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Die Reiter der Sarmaten

Die Reiter der Sarmaten

Titel: Die Reiter der Sarmaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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meiner Männer Streit mit Männern aus Gatalas’ Drachen, aber sie fochten ihre Zweikämpfe ohne Aufsehen mit stumpfen Waffen aus, und es gab keine schlimmeren Verwundungen als einen gebrochenen Arm bei jeder der beiden Parteien.
    Aurelia Bodica bekam keine weitere Gelegenheit mehr, ihre Netze auszuwerfen, und wir erreichten Eburacum acht Tage nachdem wir Londinium verlassen hatten. Es war, wie ich meinen Männern versprochen hatte, ein müheloser Marsch – wenn man vom Regen absah.
    Arshak war, wie vorherzusehen, außer sich, als er erfuhr, er müsse mit seinem Drachen in Eburacum zurückbleiben, obwohl die Chance von Kampfeinsätzen weiter nördlich am Wall sehr viel größer war. Aber dem Tribun Severus gelang es, ihn mit Andeutungen über die Möglichkeit einer baldigen Einsatzänderung zu besänftigen, und er akzeptierte es schließlich friedlich. Die Aufteilung der Drachen wurde von uns und unseren Männern unerwartet gleichmütig hingenommen, wenn man bedenkt, daß wir einen so langen Weg gemeinsam zurückgelegt hatten und so weit von unserem Land entfernt waren.
    »Immerhin«, sagten Gatalas und ich zu Arshak, als wir uns in Eburacum von ihm verabschiedeten, »werden wir nur vier Tagesritte weiter nördlich und unter demselben Oberbefehlshaber sein. Wir werden uns oft treffen.«
    »Immerhin«, sagten Gatalas und ich zueinander, als wir Corstopitum knapp südlich vom Wall erreichten, »werden unsere Lager nur einen Tagesritt voneinander entfernt sein. Wir werden uns zu Jagdausflügen treffen, und unsere Drachen können Reiterwettspiele austragen.«
    Er ritt mit seinem Drachen in östlicher Richtung nach Condercum weiter, während ich mit meinem Drachen den Weg zum westlich gelegenen Cilurnum einschlug. Ich sah ihn nie wieder.
    Es waren nur noch mein eigener Drache und die beiden römischen Offiziere, die am Nachmittag eines goldenen Tages Anfang Oktober auf der alten Straße von Corstopitum nach Westen trabten. Wir ritten das Tal des Flusses Tinea aufwärts, durch eine liebliche, leicht hügelige Landschaft mit einzelnen Wäldern; die Bäume begannen sich zu verfärben, und die reifen Brombeeren am Rand der Straße dufteten. Nach Norden zu bekamen wir manchmal einen kurzen Ausblick auf das Hochland von Kaledonien, purpurn schimmerndes Heideland, in dem vereinzelt Schafherden zu erkennen waren. Hier unten im Tal, wo es saftigere Wiesen gab, weideten Rinder und Pferde.
    An der Stelle, wo sich die beiden Arme der Tinea treffen – ein Arm fließt von West nach Ost dem Tal entlang, der andere vereinigt sich, von Norden kommend, mit ihm –, verließen wir die alte Straße und ritten in nördlicher Richtung auf der neuen Militärstraße weiter, die schon bald am Wall endete. Drei Mannesgrößen hoch, aus goldgelbem Sandstein erbaut, zog der Wall sich nach Osten und Westen, so weit wir sehen konnten, jede Viertelmeile von einem Wachtturm überragt. Wo er den Fluß überspannte, war er auf einer Brücke aufgesetzt, die aus dem gleichen Stein gebaut war, dann führte er direkt in das Kastell Cilurnum. Ich hielt an, um einen Blick auf das Fort zu werfen, und Comittus und Facilis, die neben mir ritten, hielten ebenfalls. Hinter uns gab der Trommler das Signal zum Halt.
    »Das ist das Badehaus«, sagte Comittus und zeigte auf einen Bau am Fluß, gleich außerhalb des Forts. Er hatte den Platz schon vorher besucht. »Es ist ein gutes Bad. Auch in Cilurnum gibt es gutes Wasser – ein Aquädukt führt es direkt durch das Lager vom einen Ende bis zum anderen, und es durchspült auch die Latrinen. Und unter der Brücke befindet sich eine Wassermühle, die das ganze Getreide für das Fort mahlt …«, er räusperte sich, »wenn Ihr Getreide wollt, heißt das.«
    Ich nickte. Mein Herz schlug höher beim Anblick von Cilurnum. Das Fort selbst hatte den Standardgrundriß des römischen Castellum – ein langes Rechteck mit abgerundeten Ecken, vier Tore, Wachttürme, der Wall lief durch das obere Drittel der Längsseite hinein. Im Innern würden die üblichen zwei sich rechtwinklig kreuzenden Hauptstraßen sein, das übliche Stabsgebäude und das Haus des Kommandanten würden sich in der Mitte des Kastells gegenüberliegen und die üblichen schmalen Barackenblocks exakt gitterförmig angeordnet sein. Ein Dorf, wie man es bei jedem römischen Kastell findet, breitete sich, wahllos hingestreut, nach Süden hin aus. Aber es war ein Kavalleriefort mit ausgedehnten Weiden im Norden jenseits des Walls, wo bereits Pferde grasten.

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