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Die Reliquie von Buchhorn

Die Reliquie von Buchhorn

Titel: Die Reliquie von Buchhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Erwin / Ulrich Buchhorn
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Wald, der Wirt folgte so schnell er konnte.
    Hunfried sah ihnen nach. Er musste sich mit aller Macht zwingen, zurückzubleiben, aber das Geräusch der Klingen und Eckhards schwerer Atem holten ihn jäh in die Gegenwart zurück. Zwei, drei Herzschläge lang sah er mit wachsendem Respekt zu, wie sich Eckhard den Angreifer vom Leib hielt, dann machte er ein Ende, indem er dem Mörder sein Schwert in den Rücken rammte.
    Keuchend ließ Eckhard den Arm sinken. Er merkte kaum, dass sein Messer auf den Boden fiel. »Danke«, würgte er hervor. »Ist er tot?«
    Hunfried rollte den Räuber mit dem Fuß herum. »Tot und in der Hölle.«
    Plötzlich hörten sie Hufschlag. Sie drehten sich um und sahen einen Reiter, der tief über sein Pferd gebeugt herangaloppierte.
    »Wulfhard? Gernot?« Obwohl es unnötig war zu flüstern, senkte Eckhard die Stimme.
    Hunfried starrte mit verengten Augen in die Dunkelheit. »Der hat eine Waffe!«, rief er. Während Eckhard sich zur Seite warf, zögerte Hunfried. Er stellte sich schützend über Ottmar. Der Pferderumpf streifte ihn und schleuderte ihn zur Seite. Das Schwert wurde ihm aus der Hand gerissen und flog in hohem Bogen in die Nacht.
    Der Reiter zügelte sein Ross. »Wo ist der Mönch?«, rief er.
    »Weg. Du kommst zu spät. Und deine Kumpane sind tot, du Feigling!« Hunfried spuckte aus. Als er aufspringen wollte, schoss ihm der Schmerz durchs linke Bein.
    Der Reiter lachte kurz auf. »Ich mag feige sein, aber ich bin am Leben. Und das solltest du auch versuchen. Mir liegt nichts an deinem Tod.« Auf einmal erstarrte sein Gesicht zu einer verwunderten Grimasse. »Lebt der auch noch?«, entfuhr es ihm. Er sah spöttisch zu, wie Ottmar sich auf Hände und Knie stemmte.
    Mit letzter Kraft zog der Welfe sein Jagdmesser aus dem Gürtel und schleuderte es nach der verschwimmenden Gestalt auf dem Pferd. Im Fallen hörte er noch den wütenden Aufschrei. Mit einem Lächeln schloss er die Augen.
    Hunfried und Eckhard knieten gleichzeitig neben dem Sterbenden nieder. Der öffnete noch einmal die Augen. »Ist er tot?«
    »Nur verwundet. Aber er ist fort. Mit eingekniffenem Schwanz abgehauen.« Hunfried räusperte sich. Er schob Ottmar die Hand unter den Kopf und stützte ihn. »Einen Mann wie Euch hätte ich gegen die Ungarn gern an meiner Seite gewusst, Herr!«, flüsterte er und suchte Ottmars unsteten Blick.
    Der Welfe lächelte. »Wo ist Gernot?«
    »Er kommt«, sagte Eckhard gepresst. Er stand auf und machte dem Waffenmeister Platz, der sich der Gruppe mit schwankenden Schritten näherte. Plötzlich bemerkte er eine Bewegung am Boden. Der Räuber, den Hunfried in den Rücken getroffen hatte, versuchte sich aufzurichten. »Hier lebt noch einer.«
    Hunfried fuhr herum. »Schlag ihn tot!«
    »Nein«, flüsterte Ottmar. »Nicht! Er soll seine gerechte Strafe bekommen. Wenigstens einer! Gernot?«
    Schwerfällig fiel Gernot auf die Knie. Sein Gesicht war rußverschmiert, seine Augen eingefallen. Wortlos nahm er die kalte Hand seines Herrn und drückte sie.
    Ottmars Lider flatterten. »Gernot, bist du da?«
    »Ja, Herr.«
    »Du sagst meinem Oheim, dass ich seinen Auftrag erfüllt habe. Rodericus ist sicher. Er ist doch sicher, oder?«
    »Ja, Herr.« Gernot fuhr sich mit dem Handrücken über die Stirn. Schmierige Streifen blieben auf seiner Haut zurück. »Euer Oheim war immer stolz auf Euch«, wisperte er.
    »War er das wirklich?«
    »Ja, Herr.«
    »Und du?«, fragte Ottmar mit ersterbender Stimme. Ein Beben lief durch seinen Körper wie ein letzter Schauder. Dann lag er still.
    Gernot beugte sich tief über seinen Herrn. »Ich ganz besonders, mein Junge«, flüsterte er. »Ottmar.« Sanft strich er über das stille Gesicht des Toten und schloss ihm die Augen. Als Eckhard ihn an der Schulter berührte, sah er auf. »Betet Ihr für ihn?«
    Der Mönch nickte stumm und kniete nieder.
    Hunfried, der sich ein Stück zurückgezogen hatte, trat neben Gernot. »Sind die anderen in Sicherheit?«
    Der Waffenmeister fuhr sich ein letztes Mal über die Augen, dann straffte er die Schultern. »Sie haben sich im Wald zwischen den Bäumen versteckt. Das Mädchen hat uns gefunden, während wir die Pferde zusammengetrieben haben. Tapfere Kleine, deine Righild.«
    »Sie ist nicht meine …« Mit einer müden Handbewegung brach Hunfried ab. »Wie viele Pferde habt ihr retten können?«
    »Genug, da Ottmars Männer tot sind. Man hatte ihnen die Kehlen durchgeschnitten. Ein schwarzer Tag für das Haus der

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