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Die Reiter der Sarmaten

Die Reiter der Sarmaten

Titel: Die Reiter der Sarmaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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und Selbstverständliches wie Durst und Hunger. Aber alles, was ich an Begehren empfinden konnte, hatte ich nicht den Lebenden, sondern den Toten zugewendet – bis zu diesem Augenblick, als es sich ganz plötzlich Pervicas Liebreiz öffnete. Das Glücksgefühl, das mich durchströmte, war unermeßlich, es erfüllte mein ganzes Wesen, Leib und Seele.
    »Seid vielmals gegrüßt, Frau Pervica«, sagte ich und duckte mich unter dem Türbalken der Box hindurch.
    »Ich wünsche Euch einen guten Morgen«, erwiderte sie meinen Gruß und kam langsam näher, erstaunt bald auf mich, bald auf den Hengst blickend. »Cluim hat mir berichtet, daß Ihr hier im Stall seid und daß Wildfeuer Euch aus der Hand frißt. Ich hatte gerade festgestellt, daß das Bett leer war, und ich hatte keine Ahnung, wohin Ihr gegangen wart.«
    Bei Tageslicht sah ich, daß sie braunes Haar hatte und ihre Augen von einem hellen Blaugrau waren. Sie trug wie die meisten britischen Frauen, die ich gesehen hatte, ein langes graubraunes Gewand unter einem karierten Umhang. Sie war attraktiv, wenn auch keine blendende Schönheit. Vielleicht wäre sie mir auf dem Marktplatz in Dubris gar nicht aufgefallen, aber wenn ich sie bemerkt hätte, würde ihre Erscheinung mich sehr beeindruckt haben. Sie besaß eine Anmut und Würde, wie man sie selten findet. Und ich ahnte bereits jetzt, daß ihr Gesicht zu denen gehörte, die erst in der Liebe ihre volle Schönheit entfalten.
    »Das tut mir leid«, antwortete ich. »Ich bin es nicht gewohnt, in Häusern zu schlafen. Ist dies Cluim, der mir das Leben gerettet hat?«
    Sie bejahte es und sagte etwas zu Cluim in britischer Sprache. Er grinste und nickte mir freundlich zu. Er war ein kleiner, dunkelhaariger Mann in den Zwanzigern, sehr schmutzig aussehend.
    »Sagt ihm bitte, daß ich ihm dankbar bin.« Pervica übersetzte, und Cluim nickte scheu.
    Ich löste meinen Dolch vom Gurt und hielt ihn Cluim hin, den Griff nach vorn. »Dies ist kein Entgelt für ein Leben, aber er hat einigen Wert. Vielleicht würde er ihn annehmen, als Zeichen meiner Dankbarkeit?«
    »Unwahrscheinlich, daß er ihn ablehnen wird«, sagte Pervica trocken. Beim Anblick des Dolches hatte Cluims Gesicht aufgeleuchtet, er nahm ihn und betastete mit Ausrufen freudigen Erstaunens die Edelsteine auf dem Griff. Er zog den Dolch aus der Scheide und prüfte mit dem Daumen die Schneide, die so scharf war, daß sie ihm die Haut aufritzte. Dann packte er meine Hand und schüttelte sie heftig, übers ganze Gesicht strahlend.
    »Euch bin ich nicht weniger dankbar«, wandte ich mich an Pervica, als Cluim stolz den Dolch an seinem eigenen Gurt befestigte.
    »Ich weiß, daß ich auch nach der Errettung aus dem Fluß ohne Eure Pflege gestorben wäre. Eine solche Schuld kann ich nicht einlösen, ich kann Euch nur danken, und ich bete zu den Göttern, daß sie mir eines Tages Gelegenheit geben, Eure Güte zu vergelten.«
    Ihre Wangen röteten sich leicht. »Ihr seid ein sehr höflicher Mensch. Ich konnte wohl kaum etwas anderes tun, als zu versuchen, Euch zu helfen, und Ihr habt mir meine Fürsorge bereits dadurch vergolten, daß Ihr lebt. Ich habe sicherlich nicht erwartet, Euch heute morgen so wohlauf zu sehen. Aber wollt Ihr nicht wenigstens zum Frühstück ins Haus kommen?«
    »Wenn Ihr es wünscht, Frau Pervica.«
    »Das tue ich.« Sie drehte sich um und ging zum Haus zurück; ich begleitete sie.
    »Ihr arbeitet also mit Pferden, Ariantes?« fragte sie. »Ja«, antwortete ich. »Dieser Hengst ist ein feines Tier. Woher habt Ihr ihn?«
    »Mein Mann hat ihn auf dem Markt in Corstopitum gekauft. Für vierhundertdreißig Denare, er war ganz stolz auf den günstigen Kauf und voller Pläne, mit ihm als Zuchthengst hier auf der Farm ein Gestüt aufzubauen. Nichts wurde daraus, außer daß wir um vierhundertdreißig Denare ärmer geworden waren. Es überrascht mich, daß der Hengst Euch an sich herangelassen hat. Er duldet kaum mich in seiner Nähe, und wir haben ihn, seit er bei uns ist, zu nichts gebrauchen können.«
    »Er ist nicht bösartig, nur verängstigt. Er wurde mißhandelt.«
    »Natürlich. Das war ja der Grund, weshalb er billig verkauft wurde – vergleichsweise billig, heißt das. Für uns war der Preis höher, als wir uns leisten konnten.«
    »Ich könnte ihn für Euch trainieren«, sagte ich, als wir die Tür des Hauses erreichten und den Schnee von unseren Schuhen abstreiften. »Und ich habe eine Stute, die ich vielleicht von ihm decken lassen

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