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Die Reliquie von Buchhorn

Die Reliquie von Buchhorn

Titel: Die Reliquie von Buchhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Erwin / Ulrich Buchhorn
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am Arm zurück. Er verständigte sich mit einem einzigen Blick mit Eckhard. »Gerald und ich werden gehen. Hunfried, du bleibst hier. Hier sind Frauen und Alte, und du bist der erfahrenste Schwertkämpfer von uns allen. In dem Feuer da draußen werden wir nicht kämpfen müssen.«
    Ottmar schüttelte heftig den Kopf, aber sein Protest erlahmte unter Gernots eindringlichem Blick.
    »Meinetwegen.« Mit verkniffenem Gesicht sah der Söldner zu, wie Gernot und Gerald auf den immer heller brennenden Stall zuliefen. Er fragte sich, wo Wulfhard mit den Pferden blieb. Einen Augenblick lang wurde der Wunsch, hinterherzulaufen und den Mörder selbst zu stellen, übermächtig. Eine kühle Hand auf seinem Handgelenk ließ ihn herumfahren.
    »Gernot hat recht, wir brauchen dich hier«, sagte Eckhard.
    »Könnt Ihr Gedanken lesen, Bruder?«, fragte Hunfried und wich einen Schritt zurück.
    »Das ist nicht nötig.« Eckhard lächelte dünn, dann sah er sich in der Stube um. Die beiden Wirtsleute kauerten in einer Ecke, während Ottmar mit gezogenem Schwert, aber ebenso hilflos mitten im Raum stand. Die Augen des Mönchs weiteten sich. »Wo ist Rodericus?«
    »Ich suche ihn!«
    »Aber wer holt das Wasser?« Die Wirtin befreite sich aus den Armen ihres Mannes und verstellte dem Söldner den Weg. Ihre Augen funkelten in der Dunkelheit, ihre dürren Arme ruderten. »Da draußen verbrennt alles, was wir haben.«
    »Dann geh und lösch, du alte Hexe!« Hunfrieds Wutausbruch kam so überraschend, dass nicht nur die Frau totenstill war. Sie duckte sich mit einem wimmernden Aufschrei, als Hunfried die Hand hob. Doch statt sie zu schlagen, schob er sie nur aus dem Weg und verschwand in der Dunkelheit des Flurs. Seine schweren Schritte verhallten, nur die rasselnden Atemzüge der Wirtin und das Brüllen des Feuers waren zu hören. Plötzlich sackte die Alte auf den Boden und schlug die Arme über dem Kopf zusammen. »Den Stall haben unsere Söhne gebaut«, klagte sie. »Das Haus haben sie gebaut. Wir haben so viel überstanden. Die Räuber haben uns fast an den Bettelstab gebracht, weil sich keine Reisegesellschaften mehr auf die Straße gewagt haben. Ihr seid uns vorgekommen wie Gottes Boten, als ihr die Bande zerschlagen habt. Und jetzt haben wir weniger als vorher.« Sie stieß ein Wimmern aus.
    Eckhard sah zum Stall, aus dem die Flammen schlugen. Im Feuerschein erschienen menschliche Gestalten. Zwei von ihnen versuchten, zwei um sich tretende Pferde ins Freie zu führen. Er stieß ein stummes Dankgebet aus. Das monotone Weinen der Frau schreckte ihn auf. »Der Wind steht günstig, sodass das Feuer nicht auf das Haus übergreifen kann. Aber der Stall ist nicht zu retten!« Gleichzeitig starrte er auf die windgepeitschten Baumkronen und fragte sich, ob das der Wahrheit entsprach.
    Ottmar trat von dem schmalen Fenster zurück. Sein Gesicht spiegelte Wut und Trauer gleichermaßen wider. »Wenigstens sind auch die Räuber tot. Schade um die tapferen Seelen von Kuno und Bernhard. Schade um die schöne Hinrichtung.« Mit der Linken fuhr er sich durch die Haare. »Werden sie es schaffen?«
    »Mit Gottes Hilfe«, sagte Eckhard leise. Die drei Gestalten waren wieder im Stall verschwunden. »Und was die Räuber angeht, gebe Gott, dass Ihr recht habt, Herr.«
    Ottmars Augen wurden schmal. »Wie meint Ihr das?«
    Doch bevor Eckhard antworten konnte, hörten sie Hunfrieds Schritte. Die Stimme des Söldners klang rau. »Ich brauche einen Hocker! Rasch!«
    Eckhard wurde blass. »Rodericus!«, flüsterte er. Er riss dem Wirt einen Hocker aus der Hand und ging dem Söldner damit entgegen. Zuerst konnte er nur zwei Schemen ausmachen, doch im Feuerschein, der durch die Türe drang, erkannte er plötzlich neben Hunfried eine Frau. »Wo ist Rodericus?«, fragte er.
    »Der kommt!« Vorsichtig löste Hunfried Righilds Arm von seinem Nacken und schob ihr mit dem Fuß den Schemel unter. »Im Bett hatte er sich verkrochen!« Er beugte sich über die junge Frau, die sich verwirrt umsah. »Geht es, Mädel?«
    Sie nickte, und um ihre Lippen zitterte ein Lächeln, als sie zu Hunfried aufsah. Doch als sie einen Versuch machte, aufzustehen, drückte er sie mit sanfter Gewalt nieder. »Du bleibst sitzen, Kindchen.« Er tätschelte ihr verlegen die Wange und ging dann hastig zu Eckhard. »Ich frage mich, was unser Mördermönch – nichts für ungut, Bruder – ausheckt. Wo ist er?«
    Eckhard hob die schmalen Schultern. Aus den Augenwinkeln sah er, wie sich Rodericus in

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