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Die Reiter der Sarmaten

Die Reiter der Sarmaten

Titel: Die Reiter der Sarmaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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Alle meine Gefolgsleute und die meisten von Arshaks und Gatalas’ Leuten wußten, was geschehen war, und sie hatten Schweigen darüber bewahrt, um mich nicht zu kränken. Die Römer hatten es nicht gewußt.
    »Es tut mir leid«, sagte Facilis nach einer Pause verlegenen Schweigens.
    »Ja«, sagte ich bitter. »Wie Ihr einmal bemerkt habt, wir haben diesen Krieg angefangen.«
    »Es tut mir leid«, wiederholte Facilis seufzend.
    »Zehn Mann meiner Leibwache warten draußen«, erklärte ich. »Wenn niemand vorhat mitzukommen, reite ich jetzt nach Corstopitum.«
    »Ich habe ein paar Sachen in Corstopitum gelassen«, sagte Comittus. »Ich komme mit. Aber ich muß noch meinen warmen Mantel holen und mein Pferd satteln.«
    »Wir reiten langsam voraus, holt uns ein«, sagte ich, drehte mich um und ging. An der Tür fiel mir etwas ein, das ich hatte sagen wollen, und ich wandte mich noch einmal um. »Comittus, Facilis – danke, daß Ihr Euch beim Legaten für mich verbürgt habt.«
    »Was hätten wir tun sollen?« fragte Facilis in seinem üblichen rauhen Ton. »Lügen?« Aber er lächelte wieder.
    Der Ritt nach Corstopitum erschöpfte mich diesmal nicht so arg, und wir fanden die Stadt ruhig und friedlich vor. Der größte Teil der Truppen, Sarmaten ebenso wie Priscus’ Legionäre, kampierten außerhalb der Stadt, da das Fort nicht genügend Platz bot. Ich ließ meine Eskorte bei den Ställen im Truppenlager zurück und ging mit Comittus zum Haus des Kommandanten, wo wir uns dem Legaten melden ließen. Ich erkundigte mich gerade bei den Sklaven, wo sich Eukairios befand, als Priscus selbst herauskam.
    »Aha!« sagte er, mich finster anblickend. »Ihr seid also wieder da. Was ist mit Euch passiert? Man hat mir berichtet, sie hätten Euch aus dem Fluß gezogen.«
    »Seid gegrüßt, Legat«, antwortete ich. »Man hat dasselbe zu mir gesagt. Ich erinnere mich nicht daran.«
    »Hm!« Er räusperte sich. »Na ja, Hauptsache, Ihr seid am Leben. Euer Rat wurde hier verlangt. Der Bursche, dem Ihr das Kommando über den Vierten Drachen anvertraut habt, nervt seinen Mitkommandeur und mich mit seinen ständigen Beschwerden über die Verpflegung, und alle Welt scheint der Meinung zu sein, Ihr würdet einen Weg finden, ihn zufriedenzustellen. Kommt in mein Dienstzimmer; ich werde ihn und Gajus Valerius rufen lassen, und wir werden das alles durchgehen. Lucius Javolenus, habt Ihr etwas mit mir zu besprechen?«
    »Nein, Legat. Ich bin nur nach Corstopitum gekommen, um ein paar Sachen zu holen, aber natürlich, wenn Ihr etwas für mich zu tun habt …«
    »Ihr könntet Siavacus und Valerius mitteilen, daß Ariantes hier ist. Sie sollen gleich herkommen.«
    »Ja, Legat. Äh …«
    Priscus wartete nicht auf seine Frage, sondern stampfte los. Ich folgte ihm in sein Dienstzimmer – oder vielmehr in das des Präfekten der Thraker, das Priscus übernommen hatte – und hockte mich unbequem auf den dreibeinigen Schemel, den er mir zugewiesen hatte, während er selbst auf seinem Stuhl Platz nahm.
    Ich war froh, daß die Kommandeure des Vierten Drachen erst herbeigerufen werden mußten; das gab mir Zeit, vorher etwas anderes zu besprechen, was mich sehr beschäftigte. »Legat«, begann ich vorsichtig, »ich habe über diese Sache nachgedacht, die wir vor ein paar Tagen diskutiert haben.«
    »Was?« rief er aus. »Ihr macht Euch Sorgen um die Bezahlung Eurer Männer, während Ihr ertrinkt?«
    Ich gab ihm ein Lächeln von der Art, die Longus so treffend charakterisiert hatte. »Ich dachte über das Problem Pferde nach, während ich mich erholte.«
    Er knurrte: »Was ist mit den Pferden?«
    »Ihr erinnert Euch vielleicht, Legat, warum ich mich dagegen wehrte, die überzähligen Pferde zu verkaufen, die wir besitzen?«
    »Natürlich erinnere ich mich. Ihr wolltet mir weismachen, daß der Ärmste unter Euren Gefolgsleuten früher ein Dutzend Pferde besessen hat und jetzt zwei, daß die Reichsten früher mehr als tausend Pferde hatten und jetzt sechs besitzen. Ihr meintet, es sei erniedrigend und schmerzlich für sie, noch mehr Pferde zu verlieren. Schmerzlich oder nicht, Kommandeur, die Provinz Britannien kann den Soldaten der Barbaren-Numeri nicht den Unterhalt für zwei oder sechs Pferde bezahlen, nur um ihre Eitelkeit zu befriedigen.«
    »Das war ein Grund, Legat. Ich hatte noch einen anderen.«
    Er seufzte. »Nun, ich muß zugeben, der zweite hörte sich ein bißchen überzeugender an als der erste. Ihr haltet die einheimischen Zuchtpferde

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