Die Reiter der Sarmaten
»Verbindungsoffizier« in Condercum. Ich diktierte, Eukairios und Facilis schrieben. Um vier Uhr morgens lagen die Briefe, sorgsam versiegelt und nach Empfängern geordnet, in kleinen Stapeln auf dem Schreibtisch des Präfekten.
Ich dachte bei mir, wie seltsam es doch war, auf diese Weise eine Schlacht zu schlagen, mit geschriebenen, nicht einmal laut ausgesprochenen Worten einen abwesenden Feind zu vernichten, ohne daß dabei Ströme von Blut flossen. Und mir fiel auch ein, daß mein Einsatz in dieser Schlacht bereits abgeschlossen war. Die Briefe würden abgeschickt werden und ihre Adressaten erreichen. In ganz Nordbritannien würden Männer überwacht und Häuser durchsucht werden, und einige Tage später würde ein Aufstand erstickt werden, kurz bevor er beginnen sollte.
Die freudige Erregung, die ich in dieser Nacht empfunden hatte, ebbte plötzlich ab und wurde von einer tiefen Niedergeschlagenheit abgelöst. Ich war froh, daß ich mit Arshak kämpfen würde und nicht erleben mußte, daß er festgenommen wurde. Fast wünschte ich, ich hätte keinen Aufschub für den Kampf verlangt.
»Arshak wird nicht ins Gefängnis kommen«, sagte Facilis zu mir. Er hatte den Brief an den Tribun Severus geschrieben. »Ich denke«, fügte er mit ungewohnt sanfter Stimme hinzu, »daß er höchstwahrscheinlich bei dem Versuch, sich der Festnahme zu widersetzen, sterben wird.«
Ich blickte auf.
»Ihr macht Euch Sorgen um ihn«, sagte er.
»Ja«, erwiderte ich, »es macht mir Kummer.«
»Geht zu Bett. Die nächsten Tage wird sowieso nichts passieren, und außerdem könnt Ihr auf das, was jetzt ablaufen wird, keinen Einfluß mehr nehmen.«
Als ich am folgenden Nachmittag nach Cilurnum zurückkehrte, erfuhr ich, daß Arshak einen Boten geschickt hatte, um mir den von ihm ausgewählten Platz für das Duell anzuzeigen.
Die nächsten zehn Tage erschienen mir seltsam unwirklich. Der »wirkliche« Krieg, den ich in Gang gesetzt hatte, war wie ein Pfeil von der Sehne geflogen, und ich sah nichts mehr von ihm. Arshak erklärte sich mit dem von mir vorgeschlagenen Zeitpunkt für das Duell einverstanden: elf Tage nachdem ich Leimanos zu ihm geschickt hatte. Das Treffen würde am Mittag des 24. Januar stattfinden. Der Dienst im Fort lief mit der gewohnten Routine ab. Ich selbst übte mich im Fechten mit Speer und Schwert, bis mir die Arme schmerzten, und ich trainierte Farna, bis sie auf das leiseste Flüstern reagierte und dem leichtesten Fersendruck gehorchte. Leimanos ritt hinaus, um den Platz für den Zweikampf zu inspizieren, und erklärte nach seiner Rückkehr, er sei annehmbar. Ich wartete, äußerlich gelassen, darauf, daß etwas geschehen würde, aber es tat sich nichts.
Am Abend des Dreiundzwanzigsten rief ich alle Schwadronsführer zu mir und teilte ihnen mit, daß ich am nächsten Tag mit Arshak kämpfen würde. Sie hatten von den Männern der Leibwache gehört, was Arshak getan hatte, und sie wären entsetzt gewesen und hätten es als Schmach empfunden, wenn ich nicht bereit gewesen wäre, meine Ehre zu verteidigen. Sie nahmen meine Ankündigung mit begeisterten Rufen auf. Weniger begeistert waren sie, als ich ihnen das Versprechen abnahm, nichts über das Duell verlauten zu lassen, bis es vorüber war, und sie schwören ließ, keine Rache zu üben und den Anweisungen der römischen Militärbehörden zu gehorchen; aber sie taten, was ich verlangte.
Am nächsten Morgen stand ich früh auf, opferte Marha beim Aufgang der Sonne und betete um seinen Schutz. Die Felder waren weiß vom Reif, und das Licht der frühen Sonne legte einen rosa Schimmer über das Land; an den kahlen Zweigen der Bäume blühten vergängliche Eisblumen. Es war ein gutes Wetter für das Duell, klar und trocken, und ich schätzte, daß der Reif im Laufe des Vormittags verschwinden würde.
Ich legte die Rüstung an und sattelte Farna mit der gepanzerten Decke, saß dann aber auf Wildfeuer auf. Es wäre unsinnig gewesen, das Streitroß auf dem Marsch zum Treffpunkt zu ermüden; es war wichtig, daß Farna frisch in den Kampf ging. Ich ritt an der Spitze meiner Leibwache durch das Fort und aus dem Tor hinaus, als ob wir unsere Pferde trainieren wollten. Doch dann bog ich zum Dorf ab und hielt vor Flavinas Haus.
Pervica kam zur Tür; sie mußte gehört haben, wie wir mit klirrender Rüstung die Straße hinuntergeritten kamen. Sie war offenbar gerade bei der Morgentoilette gewesen, denn das Haar fiel ihr noch lose über die Schultern. Ich saß ab, ging
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