Die Reiter der Sarmaten
Legionären nach Aquincum zurückkehren würde. Statt dessen stellte sich heraus, daß er an den Legaten Priscus geschrieben und ihm seine Dienste als Experte für Sarmaten angeboten hatte. Ich konnte ihn nicht nach dem Grund fragen. Ich vermutete, daß er trotz des unerfreulichen Zusammenstoßes im Hause des Legaten keinen direkten Plan hatte, Rache an uns zu nehmen, sondern daß er einfach sein Mißtrauen bestätigt sehen wollte und daß er uns weiter zu schikanieren gedachte, damit wir ihn nicht so rasch vergaßen, wie ich es ihm angekündigt hatte. Und wahrscheinlich wartete in Aquincum nichts auf ihn als Trauer und schmerzliche Erinnerungen. Warum sollte nicht auch er ein neues Leben in Britannien beginnen?
Wie auch immer, Priscus hatte jedenfalls sein Angebot angenommen und ihm vorgeschlagen, den Posten des Lagerpräfekten eines Forts im Norden zu übernehmen, wo er uns im Auge behalten konnte. Ich war alles andere als glücklich darüber, daß Facilis mit uns kommen sollte – er hatte meine Leute zweimal fast zur Meuterei provoziert –, und es beunruhigte mich noch mehr, daß Priscus glaubte, ihn zu brauchen. Aber wenn ich schon nichts daran ändern konnte, versuchte ich wenigstens jedes Zusammentreffen mit ihm zu vermeiden. Ich hatte meine acht Pferde bei dem Transport und zog mich in den Frachtraum zurück, um sie zu beaufsichtigen, statt mich an Deck bei den Römern aufzuhalten – aber natürlich nahm ich Eukairios und die Abrechnungen mit mir.
Als wir etwa drei Stunden auf See waren, schickte Natalis einen Sklaven, um mich zu einem Glas Wein einzuladen. Die Pferde hatten sich inzwischen an das Schiff gewöhnt, ich konnte sie allein lassen. Da ich mich in Bononia so sehr auf die Autorität des Prokurators gestützt hatte, wollte ich ihn natürlich nicht brüskieren. Ich sagte Eukairios, er solle ebenfalls an Deck kommen und die Abrechnungen mitbringen, die wir inzwischen abgeschlossen hatten, und ging nach oben. (Ich war bei dieser Fahrt nicht seekrank geworden. Das Transportschiff bockte und rollte weniger, als es die Bireme getan hatte, und die See war ruhiger.)
Natalis saß in der geschlossenen Kabine am Achtersteven und beobachtete das Kielwasser des Schiffs. Er begrüßte mich mit einem wohlwollenden Lächeln, ließ einen Stuhl für mich bringen und bot mir einen Becher Wein an. »Ich dachte, wir sollten auf das gute Gelingen unserer Arbeit anstoßen«, sagte er. »Ich bin für Eure Hilfe dankbar, Ariantes.«
»Wir schulden Euch für Eure Hilfe unseren ganz besonderen Dank, Valerius Natalis«, erwiderte ich. Verlegen trank ich einen Schluck Wein.
»Ja, aber ich war durch meine Stellung verpflichtet zu helfen, und Ihr hättet Euch auch entscheiden können, zu … uns Schwierigkeiten zu machen. Ich glaube, ohne Euch hätten wir ernste Probleme in Bononia bekommen.«
»Es wären meine eigenen Leute gewesen, die am meisten darunter gelitten hätten«, erwiderte ich, ein bißchen zu scharf vielleicht.
»Oh, natürlich, natürlich«, räumte Natalis rasch ein. »Aber man erwartet von Barbaren nicht, daß sie so vernünftig sind – oder daß sie eine solche Begabung für administrative Dinge haben. Als Zeichen meiner Dankbarkeit möchte ich Euch ein Geschenk geben.«
»Edler Valerius Natalis, meine Handlungsweise war nicht von der Hoffnung bestimmt, eine Belohnung von einem Römer zu erhalten.«
»Dessen bin ich sicher, Ariantes. Es würde eine Beleidigung für Euch sein, etwas anderes anzunehmen, nicht wahr? Dennoch, es ist eine römische Sitte für ranghohe Offiziere wie mich, denjenigen, die ihnen geholfen haben, Geschenke zu geben. Ich bin überzeugt, Ihr werdet in Eurer zukünftigen Karriere einen zuverlässigen Schreiber brauchen; laßt mich Euch also Eukairios zum Geschenk machen.«
Eukairios, der die ganze Zeit über ruhig am Eingang zur Kabine gestanden hatte, ließ seine Mappe mit den Abrechnungen fallen und starrte Natalis entsetzt an. »Herr«, keuchte er, »bitte …«
»Ich könnte das nicht annehmen«, sagte ich. »Mein Volk hält keine Sklaven.« Ich sprach rasch, weil ich über mich selbst ärgerlich war. Ich wußte bereits, daß ich, wenn Natalis mich drängte, annehmen würde. Jetzt, da er mir angeboten worden war, wußte ich, wie heftig ich den Schreiber wünschte.
»Oh, Ihr müßt einige Sklaven haben!« protestierte Natalis. »Wie kann ein Edelmann ohne sie zurechtkommen? Was tut Ihr denn mit den Gefangenen, die Ihr in euren vielen Kriegen macht?«
»Wir machen
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