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Die Rekonstruktion des Menschen

Die Rekonstruktion des Menschen

Titel: Die Rekonstruktion des Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Simon (Hrsg)
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sind keine Ruinen.«
»Wirklich nicht? Wer von uns hat denn eigentlich so viele Jahre hier verbracht?«
»Hör zu, Rudier. Vor kurzem hast du selbst noch die Bewohner gesucht, du warst nicht sicher, daß diese Stadt völlig entvölkert ist.«
»Schade, daß wir uns nicht früher begegnet sind, vielleicht hättet ihr mir einen Ratschlag erteilt, was man nach einer Raketenkatastrophe machen kann, wenn nicht bei den Bewohnern des Planeten Hilfe zu suchen. Zumal hier tatsächlich eine Zivilisation existiert hat.«
»Warum sprichst du darüber in der Vergangenheit? Wir haben Beweise für Aktivitäten dieser Wesen, Aktivitäten neueren Datums, die den Kontakt mit anderen Zivilisationen des Universums bezwecken.«
»Wie kommt es zu dieser Überzeugung?«
»Ganz einfach. Es existiert ein Träger energetischen Potentials oder auch eine Quanterscheinungsform der Biogenese. Die Abhängigkeiten können wir nicht genau präzisieren: Ist das Leben das Ergebnis dieses ›Lebensquants‹ oder umgekehrt? Allgemein nehmen wir an, daß so, wie die charakteristischen Prozesse des Wachstums, der Fortpflanzung oder der Anpassung an die Umweltbedingungen Erscheinungen des Lebens überhaupt angesehen werden können. Wir verfügen über eine Apparatur zur Registrierung solcher Erscheinungen und konnten dadurch im kosmischen Rauschen ein Strahlungsband ausmachen, das ein Resultat von Organisationsprozessen der Materie auf dieser Ebene ist.«
»Ich nehme an, daß ihr, wenn ihr über eine derartige Apparatur verfügt, bereits im Weltraum feststellen konntet, daß Leben auf diesem Planeten existiert?«
»Mehr noch, wir haben Aktivitäten von vernunftbegabten Wesen registriert.«
»Wie sollen diese Aktivitäten aussehen?«
»Die Strahlung dieses Planeten wird bewußt moduliert.« »Unmöglich!«
»Eher nicht sehr wahrscheinlich. Das ändert jedoch nichts an der Tatsache, daß die Zivilisation dieses Planeten eine einzigartige Signalisation geschaffen hat, indem sie in den Modulationsmechanismus der Strahlung die Biosphäre des gesamten Planeten einbezogen hat, die lebende Materie aller Mikroorganismen, Pflanzen und Tiere. Es gibt keine universalere Art einer Informationsübermittlung über die eigene Existenz als die Einbeziehung mathematischer analysierbarer Zeichen in den Strahlungspuls, der schon in sich selbst eine Emission des Lebens ist.«
»Sie versuchen also« – Rudier blickte in Richtung Stadt – »schon seit vielen, vielleicht seit Tausenden Jahren Kontakt zu vernunftbegabten Wesen aus anderen Welten aufzunehmen? Warum konnte ich dann acht Jahre lang keinen Kontakt mit ihnen bekommen, nicht einmal einen Funken des Interesses von ihrer Seite bemerken?«
»Du hast sie niemals zu Gesicht bekommen? Du weißt nicht, wo sie sein könnten?«
»Die Sache ist so, daß ich sie nicht finden kann, obwohl ich fest davon überzeugt bin, daß sie nicht einfach so weggehen und das alles hier zurücklassen konnten. Ich weiß genau, daß noch vor hundert, zweihundert Jahren die Straßen dieser Stadt von pulsierendem Leben erfüllt waren. Sie waren hier und sind plötzlich verschwunden, aber nicht ins All. Sie haben die Atmosphäre ihres Planeten niemals verlassen. Die Richtung ihrer Entwicklung ist dem Menschen völlig fremd, ich war nicht in der Lage, die Symbolik ihrer Wissenschaft und Kultur zu verstehen. Wenn es mir wenigstens gelungen wäre, in das Innere ihrer Gebäude vorzudringen…«
»Warum haben sie keine Eingänge?«
»Ich weiß es nicht. Vielleicht hat dieses verfluchte lebende Gestein alle Öffnungen vernarbt, als die Bewohner verschwunden sind.«
»Eine sonderbare Welt.«
»Ihr werdet selbst sehen, wie sonderbar sie ist«, sagte Rudier. »Es gibt hier keine Winde, weil es keine Nacht gibt, keine Tageszeiten, keine Temperaturschwankungen. Der Planet kreist um einen roten Zwerg, der ihm weder Licht noch Wärme spendet. Die scharlachrote Lumineszenz dringt ununterbrochen aus den niedrigen Wolken, die den Himmel mit einer undurchdringlichen Schicht überziehn, und Wärme spendet der Boden selbst. Aus diesen Wolken regnet es nicht, nirgends fließen Flüsse. Die Pflanzen wachsen aus dem nackten Gestein, als wären sie ein Teil von ihm, und die schwarzen Steine schlukken die tierischen Abfälle schneller, als der Sauerstoff der Luft sie zersetzen kann. Wenn ich doch in das Innere des Planeten schauen, die Wände durchdringen könnte… Wozu haben sie Städte ohne Tore gebaut?«
»Wir werden es zusammen versuchen, Rudier.«
»Vielleicht habt

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