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Die Reiter der Sarmaten

Die Reiter der Sarmaten

Titel: Die Reiter der Sarmaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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Kommando zu übernehmen; daher ritten Arshak und ich allein nach Corstopitum zurück. Es war kälter geworden, und ein paar Schneeflocken fielen von einem schiefergrauen Himmel. Ich war müde – in dem steinernen Barackenblock hatte ich nicht viel geschlafen –, und diese Welt der Lager und Kriege erschien mir sinnloser und bedrückender als je zuvor. Es war mir heute morgen nicht danach zumute, die Rüstung anzulegen. Ihr Gewicht und das ständige Klirren schreckten mich ab. Ich packte sie hinter den Sattel. Warum sollte ich sie unnötig naß werden lassen, redete ich mir ein, und außerdem waren Mantel und Hut wärmer. Arshak, der für den langen Ritt trotz des Schnees die Rüstung angelegt hatte, musterte mich mit einem verächtlichen Blick.
    Wir ritten schweigend eine Straße entlang, auf der wir fast keinem Menschen begegneten. Wir hatten seit seiner Anspielung auf Tirgatao nicht miteinander gesprochen, und jetzt saß er mit gesenktem Kopf auf dem Pferd, die grimmig und wild starrenden Augen auf die Mähne des Tiers fixiert. Wir waren fast zehn Meilen über die Militärstraße geritten und hatten das Fort Vindovala passiert, als Arshak sich plötzlich gerade aufsetzte und seine starrenden Augen auf mich richtete.
    »Du hast mich in Corstopitum ins Gesicht geschlagen«, sagte er.
    »Das habe ich.« Inzwischen hatte ich Zeit gehabt, mich zu beruhigen, und ich wußte, wie ich ihm antworten würde. »Ich bitte dich für den Schlag um Verzeihung. Aber du hast etwas erwähnt, das wie ein glühendes Eisen in meinem Herzen ist, und du kannst nicht überrascht sein, daß ich aufgebracht war.«
    Das Starren lockerte sich ein wenig. »Müssen wir Feinde sein?« fragte er mit fast flehender Stimme.
    »Wir sind es nicht – wieso glaubst du das?« gab ich zurück.
    »Du hast dich auf die Seite der Römer gestellt.«
    »Wir haben beide in Aquincum geschworen, daß dies unsere Seite sein wird.«
    »Das ist sie nicht! Sie war es nie! Sie kann es nicht sein!«
    »Und wessen Seite ist unsere Seite? Die Seite der Leute, die diese Botschaft geschickt haben, um Gatalas zu ermorden?«
    Er zog den Atem zischend ein und schaute weg. »Was tun sie uns an?« hatte er gefragt. Gatalas war tot, ich angepaßt, und er … das hatte er nicht gesagt. Aber er hatte gewußt, wie schrecklich das war, was mit ihm selbst geschah. »Ich weiß nicht, was du meinst«, sagte er mit frostiger, unnatürlich klingender Stimme.
    Mir war klar, wenn ich noch mehr sagte, würde ich mit ihm kämpfen müssen, und das konnte nur zu einer neuen Katastrophe führen, ganz gleich, wie es ausging. Ich sagte nichts.
    Wir ritten eine weitere Meile und näherten uns der Einbiegung in die alte Straße, die nach Corstopitum führte, als wir vor uns ein Geräusch wie von Pferdegeschirr hörten und gleich darauf Bodicas Wagen in die Militärstraße einbog.
    Sie war allein. Sie hatte den blauen Mantel gegen die Kälte fest um sich geschlungen und die Kapuze über den Kopf gezogen. Die Zügel hielt sie unter dem Mantel. Für einen Augenblick sah es aus, als würde der Schimmel, der auf uns zutrabte, von einem gestalt- und gesichtslosen Schatten gelenkt. Dann hielt der Wagen an, das Pferd stand zitternd da, während wir auf das Gespann zuritten.
    Unmittelbar bevor wir den Wagen erreichten, schlug Aurelia Bodica die Kapuze zurück und verwandelte sich wieder in ein anmutiges weibliches Wesen. »Da seid Ihr ja!« rief sie und sah uns mit ihrem bezaubernden Lächeln an. »Ich dachte mir, ich sollte dem Pferd etwas Bewegung verschaffen, und hoffte, Euch vielleicht auf dem Rückweg von Condercum zu begegnen. Ich möchte mit Euch sprechen.«
    Arshak sagte nichts. Er saß ab, ging zu dem Wagen hinüber und reichte ihr die Weissagungsrute mit den Markierungen.
    Ihr Lächeln verschwand. Sie drehte das Stäbchen zwischen ihren Fingern, dann schüttelte sie den Kopf und gab es Arshak mit ein paar leisen Worten zurück, die ich nicht verstehen konnte. »Können wir hier halten und reden?« fragte sie lauter und sah mich mit ihren lebhaften blauen Augen ernst an. »Ich habe wegen der Kälte etwas heißen Wein zum Aufwärmen mitgebracht.«
    »Seid gegrüßt, edle Aurelia«, sagte ich. »Besten Dank, aber mich bitte ich zu entschuldigen.«
    Sie sah Arshak an. »Wir müssen miteinander reden. Alle drei. Hast du nicht mit ihm gesprochen?« Er nickte. »Ariantes, bleib einen Augenblick hier.« Ich sah die beiden an und nahm die Zügel auf. Die plötzliche Offenheit, mit der sie ihre

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