Die Reiter der Sarmaten
klammern, weil ich zunächst die Lanze wieder in den Griff bekommen mußte. Es dauerte lange, bis ich mich hochgezogen hatte; mein linkes Knie weigerte sich, die Operation zu unterstützen, und mein rechter Fuß hatte fast den Steigbügel verloren. Durch die Rufe der Zuschauer konnte ich die Hufschläge von Arshaks Pferd hören, der mir nachsetzte.
»Lauf, mein Schatz«, rief ich Farna zu und stupste sie leicht mit dem Ellbogen, da meine Füße und Hände voll beschäftigt waren. Sie schnellte die Ohren zurück, ihre Beine griffen weit aus, und sie vergrößerte den Abstand zu dem Verfolger. Ich schaffte es, den rechten Fuß wieder ganz in den Steigbügel zu bringen und mich mit einem kräftigen Ruck aufzurichten. Arshak ging zu einem langsameren Galopp über und brachte die Lanze in Angriffsposition. Ich galoppierte einmal rund um den Ring, um mich wieder zu sammeln.
Arshak folgte auf der inneren Spur, dann wendete er, ritt in die entgegengesetzte Richtung und beschleunigte die Geschwindigkeit. Ich beobachtete wieder sein Gesicht, als er auf mich zu galoppierte.
Diesmal flackerten die Augen nicht, das eiskalte Blau der Pupillen starrte unbeweglich und gnadenlos. Ich ließ Farna scharf nach links abdrehen, dann unmittelbar vor den Zuschauern wenden und galoppierte in die entgegengesetzte Richtung. Arshak preschte hinter mir her, und seine Männer jubelten ihm zu.
»Renne, Liebling«, flüsterte ich Farna ins Ohr; sie stürmte voran mit aller Kraft ihres tapferen Herzens, und der Abstand vergrößerte sich. Als ich genügend Vorsprung hatte, wendete ich, diesmal nach innen, um ihn im Vorbeigaloppieren von der Seite aus anzugreifen. Aber er merkte meine Absicht, brachte sein Pferd mit einem scharfen Zügelruck zum Halten und erwartete mich mit stoßbereiter Lanze. Ich schwenkte ab und ritt ein weiteres Mal um den Ring, und Arshak galoppierte in umgekehrter Richtung auf mich zu. Ich schwenkte nach links, nach rechts, wieder nach links, die Lanzenspitze folgte mir unbeirrbar. Plötzlich riß ich die Zügel so scharf an, daß Farna sich aufbäumte, und hielt, die Lanze zum Stoß ansetzend.
Er duckte sich, als seine Stute auf wenige Schritte heran war, und ließ sich so rasch zur Seite fallen, daß meine Lanze über seine Schulter hinweg durch die Luft surrte, während seine eigene Lanze so blitzschnell zustieß, daß mir völlig unklar war, wohin er gezielt hatte – bis ich den rasenden Schmerz in meinem linken Bein spürte. Durch die Schreie der Zuschauer konnte ich leise, aber deutlich das Knacken hören, als der schwache Knochen brach. Keuchend riß ich meine Lanze zur Seite, aber er brachte seine freie Hand hoch, und der Schaft knallte in seine offene Hand. Seine Finger umklammerten ihn, und ich war vom Schmerz zu benommen, um ihn losreißen zu können. Irgendwie brachte ich es fertig, den linken Absatz gegen Farnas Seite zu pressen – das Verdrehen des Knies schmerzte so unerträglich, daß ich fast geschrien hätte – und sie sprang mit einem Riesensatz nach rechts. Die Lanze hob mein Bein an – sie hatte den Panzer durchdrungen – und kam mit einem scharfen Ruck heraus, und ich spürte, wie das Blut warm das Schienbein hinunterlief.
Farna galoppierte nach rechts. Ich warf einen Blick zurück und sah, wie Arshak meine Lanze triumphierend schwenkte, bevor er sie zu Boden warf.
Ich mußte rasch zu Ende kommen, oder ich würde durch den Blutverlust ohnmächtig werden. Ich zog das Schwert und tastete mit steifen Fingern an der Schnalle des Gehänges. Endlich löste sie sich, ich riß die Scheide des Schwertes ab und rollte den langen Lederriemen wie ein Lasso um die Hand. Arshak wartete und beobachtete mich mit triumphierendem Grinsen. Die Spitze seiner Lanze war jetzt dunkel gefärbt.
Ich ließ Farna rechtsherum wenden – links wäre zu schmerzhaft gewesen – und galoppierte auf meinen Gegner zu. »Gutes Mädchen«, flüsterte ich, nach vorn über ihren Hals gebeugt. Feine, standhafte, geduldige Farna: Ich hatte recht daran getan, aus den Tausenden von Pferden, die ich früher besessen hatte, sie zu wählen und mit nach Britannien zu nehmen. Ich hielt das Schwert tief gegen Farnas gepanzerte Decke und hob die Augen, um Arshaks Gesicht zu beobachten, als ich zum letzten Mal angaloppierte. Meine einzige Hoffnung war, daß er glaubte, schon gewonnen zu haben, und vielleicht unvorsichtig war.
Er war nicht gerade unvorsichtig, aber es kümmerte ihn offenbar nicht, nach welcher Seite ich schwenkte,
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