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Die Reliquie von Buchhorn

Die Reliquie von Buchhorn

Titel: Die Reliquie von Buchhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Erwin / Ulrich Buchhorn
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auf den älteren Mann gerichtet.
    Der sah als Erster weg. »Das Schwert ist nicht meins.«
    »Seid Ihr sicher?«
    Wasser zischte, und für Sekunden verschwand die muskulöse Gestalt hinter Dampf, als der Schmied das heiße Eisen, an dem er arbeitete, in ein Wasserbad tauchte. »Ich kenne meine Arbeit.«
    »Seid Ihr der einzige Schmied in Altdorf?«
    »Ja.«
    »Und auch auf der Burg des Grafen ist kein anderer?«
    Der Schmied stützte die Hände auf den Amboss und beugte sich vor. »Hört zu, Bruder, ich fertige seit Jahren die Waffen für den Herrn und sein Gefolge. Er hat sich nie beklagt. Und dieses Schwert ist nicht meine Arbeit. Es ist schlampig gefertigt und wertlos.« Mit einer energischen Geste nahm er Gerald die Waffe ab und legte sie auf den Amboss. »Seht Ihr, die Blutrinne ist schief und die Schneide bereits schartig.«
    Gerald senkte zustimmend den Kopf, und der Schmied kniff die Augen zusammen. »Ihr versteht etwas davon, Bruder?«, fragte er barsch.
    »Ich … ich war Schmied, bevor ich Novize wurde«, stammelte Gerald und streckte die Hand nach dem Schwert aus.
    Der Schmied schlug sie beiseite. »Aber Novizen haben keine Waffen. He, seid Ihr dieser neugierige Mönch, der heute den ganzen Tag Fragen gestellt haben soll? Was wollt Ihr hier? Wenn Ihr dem Herrn schaden wollt, dann wird Euch auch Eure Kutte nicht schützen.« Er kam hinter dem Amboss hervor. Obwohl er ruhig wirkte, wich Gerald einen Schritt zurück. Gleichzeitig fühlte er Wulfhards Berührung an seinem Arm.
    »Wir sollten machen, dass wir wegkommen.«
    Gerald nickte, trotzdem rührte er sich nicht von der Stelle. »Das Schwert wurde gegen mich und meine Freunde erhoben«, stieß er hervor. »Ich will wissen …«
    »Ob ich einem Mörder diene?« Der Schmied stieß Gerald gegen die Brust. »Verschwinde lieber, ehe ich frage, ob deine Geschichte stimmt.«
    »Und genau das werden wir tun«, bemerkte Wulfhard. »Besten Dank!«
    Er zog Gerald aus der Werkstatt hinaus in den kalten, blauen Abend. »Glaubst du ihm?«
    »Dass er das Schwert nicht geschmiedet hat? Ja, das glaube ich ihm. Aber warum war er so wütend?«
    »Weil wir Fragen stellen. Unser Plan ist aufgegangen. Mehr oder weniger.« Wulfhards Stimme wurde leiser. Er sah sich um. »Sieh mal!«
    Zwei Männer lehnten an einer Hauswand und blickten aufmerksam zu ihnen her.
    »Das sind sicher nur Tagelöhner«, beschwichtigte Gerald, aber in seiner Stimme schwang Unsicherheit. »Wir müssen hier auf Eckhard und Rodericus warten. Sie wollten nach dem Gebet nachkommen.«
    »Gehen wir ihnen entgegen«, drängte Wulfhard. »Mir gefällt das nicht.«
    Gerald setzte zu einem spöttischen Kommentar an, aber die Worte erstarben ihm auf den Lippen, als aus der anderen Richtung zwei weitere Männer kamen.
    »Und die haben Schwerter«, zischte Wulfhard. »Verdammt!«
    Hufschlag ertönte. Gerald und Wulfhard wechselten einen besorgten Blick. Hinter den beiden Männern tauchten zwei Reiter auf hochbeinigen Pferden auf. Sogar in der Dämmerung glänzte das Fell der Tiere. Wulfhard wurde bleich, als er den Rappen des jüngeren Reiters erkannte.
    »Ottmar von Altdorf«, stöhnte er und ballte die Fäuste.
    Der Neffe des Grafen lenkte sein Pferd dicht vor die beiden Männer. »Also doch!« Seine helle Stimme durchschnitt die kalte Luft mit noch eisigerer Kälte. Ohne Gerald und Wulfhard eines Blickes zu würdigen, wandte er sich an seinen älteren Begleiter. »Sind das die Männer, von denen mir berichtet wurde, Gernot?«
    Der andere nickte. Sein Gesicht zierten alte Narben, und sein dunkles Haar war an den Schläfen ergraut. »Zwei Mönche gehören noch dazu, Herr«, sagte er knapp. »Aber diese beiden auch.«
    »So, so.« Ottmar beugte sich aus dem Sattel. Die blonden Haare fielen ihm in die Stirn. »Du bist also auch ein Mönch?«
    Geralds Mund war trocken. »Ja, Herr.«
    Ottmar machte eine lässige Bewegung mit der Linken.
    Eine harte Hand packte Gerald an der Schulter und zerrte ihn herum. Eine Klinge blitzte auf und schlitzte die Kutte der Länge nach auf. Darunter kam sein geflicktes Leinenwams zum Vorschein.
    »Ein Mönch also«, zischte Ottmar. »Oder doch eher ein Spion? Wer bist du und was machst du in der Begleitung von diesem Abschaum?« Er wies auf Wulfhard, der sich in den Schatten der Werkstatt gedrückt hatte. »Ja, dich würde ich überall wiedererkennen. Hat der Buchhorner euch zum Spionieren geschickt? Was wollt ihr wissen? Vielleicht kann ich eure Fragen beantworten!« Sein Mund

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