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Die Reiter der Sarmaten

Die Reiter der Sarmaten

Titel: Die Reiter der Sarmaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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leid geworden, mich anzugaffen, und zog sich zu den Marktständen zurück, um für diesen Tag zusammenzupacken; auch die Äpfelverkäuferin verabschiedete sich. Vermutlich, dachte ich, war Bodicas Ahnung, daß ich Sarmate war, nicht besonders überraschend; sie wußte ja, daß wir erwartet wurden, und ich hatte Bononia erwähnt. Doch ich hatte das Gefühl gehabt, daß irgend etwas Seltsames in ihrem Blick und ihrem Lächeln lag, als ich davon sprach, daß Arshak den Tribun für dessen Äußerung umgebracht hätte. Es beunruhigte mich. Ich fragte mich, welchen Einfluß und welche Autorität sie hatte. Es war eigenartig, daß Comittus sie mit ihrem eigenen Namen – als Aurelia Bodica – angesprochen hatte. Eigentlich hätte sie Aurelia Julii genannt werden müssen, nach ihrem Ehemann. War es wirklich für ihre Umgebung so klar, daß sie nicht Julius’ Aurelia war, sondern eine unabhängige Aurelia Bodica? Und für eine Frau von ihrem Rang war auch der Name Aurelia irgendwie merkwürdig. Viele Leute behalten, wenn sie das römische Bürgerrecht erwerben und sich römische Vornamen zulegen, ihren eigenen Namen als Beinamen und nehmen den Familiennamen des Römers an, von dem sie das Bürgerrecht erhalten haben; oft ist das der Kaiser. In diesem Fall war »Aurelius« vermutlich der Kaiser Marcus Aurelius, den ich in Aquincum getroffen hatte, oder hatte es einen Vorgänger mit diesem Namen gegeben? Das würde bedeuten, daß das Bürgerrecht der Familie Bodicas erst aus jüngster Zeit stammte, aber ihr Auftreten sprach dagegen.
    Auch ohne dieses Rätsel, das mich verwirrte, schwindelte mir bei dem Gedanken, wie ich den vier römischen Offizieren bei einem Abendessen die Sitten und Gebräuche der Sarmaten und die Beziehungen zwischen den Fürst-Kommandeuren und ihren aristokratischen Gefolgsleuten erklären sollte. Wenn ich sie nicht überreden konnte, ihre Pläne zu ändern, dann würde es eine Meuterei in Britannien geben. Vielleicht würde ich sie sogar selbst anführen. Ich konnte nicht das Kommando über meine eigenen Männer irgendeinem unwissenden und unerfahrenen jungen Römer abtreten.
    Der Schimmelhengst trabte wieder die Straße hinunter und über den Marktplatz; diesmal zog er einen nicht sehr stabil aussehenden kleinen Wagen aus bemaltem Holz und Leder, den Bodica selbst lenkte, und Comittus ritt auf einem glänzendschwarzen Hengst mit etwas zu flachen Sprunggelenken hinterher. Bodica bemerkte mich und winkte im Vorbeifahren, Comittus wendete sein Pferd und kam zu mir herüber.
    »Ist Euer Bein wirklich in Ordnung?« fragte er. »Sonst würde ich vorschlagen, daß Ihr ›Donner‹ zum Stützpunkt reitet. Ich glaube, es ist auf jeden Fall besser. Hier, ich werde zu Fuß gehen.« Er saß ab und reichte mir die Zügel.
    Ich sah ihn einen Augenblick unentschlossen an. Es widerstrebte mir, etwas zu borgen. Aber es war ziemlich sicher, daß ich diese Entfernung nicht zu Fuß zurücklegen konnte, ohne das verletzte Bein zu überanstrengen, und ich hatte schon so genügend Scherereien damit. (Reiten ist keine Anstrengung. Ich habe oft beim Reiten geschlafen.) »Danke«, sagte ich und nahm die Zügel.
    »Ich helfe Euch hinauf …«, sagte er, aber da war ich schon im Sattel. Ich kontrollierte, wie das Pferd trainiert war, dachte daran, nach der römischen Methode die Knie zu benutzen statt, wie ich es bei meinen Pferden gewohnt war, die Fersen. Comittus sah aus, als hätte er vorgehabt, mir Instruktionen über das Pferd zu geben, es sich aber anders überlegt. »Hm«, räusperte er sich. »Wenn Ihr ihn zu Natalis’ Haus reiten wollt, dann gebt ihn dort einfach einer der Ordonnanzen und sagt, daß ich im nördlichen Barackenblock bin. Sie werden mir das Pferd zurückbringen.«
    Ich sah ihn etwas ratlos an. Es war eine freundliche Geste gewesen, mir sein Pferd zu leihen. »Ich weiß nicht, wo Natalis’ Haus ist«, gestand ich. »Ich bin noch nicht dort gewesen. Wenn es Euch nichts ausmacht, Javolenus Comittus, würdet Ihr vielleicht mit mir kommen und mir den Weg zeigen?«
    Sein Gesicht leuchtete auf, und er stimmte sofort zu.
    »Was habt Ihr damit gemeint, Arshak würde mich umbringen, weil ich sagte, daß ich den Befehl über eine Eurer Abteilungen übernehme?« fragte er, als wir aufgebrochen waren.
    »War das nicht klar?«
    »Doch, aber … Was ist daran falsch, das zu sagen?«
    »Arshaks Abteilung besteht aus Arshaks Männern. Er ist …« Ich suchte nach einer römischen Parallele. »Er ist ihr Patron, sie

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