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Die Reiter der Sarmaten

Die Reiter der Sarmaten

Titel: Die Reiter der Sarmaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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fragte er, mir ernst in die Augen blickend. »Was tun sie uns an?«
    »Was meinst du damit?« fragte ich. Ich mußte versuchen, ruhig zu bleiben, ich mußte mir nüchtern und emotionslos Klarheit verschaffen, wie wir zueinander standen.
    »Gatalas ist tot, du sprichst von Verhandlungen über Kosten und Soldanpassungen und bringst Facilis dazu, für dich zu bürgen, und ich … Ariantes, wir sind Zepterträger der Königlichen Sarmaten. Oder wir waren es jedenfalls.«
    »Wir waren es«, sagte ich ruhig. »Aber jetzt sind wir Kommandeure von Numeri im Dienste Roms.«
    »Im Dienste Roms! Weder du noch ich mögen die Römer. Wie könnten wir für sie kämpfen?«
    »Wir haben dem Kaiser persönlich in Aquincum geschworen, daß wir es tun werden.«
    »Wir wußten nicht, was dieser Schwur bedeutete. Wir hatten keine Ahnung davon, was der Kaiser wirklich mit uns vorhatte. Wir dachten, wir könnten Sarmaten bleiben, die nur unter einem anderen Befehlshaber kämpften – aber sie machen Römer aus uns. Wir essen Brot und schlafen in Gräbern und bestechen Beamte. Marha! Macht dich das nicht krank? Widert es dich noch immer nicht an?« Ich schwieg eine Weile und überlegte. »Ich und meine Männer haben unsere Wagen behalten«, sagte ich schließlich. »Nein. Es widert mich nicht mehr an, als es das von Anfang an getan hat.«
    »Sie haben unsere Wagen zerstört«, sagte Arshak erbittert. »Die Männer wurden in Baracken untergebracht, und mir stellte man ein Haus zur Verfügung. Es steht in einer Reihe mit den Häusern der Tribüne, und es ist aus Stein. Alles steht in Reihen, und alles ist aus Stein – so wie hier.« Wütend zeigte er auf die monotonen, gleichförmigen Hausreihen um uns. »Und die Römer meinen noch, wir müßten dankbar für den Komfort sein, den sie uns bieten. Ich würde sie in Brand setzen, aber sie brennen nicht einmal!« Er ließ meine Schultern los. »Aber dir scheint es hier zu gefallen!«
    »Was habe ich jenseits des Danuvius zurückgelassen?« sagte ich langsam.
    Er sah mich mit glühenden Augen an. »Die Dinge hier könnten ganz anders sein.«
    »Und ich versuche, sie zu ändern.«
    »Du änderst nichts als dich selbst. Du sprichst mit ihren Worten, wirst jeden Tag mehr wie sie, ohne es zu merken. Sold! Wagen! Das ist nicht das Problem. Das Problem sind die Römer. Die einheimischen Briten haben viel mit uns gemein; wir würden uns sehr gut mit ihnen verstehen, wenn dies ein britannisches Königreich wäre. Sie haben Könige und Königinnen von edlem Blut, die Mut und Tapferkeit belohnen, nicht gemeine Habgier. Warum sollten wir gegen sie kämpfen?«
    »Wer hat dir das gesagt?« fragte ich. Das Aufflackern seiner Augen war Antwort genug.
    »Muß mir das jemand sagen? Du kannst doch nicht wünschen, für Rom zu kämpfen – für die Menschen, die deine Frau und dein Kind ermordet, ihre Leichen geschändet und sie ins Feuer geworfen haben.«
    Ich schlug ihm hart ins Gesicht. »Kein Wort über sie, Arshak!« sagte ich leise, während er mich zornig und überrascht anstarrte. »Erwähne sie nicht noch einmal!« Ich drehte mich abrupt um, blaß vor Wut, und ging in den Stall.
    Nach einer Minute folgte mir Arshak. Ich erwartete fast, er würde mich zum Zweikampf fordern, aber er sagte nichts – und als wir Valerius Victor trafen, zeigte er sich sofort von seiner charmantesten Seite.
    Der Tribun hatte eine Turma der Dalmatischen Kavallerieala aus Condercum mitgebracht, und wir machten uns mit dieser Eskorte auf den Weg. Man hatte mir höflich zu verstehen gegeben, daß meine eigene Leibwache dort nicht willkommen sei. Als wir am Abend das Fort erreichten, hatte ich das Gefühl, selbst hier ebensowenig willkommen zu sein. »Die Atmosphäre war durch und durch vergiftet«, hatte Victor gesagt, und in der Tat bekamen wir das auf Schritt und Tritt zu spüren. Die Soldaten der römischen Garnison starrten Arshak und mich, als wir durch das Tor einritten, mit einem dumpfen, mürrischen Haß an, der mich sehr beunruhigte, und das blieb unverändert die ganze Zeit so, die wir dort waren.
    Obwohl es schon spät war, bat ich Valerius Victor, die Schwadronsführer von Gatalas’ Drachen sofort in die Haupthalle des Stabsgebäudes rufen zu lassen, wo ich mit ihnen sprechen wollte. Die Garnison fügte sich murrend und stellte Fackeln auf, die ein flackerndes Licht über den Raum warfen, so daß die überlebensgroße Statue des Kaisers, die von Standarten umgeben in einer Nische am Ende der Halle stand, lebendig

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