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Die Reiter der Sarmaten

Die Reiter der Sarmaten

Titel: Die Reiter der Sarmaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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zu ihr ins Haus und küßte sie.
    »Es ist heute, nicht wahr?« sagte sie mit klangloser Stimme.
    Ich nickte, nahm ihre rechte Hand, küßte sie und hielt sie fest.
    Sie schloß die Augen. »Ich bete zu allen Göttern, daß du zurückkommst!«
    »Auch ich habe zu ihnen gebetet«, sagte ich. »Die Omen sind gut.«
    Sie öffnete wieder die Augen und faltete beide Hände hinter meinem Kopf. Ihr Gesicht, dem meinen ganz nahe, war so lieblich, daß ich hätte weinen mögen. »Ich habe es niemandem gesagt, wie ich versprochen hatte. Und, o Götter, wie schwer mir das gefallen ist!«
    Ich küßte sie auf die verdächtig zuckenden Lippen. »Ich wußte, du würdest es nicht tun.«
    »Ich werde niemals fähig sein, dich zu hänseln«, sagte sie, als ob das in diesem Augenblick das wichtigste wäre.
    Ich mußte lachen. »Hier machen sich schon alle über mich lustig; da ist es besser, wenn meine Frau das nicht auch noch tut. Alles Glück, Pervica.«
    »Das Glück, das ich mir wünsche, ist, daß du heute alles Glück hast. Komm heim!«
    Ich küßte ihre Hand, legte sie an meine Stirn und ging dann hinaus und saß auf. Ich wagte nicht, zurückzublicken, als wir aus dem Dorf ritten.
    Es war ein heller, leuchtender Morgen mit reiner, klarer Luft, und als wir unter einem strahlend blauen Himmel die Militärstraße entlangritten, war mein Herz wie trunken vor Freude über seine Schönheit. Die golden schimmernden Quadersteine des Walls, der sich zu beiden Seiten in der Ferne verlor, das Grün der Weiden, auf denen Schafe grasten, die blauen Hügel, die zu unserer Rechten allmählich in die Ebene abfielen, ein kleiner brauner Vogel, der in einer Hecke an zarten orangefarbenen Beeren pickte – es war eine Pracht, die aus sich selbst schöpfte und sich immer wieder mit neuem Glanz, mit neuer Herrlichkeit füllte. Ich sagte mir, um meine Freude auf die Probe zu stellen, alle die Dinge vor, die ich niemals tun würde, wenn ich vor dem Abend starb. Ich würde niemals Wildfeuer in eine Stadt reiten, ich würde meinen besten Freund Cotys nicht bei seiner Ankunft in Britannien begrüßen. Ich würde nie das Schreiben erlernen, nie ein Haus besitzen; ich würde nie meine Pläne für die Pferdezucht verwirklichen und gesunde Fohlen auf der Weide herumspringen sehen. Ich würde niemals Pervica heiraten, niemals mit ihr schlafen, niemals unsere Kinder sehen. Ich würde nie das Jadetor erreichen.
    Ich lachte. Leimanos, der diesmal die Leibwache führte, kam nach vorn geritten und setzte sich neben mich. Er sah mich fragend an.
    »Wir haben nie Greife gesehen«, sagte ich zu ihm.
    Er war verdutzt.
    »Als wir nach Osten ritten«, erklärte ich.
    »Oh! Nein, mein Fürst.« Er war noch immer verwirrt. Nach einer Weile sagte er: »Wir haben aber eine Menge andere seltsame Dinge gesehen.«
    »Ja«, stimmte ich ihm zu. »Der ist ein glücklicher Mann, der aus einem vollendeten Leben scheidet.«
    »Mein Fürst«, sagte er fest, »ich vertraue auf Marha, daß du nicht heute aus dem Leben scheidest.«
    »Es liegt in den Händen des Gottes«, erwiderte ich. »Ich fürchte mich nicht.«
    Auf halbem Weg passierten wir das Fort Onnum, und es war noch nicht Mittag, als wir von der Straße abbogen. Leimanos, der den Platz besichtigt hatte, führte uns quer über zwei Felder, dann über einen Bach in einen kleinen Wald. In der Mitte des Waldes war eine weite Lichtung mit einer von Aschenhaufen umgebenen Köhlerhütte. Die Hütte war leer wie auch der Wald ringsum. Ich war mir bewußt, daß ich diesen Platz vorher im Traum gesehen hatte. Es war ein weiteres gutes Omen, doch ich konnte es Leimanos nicht sagen, obwohl ich wußte, daß es für ihn eine Beruhigung gewesen wäre. Aber was ich an diesem Vormittag empfand, war eine so persönliche, so innerliche Freude, daß ich nicht darüber sprechen mochte.
    Ich war abgesessen, um das Gelände zu prüfen, und meine Männer legten gerade ein Feuer an, um sich aufzuwärmen, als Arshak mit seinem Gefolge erschien. Er ließ seine Männer bei der Hütte und kam herübergeritten, um mich zu begrüßen. Seine Rüstung schimmerte golden, als er aus dem Schatten der Bäume in die sonnenbeschienene Mitte der Lichtung ritt, wo ich ihn, Wildfeuer am Zügel haltend, lächelnd erwartete.
    »Ich grüße dich«, sagte er. »Ist der Platz dir genehm?«
    »Sei gegrüßt«, antwortete ich. »Ich habe keine Einwendungen.« Ich saß wieder auf Wildfeuer auf. »Sollen wir unseren Männern den Eid abnehmen? Oder möchtest du dein Pferd

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