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Die Rekonstruktion des Menschen

Die Rekonstruktion des Menschen

Titel: Die Rekonstruktion des Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Simon (Hrsg)
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längerem Schweigen. »Und wenn sie jetzt erfahren würden, daß man sie entmenscht, sie ihrer Vergangenheit und ihrer Zukunft beraubt hat?«
»Wenn sie dazu noch entdecken würden, daß die Rückkehr zu einem normalen, menschlichen Leben für sie unmöglich ist… Ja, deine Zweifel verfolgen auch mich. Um die Wahrheit zu sagen, ich möchte deine Meinung darüber wissen, und deshalb habe ich dir wohl auch alles bis zum Schluß erzählt… Ein innerer Konflikt, verstehst du? Ich überlege schon lange, ob das, was ich mache, einen Sinn hat. Aber jetzt ist es schon zu spät, um umzukehren… Außerdem sind es so viele, daß sie den künftigen Bedarf decken. Nur eines ist furchtbar: die Angst! Wenn du beim bloßen Gedanken daran, daß du zu einem Silikanthropus gemacht werden könntest, zutiefst empört bist – ich fühle es ganz genau, du brauchst es mir gar nicht zu bestätigen –, dann kann ich mir ihren Zorn ausmalen, er wäre dreihundertmal so groß, denn so viele sind es, und würde sich gegen die ganze Welt und an erster Stelle gegen mich richten. Eine kleine Havarie in dem Automaten, der den Raketenflug simuliert, würde genügen – und sie entdecken die Wahrheit… Das Eingreifen eines Menschen von außerhalb, der sich der Situation nicht bewußt ist, würde genügen, und von einer Minute zur anderen wäre hier die Hölle los! Sie verfügen über technische Mittel, die in der Lage wären, die ganze Welt zu vernichten. Sie sind intelligent, gefährlich intelligent – so haben wir sie schließlich geschaffen, und sie könnten die Wahrheit sehr schnell entdecken. Verstehst du nun, warum du alles vergessen mußt, was du hier gehört hast? Ein unvorsichtiges Wort von dir könnte uns die menschliche Neugierde auf den Hals hetzen…«
»Um die Wahrheit zu sagen, weiß ich eigentlich gar nicht, in welchem Teil der Welt wir uns hier befinden.«
»In Afrika, im Zentrum der Sahara.«
Nach all dem, was ich gehört hatte, fühlte ich mich sehr unwohl in meiner Haut. Heimlich lauschte ich, ob nicht von irgendwo schon die Geräusche eines Aufstandes der Silikanthropen drangen. Als würde er meine Unruhe teilen, erhob sich Mett von seinem Sessel und blickte auf den Korridor hinaus. Die Situation mußte noch gefährlicher sein, als man seinen Worten hatte entnehmen können.
In Sekundenschnelle faßte ich einen Entschluß: mit einer hastigen Bewegung zog ich die Schublade auf und versteckte ein Fixophon mit dem Aufnahmekristall in meiner Tasche. In der Schublade befanden sich mehrere solcher Geräte, und vielleicht würde Mett nichts merken, wenigstens bis morgen. Bevor er ins Zimmer zurückkam, hatte ich die Schublade wieder geschlossen. Es war gelungen! Etwas später nutzte ich seine Unaufmerksamkeit aus und nahm noch eine dünne Blutabnahmenadel vom Tisch.
»Morgen werde ich dich zum Kosmed zurückschicken«, sagte Mett zu mir.
Schnell verließ ich das Arbeitszimmer. Jetzt sitze ich gerade in der Badewanne (hier habe ich wenigstens mehr oder weniger die Sicherheit, daß mich niemand beobachtet) und erzähle dem kleinen kristallenen Plättchen meine Erlebnisse. Ich werde zur Information mit der in Blut getauchten Nadel einige Worte darauf schreiben. Das Plättchen werde ich in meiner Uhr verstecken. Sie werden bestimmt nicht auf die Idee kommen, dort nachzusehen. Ich kenne mich so gut, daß ich weiß, daß der Zustand meiner Uhr mir nach dem Erwachen keine Ruhe lassen wird: Sie wird gehen, obwohl ich drei Tage »geschlafen« habe. Ich werde versuchen, das Fixophon morgen wieder bei Mett zurückzulegen, damit ihm nichts auffällt. Vielleicht gelingt es mir auf diese Art, diese unwahrscheinliche Geschichte vor dem Vergessen zu bewahren… Und vielleicht werde ich dann nicht mehr bedauern, daß man mich im Schulungszentrum für kosmische Piloten nicht angenommen hat…
Ende der Aufzeichnung.
Ich bedauere es tatsächlich nicht…
    Die Nachmittagszeitungen berichteten heute: »Das Forschungszentrum des Kosmischen Instituts in der Sahara wurde heute durch eine Thermonuklearexplosion völlig zerstört. Die Ursachen dieser Explosion sind zur Stunde noch nicht geklärt. Alle Bauten des Instituts wurden der Erde gleichgemacht. Bei dieser Katastrophe kam ein Mensch, ein wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts, ums Leben.«

Ilja Warschawski
Keine beunruhigenden Symptome
1
     
»Seine Nieren gefallen mir gar nicht«, sagte Creps.
    Leroi blickte zum Monitorbild. »Guter Durchschnitt. Es gibt schlimmere. Scheinen übrigens

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