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Die Reiter der Sarmaten

Die Reiter der Sarmaten

Titel: Die Reiter der Sarmaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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bloß alberne, verrückte Narren. Aber, wie gesagt, in Britannien hat sich kein Mensch jemals über diesen Kult aufgeregt – und selbst wenn jemand das täte, würde niemand auf den Gedanken kommen, daß Ihr, ein Barbarenfürst, auch nur die geringste Sympathie für diese Art von Unsinn haben könntet. Wenn hier allerdings eine Behörde offiziell Notiz von Eukairios und seiner verrückten Religion nähme, könnte der Mann hingerichtet werden. Es wäre schade um einen so guten Schreiber. So, jetzt wißt Ihr das Schlimmste über Eukairios. Das Beste – daß er ein unermüdlicher Arbeiter, erfahren und tüchtig ist – wißt Ihr ja schon. Ich kann vielleicht noch hinzufügen, daß er nicht trinkt, keine Weibergeschichten hat und nicht streitsüchtig ist. Dieser Kult ist das eine große verwegene Geheimnis seines farblosen Lebens.«
    »Aber es hat in Gallien Ärger mit diesen Christen gegeben?« hakte ich nach kurzem Überlegen nach.
    »Man hat eine Anzahl von Anhängern dieses Kults in Lugdunum hingerichtet«, gab Natalis zu. »Und einige Administratoren im Süden haben nach einer Säuberungsaktion gerufen. Ich hatte ohnehin vor, Eukairios nach Dubris zu versetzen. Aber ich würde ihn lieber Euch geben. Ich glaube, Ihr würdet ihn sehr nützlich finden.« Ich schwieg und dachte nach. Daß der Schreiber mir gute Dienste leisten könnte, davon war ich überzeugt. Doch es war ein Verstoß gegen Sitte und Tradition meines Volkes, Sklaven zu halten, und außerdem mißfiel mir, was ich über diesen Kult gehört hatte – aber ich wollte den Mann, ich brauchte ihn. Ich hätte nicht gewußt, wie ich einen anderen Schreiber kaufen oder ausleihen könnte. Wieviel ein guter Schreiber kostete, davon hatte ich nicht die geringste Ahnung. Und vermutlich würde ich auch alles Geld, das ich mitgebracht hatte, brauchen, um meinen Männern einen guten Start zu ermöglichen.
    »Ich danke Euch, edler Valerius Natalis«, sagte ich schließlich. »Ich nehme ihn.« Ich stand auf. »Aber erlaubt mir, Euch als Dank für Eure Geduld und für die Mühe, die Ihr Euch mit uns gemacht habt, ebenfalls ein Geschenk zu geben.« Ich löste die goldene Spange von meinem Mantel. Sie hatte die Form eines Drachen, war mit Rubinen besetzt und ungefähr so lang wie mein Mittelfinger. »Diese Spange habe ich als Fürst-Kommandeur eines Drachen der sarmatischen schweren Reiterei getragen«, sagte ich. »Sehr wenige Römer besitzen eine solche Spange, edler Valerius Natalis, vielleicht nur der Kaiser. Ich hoffe, Ihr werdet sie annehmen und uns in freundlicher Erinnerung behalten.« Ich legte sie ihm in die Hand.
    Natalis wurde rot vor Freude. »Ihr habt mich mit Eurer Großzügigkeit in den Schatten gestellt, Fürst Ariantes! Ich danke Euch, ich danke Euch wirklich sehr!« Er nahm seine eigene Brosche ab und steckte seinen Mantel mit meiner fest. Liebevoll ließ er die Finger über die schön geschwungene Form der goldenen Nadel gleiten. »Ich werde Euch, dessen könnt Ihr versichert sein, in freundschaftlicher Erinnerung behalten.«
    Ich hatte an diesem Morgen daran gedacht, ihm eins meiner Pferde zu schenken. Aber ich sah, daß es richtiger gewesen war, ihm diese Spange zu geben, obwohl sie für einen Sarmaten, vor allem in unserer Situation, weniger wertvoll war. Ich war erleichtert. Ich besaß noch eine zweite solche Spange, und es würde mir schwergefallen sein, mich von einem meiner Pferde zu trennen.
    »So wie ich mich Eurer erinnern werde, edler Valerius Natalis«, sagte ich. »Aber jetzt darf ich Euch bitten, mich zu entschuldigen. Ich muß mich um meine Pferde kümmern, damit ihnen auf der Überfahrt nichts zustößt. Sie wären für mich nicht leicht zu ersetzen.«
    Eukairios saß bei den Pferden, den Mantel über den Kopf gezogen. Als er mich kommen hörte, nahm er ihn herunter und rieb sich über die Augen. Der Laderaum war nur schwach von dem Licht erleuchtet, das durch die Luken hereinfiel, aber ich konnte sehen, daß er geweint hatte. »Was – was ist geschehen, Herr?« fragte er ängstlich.
    »Ich habe das Geschenk des Prokurators angenommen, du bist also jetzt mein Sklave.« Nach einem Augenblick fügte ich, um mich gegen den unglücklichen Blick seiner Augen zu verteidigen, hinzu: »Er hätte dich sowieso von Bononia weggeschickt.«
    »Nach Dubris?«
    Als ich nickte, rieb er sich wieder mit der Hand über die Augen. »Ich ahnte nicht, daß er es wußte«, sagte er niedergeschlagen. »Ich dachte immer, niemand in der Kanzlei wüßte

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