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Die Reliquie von Buchhorn

Die Reliquie von Buchhorn

Titel: Die Reliquie von Buchhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Erwin / Ulrich Buchhorn
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Schläfen betrat den Raum als Erster. Seine blanke Schwertspitze richtete sich auf den Söldner. Ihm folgten ein blonder Edelmann und ein Mönch.
    »Eckhard«, sagte Wulfhard und schob seinen Dolch in den Gürtel, »Ihr habt Euch Zeit gelassen.«
    Mit einem Ausdruck von Fassungslosigkeit drehte sich Hunfried zu ihm um. »Dann hast du die Wahrheit gesagt? Ottmar von Altdorf und …?« Mit einem hohlen Lachen gehorchte er Gernots stummem Wink und ließ das Schwert sinken.
    Wulfhard lächelte selbstgefällig.
    »Wo ist Bruder Rodericus?«, fragte der Waffenmeister barsch. »Wenn er lebt, rettest du vielleicht deinen eigenen Hals.«
    »Er lebt. Es geht ihm gut.«
    »Schwörst du das?«
    »Ja.« Hunfried wechselte das Schwert in die linke Hand und hob die Rechte.
    Langsam ließ Gernot die Waffe sinken.
    Auch Ottmar von Altdorf entspannte sich. Suchend sah er sich um. »Wo sind die Wirtsleute?«, fragte er und ließ sich an einem der Tische nieder. »Ich bin halb erfroren und verschmachtet.« Plötzlich legte er den Kopf in den Nacken und stieß ein überraschend jungenhaftes Lachen aus. »Und der Mönch hat geglaubt, du erwischst die Mordbuben nicht, Gernot. Nun, Bruder Eckhard, habt Ihr sie Euch gut angesehen? Drei Tote im Wald, drei weitere gut verschnürt im Stall. Mein Oheim wird entzückt sein, und Altdorf wird eine Hinrichtung erleben, von der man noch lange sprechen wird. He, ich verdurste!«
    Auf seinen letzten Ruf hin kam ein alter Mann aus der Küche. Sein Gesichtsausdruck schwankte zwischen Besorgnis und Freude. Er verneigte sich tief. »Guten Abend, Herr. Verzeiht, dass Ihr warten musstet, aber …« Seine Hände flatterten unruhig. »Ist es wahr? Sind die Wegelagerer tot?«
    Ottmar lächelte überheblich. »Die Grafschaft meines Oheims ist ein sicherer Ort. Und nun bring uns etwas zu trinken. Auch meinen Leuten im Stall. Sie bewachen dort die Gefangenen.« Als der Alte bei den letzten Worten den Kopf einzog, lachte Ottmar laut auf. »Hast du Angst vor drei gefesselten Männern?«, spottete er. »Beeil dich, du alter Feigling!« Er trieb den Wirt mit einem leichten Stoß aus dem Zimmer. Als er sich Hunfried zuwandte, verflog die Fröhlichkeit aus seinem Gesicht. »Und nun zu dir, Hunfried, oder wie auch immer du heißen magst. Du hast dich als einen Gefolgsmann meines Oheims ausgegeben. Das war gelogen. Unterbrich mich nicht, Kerl. Woher weiß ich, dass du nicht mit den Mördern unter einer Decke steckst?« Er legte den Kopf schief. »Am besten sperren wir dich mit den Kerlen zusammen ein. Dann mag mein Oheim entscheiden, ob du leben oder sterben wirst.« Er rieb seine kalten Hände und lächelte zufrieden. »Ja, das ist ein guter Gedanke. Gernot, bring ihn zu den übrigen Gefangenen.«
    »Herr, vielleicht sollten wir …«
    Ottmar winkte Eckhard zu schweigen und beobachtete mit einem gespannten Lächeln, wie Gernot auf Hunfried zuging.
    Dessen Gesicht wurde starr. »Das wagst du nicht!« Es war nicht klar, ob er Gernot oder Ottmar meinte. Er fasste sein Schwert fester.
    Gernot richtete die Spitze seiner Waffe auf Hunfrieds Brust. »Du hast den Herrn gehört, ergib dich!«
    Der Söldner bleckte die Zähne und ging zum Angriff über.
    »Nein!«
    Der helle Schrei ließ alle herumfahren.
    Schmal und dunkel, mit weit aufgerissen Augen und erhobenen Händen, stürzte Rodericus in die Gaststube. »Hört auf!«, schrie er. »Hört auf! Hunfried sagt die Wahrheit, ich bin ihm freiwillig gefolgt. Nebenan liegt eine bewusstlose Frau, und es ist doch schon so viel Blut geflossen. Und ich kann nicht mehr. Ich habe den Weg schon so lange aus den Augen verloren.« Seine Stimme wurde leiser, und im Fackelschein erkannten die Männer, dass sich eine dünne Tränenspur über die Wangen des Mönches zog.
    »Was soll das heißen, Ihr seid freiwillig …«, hub Ottmar an, aber diesmal kam Eckhard ihm zuvor.
    Mit einem einzigen langen Blick brachte er den Edelmann zum Schweigen. Dann nahm er Rodericus am Arm und führte ihn zum Tisch. »Setz dich, Bruder«, sagte er. Seine Stimme war kühl, aber nicht unfreundlich. »Beruhige dich! Und dann!«, er fasste den Jungen unter dem Kinn und zwang ihn, ihm ins Gesicht zu sehen, »dann sagst du uns die Wahrheit. Was geht hier vor?«
    »Ich …« Rodericus verstummte, als der alte Wirt hereinkam und ein Brett mit Krügen vor ihnen abstellte. Ohne einem seiner Gäste in die Augen zu sehen, trollte er sich.
    Eckhard wartete, bis Rodericus mit zitternden Händen den Krug an die Lippen

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