Du brauchst. Fürst, ich bitte, ich flehe Dich an, beeile Dich. Sie ist eine Hexe und eine Dienerin der Lüge, ich habe Angst vor ihr. Ich war froh, die Götter wissen, wie froh, über den Brief, den Du mir dagelassen hast, und ich bin dem Mann, der diesen Brief schreibt, dankbar, aber hier ist die Nacht finster. Ich erwarte Deine Antwort.«
Der Brief trug das Datum vom 9. Januar, nur einen Tag nach meiner Abreise aus Eburacum; heute war der 13. Januar. Ich diktierte auf der Stelle einen Antwortbrief, in dem ich ihm mit herzlichsten Worten dankte, ihm Mut zusprach und ihm zusicherte, daß aufgrund der Informationen, die er mir geliefert hatte, Bodicas Umtriebe vor dem festgesetzten Termin gestoppt würden. Ich riet ihm eindringlich, sich Bodica gegenüber keine Blöße zu geben, nichts preiszugeben und sich von den Römern festnehmen zu lassen, als wäre er wirklich ein loyaler Verbündeter der Verschwörer, damit diese keinen Verdacht schöpften. Ich würde dafür sorgen, daß er aus dem Gefängnis freikam, sobald seine Feinde in sicherem Gewahrsam waren; und er werde als der Rächer seines Fürsten Anerkennung und Ruhm ernten.
Ich unterzeichnete den Brief, siegelte ihn und nahm ihn mit nach draußen. Meine Erregung und meine Freude waren so ungeheuer groß, daß ich hätte schreien mögen. Elpides beendete gerade sein Mahl. (Das Licht des Feuers zeigte, daß er etwas jünger als Eukairios war, etwas
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