Die Reiter der Sarmaten
für ungeeignet, und Ihr wollt Eure eigenen Pferde für die Zucht verwenden.«
»Die britannischen Pferde, Legat, sind nicht groß und kräftig genug, um die schwere Rüstung zu tragen – von ein paar Ausnahmen abgesehen. Und diese Ausnahmen sind so extrem teuer, daß der Drache es sich nicht leisten kann, eine genügende Anzahl von ihnen zu kaufen.«
»Das ist alles schön und gut – aber Ihr kennt die Regeln. Wir lassen nicht zu, daß römische Soldaten, die im aktiven Dienst stehen, außerhalb des Lagers leben und Farmen betreiben – und das schließt auch Sarmaten ein, die Pferde züchten wollen.«
»Legat, die Pferde, die wir haben, sind in ihrem besten Alter. In ein paar Jahren werden ihre Kräfte nachzulassen beginnen – Pferde altern rasch. Ohne einen genügenden Bestand an Pferden von guter Qualität können wir unsere Rüstungen nicht gebrauchen. Wenn wir funktionsfähig bleiben wollen, müssen wir sofort mit der Aufzucht von Pferden beginnen. Nun, das, was mir vorschwebt und worüber ich in den letzten Tagen nachgedacht habe, ist folgendes: Soviel ich weiß, kann die Armee Eigentum an private Gesellschaften verpachten; das geschieht zum Beispiel mit Land, das von privaten Pächtern bewirtschaftet wird, um die Verpflegung der Armee sicherzustellen. Könnten wir nicht einige von unseren Pferden an geeignete private Gestüte verpachten? Die Zuchtpferde würden unser Eigentum bleiben, aber die Farm hätte für Unterhalt und Pflege der Tiere und ihres Nachwuchses aufzukommen und würde als Entgelt einen vertraglich vereinbarten Preis für die aufgezogenen Pferde bekommen.«
Priscus sah mich lange nachdenklich an und strich sich mit der Hand über das Kinn. »Habt Ihr Euch das selbst ausgedacht?« fragte er schließlich.
»Ja.«
»Ihr seid ein verdammt seltsamer Barbar. Ja, das ist eine ausgezeichnete Idee. Wir könnten einen Preis festsetzen, der die Aufzucht für die Farm lohnend macht, und würden doch weit unter dem Marktwert Eurer Vollblutpferde bleiben. Wenn wir einen Überschuß an Fohlen hätten, könnten wir sie mit hübschem Profit verkaufen. Es ist eine ausgezeichnete Idee. Aber würden Eure Männer das nicht auch als ›erniedrigend und schmerzlich‹ empfinden?«
»Nein, wir sind es gewohnt, unsere Rinder und Pferde zu verpachten. Ich hatte Pferde bei jedem Mann meines Drachen. Sie sorgten für sie, und ich suchte mir aus dem Nachwuchs einige heraus; die restlichen behielten sie selbst. Die Männer werden das sofort verstehen. Aber, Legat, wir würden einigen unserer Männer am Anfang Urlaub geben müssen, um die ausgewählten Farmen zu besuchen und die britischen Farmer über die Behandlung der Pferde zu instruieren; und wenn die Stuten gedeckt werden und wenn die Fohlen geboren werden, müssen regelmäßig einige unserer Leute dabei assistieren. Wir waren bisher nicht beeindruckt von der Art, wie die Briten mit Pferden umgehen.«
Priscus lachte dröhnend. »Eure Männer durch die Hintertür in die Pferdezucht bringen, he? Na ja, solange es nur ein paar sind und bloß für kurze Zeit … wir würden kaum Zuchtfarmen finden, die ohne Unterstützung solche Rassepferde aufziehen könnten.«
»Möglicherweise habe ich eine geeignete Farm gefunden«, sagte ich, »mit der wir den Anfang machen könnten. Es ist der Platz, zu dem ich gebracht wurde, als man mich aus dem Fluß gezogen hatte. Der frühere Besitzer hatte einen sehr guten Hengst gekauft, den er zur Pferdezucht gebrauchen wollte; aber bevor er seine Absicht verwirklichen konnte, starb er, und seine Witwe hat weder die Sachkenntnis noch die Erfahrung, den Plan weiterzuverfolgen. Sie haben aber gutes Weideland und ein paar Leute, die das Züchten von Pferden lernen könnten. Ich glaube, die Dame, der die Farm jetzt gehört, würde an einem solchen Vorschlag interessiert sein. Ich habe mit ihr vereinbart, daß ich sie in ein paar Tagen wegen des Hengstes aufsuchen werde, den sie zu verkaufen wünschte. Wenn Ihr einverstanden seid, könnte ich ihr dann diesen Vorschlag unterbreiten.« Priscus lachte wieder. »Ihr vergeudet Eure Zeit wahrhaftig nicht. In einem Farmhaus liegen, frisch vom Ertrinken gerettet und mehr als halb tot – und dabei planen, wie man in Pferdezucht investieren kann. Beim Jupiter! Ah, Bodica, meine Liebe!«
Ich drehte mich um, und dort war tatsächlich die Gemahlin des Legaten; sie stand in der Tür und starrte mich mit einem Blick an, der nicht so sehr Überraschung wie Schrecken verriet.
»Komm herein!«
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