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Die Reiter der Sarmaten

Die Reiter der Sarmaten

Titel: Die Reiter der Sarmaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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Vorbereitungen vergeudete Zeit und Mühe waren. »Was für Leute haben sie uns da bloß geschickt?«
    Ich sah ihn an. »Sie haben euch Sarmaten geschickt«, sagte ich ruhig. »Wir sind es gewohnt, in Wagen zu wohnen.«
    »Sie haben uns eine Bande Verrückter geschickt! Wer sonst würde lieber in dreckigen Pferdewagen als in guten Steinbaracken wohnen!«
    Die Asturier und die Dorfleute lachten. Meine Männer hörten es. Sie verstanden die Worte nicht, aber sie begriffen ihre Bedeutung. Ich bemerkte, daß Facilis’ Gesicht blaß wurde, offenbar war er alarmiert. Er hatte uns ähnliche Dinge an den Kopf geworfen, noch schlimmere – aber er war ein rangältester Offizier und wußte genau, wie weit er unter welchen Umständen gehen konnte. Er würde eine solche Sprache nie vor einer Zuhörerschaft gebraucht haben, die sie verstand.
    Ich sah Longus nachdenklich an. Er war zu Pferde gekommen, um uns zu begrüßen, und er war bewaffnet und trug ein Panzerhemd. Aber er war nicht auf der Hut. »Ihr solltet uns nicht beleidigen, Flavinus Longus«, sagte ich ruhig. »Bedenkt, daß wir zusammenarbeiten müssen.« Ich hob die Hand, um meine Männer ruhig zu halten.
    »Ich kann sagen, was ich …«, begann Longus.
    Auf einen Druck meines Absatzes sprang Farna zur Seite, ich riß die Lanze heraus, schwang sie herum und stieß den Dekurio rückwärts vom Pferd. Dann wendete ich Farna, so daß sie fast über ihm stand, und rammte die Lanzenspitze ungefähr zwei Zoll von seiner Schulter entfernt in den Boden. Er zuckte, und ich hatte das Schwert an seiner Kehle. »Nicht eingreifen!« rief ich meinen Männern auf Sarmatisch zu. Es war so schnell vorbei, daß die Asturier noch verblüfft starrten und auch meine Männer noch nicht versucht hatten, etwas zu unternehmen. Aber ich hörte, wie hinter mir Bogen gespannt wurden.
    »Ihr solltet uns nicht beleidigen«, sagte ich noch einmal zu Longus. Er sah an der Schwertklinge vorbei zu mir hoch. Sein Gesicht war grau. »Wenn Ihr Flavius Facilis fragt, wird er Euch erklären, wie wir mit Männern verfahren, die uns beleidigen. Ihr hättet das nicht sagen sollen, nicht bei unserer ersten Begegnung und vor allen Euren und meinen Männern. Es war dumm und hat nur böses Blut gemacht. Aber ich bin sicher, es war eine unüberlegte Äußerung, weil unsere Gewohnheiten Euch noch fremd sind, und es tut Euch jetzt leid.« Ich nahm das Schwert von seiner Kehle und steckte es in die Scheide, zog die Lanze aus dem Boden und ließ Farna zurückgehen.
    Longus stand auf, noch immer grau im Gesicht. Einer von meinen Männern hatte sein Pferd an sich genommen; ich nickte ihm zu, es zurückzugeben.
    Wahrscheinlich war es ganz gut, daß es diesen kleinen Zwischenfall gegeben hatte, der zum Glück glimpflich abgelaufen war. Jetzt wußten die Asturier, daß es gefährlich war, Sarmaten gegenüber beleidigende Redensarten zu führen, wenn sie selbst es auch wohl gewohnt waren, solche von Römern einzustecken. Ich bedauerte es, Longus gedemütigt zu haben, aber immerhin hatte er einen niedrigeren Rang als ich, und wenn er wieder ruhig denken konnte, würde er sich sagen müssen, daß er dem Kommandeur einer anderen Einheit Achtung schuldete, selbst wenn er sein Verhalten für stupide und lächerlich hielt.
    »Wir haben dem Kaiser geschworen, daß wir für ihn kämpfen werden«, sagte ich zu den römischen Offizieren. »Wir haben nicht geschworen, in Gräbern zu schlafen. Wir haben sehr vieles zu lernen; Patrouillen- und Wachdienst zu machen, an einen festen Platz gebunden zu sein, mit Geld umzugehen. Wir müssen eine andere Sprache und eine andere Lebensweise erlernen. Das können und werden wir tun. Wenn Ihr Fremde von unserem Lager fernhalten wollt, Flavius Facilis, können wir eine Palisade bauen. Wir sind bereit, uns anzupassen. Aber Ihr müßt ein wenig Geduld mit uns haben.«
    Sie gaben nach, wenn Facilis auch noch wegen der Latrinen murrte; wir stellten also unsere Wagen auf dem Feld auf, ließen die Pferde weiden und versuchten, uns an ein neues Leben zu gewöhnen.
    Dieses Leben in Cilurnum war von einer monotonen Langeweile. Alle meine Vorahnungen über Grenzkämpfe und Auseinandersetzungen mit den Kaledoniern erwiesen sich als völlig falsch. Die Hauptaufgabe des Forts war das Kassieren von Zollgebühren. Das Fort war der offizielle Grenzübergang für Leute aus der Umgebung, die auf der jeweils anderen Seite des Walls Geschäfte zu erledigen hatten, und hier war auch die einzige Brücke über die

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