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Die Reiter der Sarmaten

Die Reiter der Sarmaten

Titel: Die Reiter der Sarmaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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zu werden und uns zu beobachten schien. Als Gatalas’ Offiziere unter Bewachung hereinkamen, starrten sie die Statue und die Römer mit dem gleichen dumpfen, mürrischen Haß an, mit dem die Römer uns angestarrt hatten.
    Meine Frage an Gatalas’ Schwadronsführer, wie es ihnen gehe, löste einen Schwall von Äußerungen ohnmächtigen Schmerzes und Zorns aus. Ihre Wagen hatte man zerstört, einige ihrer Freunde waren exekutiert worden, weil sie Römer im Streit getötet hatten, manche von ihnen waren wie Sklaven geprügelt worden, ihr Fürst war tot, und er hatte ihnen befohlen, ihn nicht zu rächen. Was schlimmer war, viel schlimmer: Die Römer hatten seine Leiche verbrannt. Sie hatten ohnmächtig dabei zusehen müssen, entwaffnet, eingesperrt, entehrt. Ihr einziger Trost war, daß Gatalas und seine Leibwächter mit heldenhafter Tapferkeit so viele Römer getötet hatten, bevor sie starben.
    »Er hat sich selbst gerächt«, sagte ich, um sie ein wenig aufzurichten, denn ich war über ihre Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit entsetzt. »Und er hat, wie die Götter ihm verheißen haben, den Tod in der Schlacht gefunden. Er war vor Gefahr durch Feuer gewarnt worden, aber nicht vor Zerstörung; vielleicht ist seine Seele der Vernichtung entgangen, da er sich gegen die Zerstörung seines Leibes durch das Feuer nicht wehren konnte. Wir haben in Cilurnum drei Pferde für ihn und für die Männer geopfert, die mit ihm in der Schlacht gefallen sind, und wir haben für sie alle zu den Göttern gebetet. Aber seinem Drachen war Glück und Ruhm im Krieg verheißen worden, und euer Fürst hat euch ausdrücklich befohlen, nicht mit ihm zu sterben, damit sich auch für euch die Verheißung erfüllen kann. Ich bin gekommen, um euch zu helfen, einen neuen Kommandeur zu wählen, der Gebete und Opfer für Gatalas’ Seele und für eure eigene Zukunft darbringen kann.«
    »Wir haben nicht die Macht, zu bestimmen, wer unser Kommandeur sein soll«, erwiderten sie. »Das war es, wogegen unser Fürst sich auflehnte. Er hatte erfahren, daß sie die Absicht hatten, ihn abzulösen und den Tribun an seine Stelle zu setzen.« Sie warfen haßerfüllte Blicke auf Victor, der mit ausdruckslosem Gesicht auf der Tribüne saß. Er verstand die sarmatische Sprache nicht.
    »Das entsprach nicht der Wahrheit«, sagte ich. »Sie haben daran gedacht, bevor wir eintrafen, aber sie änderten ihre Meinung, und es gab keine Pläne, irgendeinen von uns abzusetzen.«
    Sie sahen mich mürrisch an, als ob sie sicher wären, daß ich sie belog. Dann blickten sie zu Arshak hinüber, der am Tisch saß und mit den Füßen wippte, als ob ihn die Sache nichts anginge.
    »Hast du uns nicht eine Botschaft geschickt, um uns zu warnen, Fürst Arshak?« fragte einer der Schwadronsführer. Er war ein junger Mann, aber ich hatte ihn als einen möglichen Kandidaten für die Führung des Drachen in Erwägung gezogen. Er schien mir der intelligenteste und einer der loyalsten von Gatalas’ Offizieren zu sein. Sein Name war Siyavak, er war schlank, und er hatte dunkles Haar und dunkle Augen, was ihn von den anderen unterschied.
    Arshak hörte auf, mit dem Fuß zu wippen. »Ich?« fragte er erstaunt. »Nein, ich habe keine Botschaft geschickt.«
    Sie waren verwirrt. »Fürst Gatalas hat uns die Botschaft gezeigt und gesagt, daß sie von Eburacum kam.«
    »Wenn es eine Botschaft von Eburacum gab, so kam sie nicht von mir«, sagte Arshak, der jetzt ärgerlich geworden war. »Habt ihr diesen Brief noch?«
    »Es war kein Brief«, antwortete Siyavak. »Aber wir haben die Botschaft noch. Unser Fürst hat sie uns hinterlassen, und wenn die Römer es mir erlauben, werde ich sie holen.«
    Die Römer erlaubten es, und er brachte ein in schwarzes Tuch eingeschlagenes Bündel zurück. Er legte es vor Arshak auf den Boden, kniete sich hin und wickelte das Tuch auf. Ein Satz von Weissagungsruten fiel heraus. Mit scharfen, zornigen Bewegungen zählte Siyavak sie aus, und ich sah, daß sie der Reihe nach einzeln durch eine rote Kordel zusammengehalten waren. Die Ruten waren alle schwarz, es gab keine mit Kreide weiß gefärbten unter ihnen. »Sie verheißen Tod und Zerstörung«, flüsterte Siyavak. »Er hat sie von unserem Weissager deuten lassen. Und auf der letzten Rute …«, er zog eine heraus, »… dies.«
    Auf der geschwärzten Oberfläche der Rute war ein seltsames Muster eingeritzt, kleine Linien, die parallel oder in Winkeln zueinander verliefen. Es waren keine lateinischen

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