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Die Reliquie von Buchhorn

Die Reliquie von Buchhorn

Titel: Die Reliquie von Buchhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Erwin / Ulrich Buchhorn
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anderen verharrten reglos auf ihren Pferden, nur Wulfhard streichelte abwesend die feuchte Mähne des Falben.
    Lange mussten sie nicht warten.
    »Das sieht nicht gut aus«, sagte Gerald leise, als er das erschütterte Gesicht des jungen Bernhard sah.
    Ottmar umfasste das Schwert noch fester. »Nun?«
    »Leichen, Herr!«, stieß der Reisige hervor. »Sieben oder acht Tote. Männer, Frauen und zwei Knaben, Herr.«
    Er wollte fortfahren, aber Ottmar unterbrach ihn mit einem gotteslästerlichen Fluch. »Diese dreimal verfluchten Straßenräuber!«, brüllte er und preschte los. Die anderen folgten langsamer.
    Sie kamen gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie Ottmar neben Gernot aus dem Sattel sprang. Die Rücken der beiden Männer verdeckten zunächst das grausige Bild, doch je näher sie kamen, desto klarer enthüllten sich die blutigen Einzelheiten.
    Eckhard stieg ab und kauerte sich, ohne auf Ottmar oder Gernot zu achten, auf den kalten Boden. Wie Bernhard gesagt hatte, waren es acht Leichen, vier Männer, zwei Frauen und zwei halbwüchsige Knaben in einfachen Kitteln und schlammverkrusteten Schuhen. Nacheinander drückte der Mönch den Erschlagenen die Augen zu. Erst als er die nasse Haut der letzten Toten berührte, begann seine Hand zu zittern. »Sie war hochschwanger«, stöhnte er. »Was für Menschen sind zu so etwas fähig?«
    »Straßenräuber«, antwortete Gernot mit ausdrucksloser Stimme. »Die armen Teufel waren vollkommen wehrlos. Und sterben mussten sie wegen ein paar Münzen.« Er schob das Kinn vor und ballte die Fäuste. »Man sagt, Ihr kennt Euch aus, Bruder Eckhard. Wie lange sind die Bedauernswerten tot?«
    »Die Glieder sind noch nicht gänzlich starr, also würde ich sagen, seit den frühen Morgenstunden. Gibt es einen Ort, an dem sie übernachtet haben können?«
    »An der Straße ist eine Herberge. Ja, Ihr habt recht, dort werden sie die Nacht verbracht haben und dann bei Sonnenaufgang aufgebrochen sein.«
    »Und niemand hat sie bestattet.« Eckhard strich einer der Toten eine blutige Haarsträhne aus der Stirn, dann zupfte er das Wams eines der Jungen glatt. »Auch Rodericus und Hunfried müssen sie gesehen haben.«
    »Ich glaube nicht, dass Hunfried einer ist, der für
acht Tote Gräber schaufelt.«
    »Aber wir!«
    Alle starrten Eckhard an.
    Der hob mit eigensinnig verzogenen Lippen den Kopf. »Wir müssen dafür sorgen, dass diese armen Seelen ihren Frieden finden. Ich werde dafür sorgen. Die Mönche, die wir unterwegs getroffen haben, müssen hier vorbeikommen. Sie werden mir helfen.«
    »Nein, Bruder!« Ottmar schüttelte den blonden Kopf. »Die Straße ist nicht sicher, und ich habe meinem Oheim gelobt, Euch unbeschadet zur Grenze zu bringen. Ich kann das nicht zulassen.«
    »Ich brauche Eure Erlaubnis nicht«, sagte Eckhard ruhig. »Ich bleibe. Und ich sehe nicht, wie Ihr mich daran hindern wollt.« Er machte eine winzige Pause. »Herr.«
    Der Mönch und der Edelmann maßen sich sekundenlang. Ottmar unterbrach das stumme Duell, indem er den Kopf zurücklegte und in die Sonne blinzelte, die bereits tief über den Baumwipfeln stand. »Gernot, diese feigen Mörder müssen noch in der Gegend sein. Nimm Bernhard und Kuno mit und stöbere sie auf. Mach dem ein Ende. Das ist ein Befehl.«
    Die beiden Kriegsknechte sahen sich erschrocken an, aber Gernot nickte nur.
    Auch Eckhard drehte sich verwundert zu Ottmar um. »Ist das nicht ein unnötiges Risiko?«
    »Wir kennen die wichtigsten Schlupfwinkel der Bande, nur sind sie uns bislang immer entwischt«, antwortete der Welfe, während er aus den Augenwinkeln beobachtete, wie sein Waffenmeister sich auf den Rücken seines mächtigen Schlachtrosses schwang. »Ich setze darauf, dass sie geschwächt sind. Viel Widerstand werden die armen Schweine da ihnen nicht haben leisten können, aber die ein oder andere Wunde haben sie vielleicht doch davongetragen. Gernot!« Seine geschwungenen Lippen wurden hart. »Schlagt nicht alle tot, wenn ihr sie findet. Ich möchte zwei oder drei der Burschen meinem Oheim vorführen, damit er sie aburteilen kann. Eine öffentliche Hinrichtung ist immer eine gute Abschreckung«, schloss er grimmig.
    Gernot neigte zustimmend den Kopf, dann rief er den beiden Reisigen einen kurzen Befehl zu, und die drei ritten den Weg zurück, den sie gekommen waren.
    Ottmar sah ihnen eine Weile nach. Als er sich wieder dem Mönch zuwandte, wirkte sein Gesicht ernster und gleichzeitig jünger als kurz zuvor. »Es tut mir leid, dass wir

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