Die Reliquie von Buchhorn
Welfen.«
Hunfried belastete vorsichtig sein verdrehtes Bein. Er fluchte heiser. »Schafft mir das elende Stück Dreck her, das überlebt hat. Irgendetwas werde ich noch aus ihm herausquetschen, egal was, und seien es seine Schmerzensschreie!«
»Hunfried«, mahnte Eckhard leise.
Der Söldner biss die Zähne zusammen.
Gernot ging zu der Leiche seines Herren und nahm sie auf die Arme. »Bringen wir ihn zu den anderen, damit sie Abschied nehmen können. Und dann bringe ich ihn zurück nach Altdorf. Nach Hause. Zusammen mit dem Gefangenen. Ich werde Ottmars letzten Willen erfüllen.«
Hunfried nickte grimmig. Er riss den blutenden Räuber auf die Füße und stieß ihn vor sich her. Eckhard folgte, und so bewegte sich der kleine Trauerzug vorbei an den knackenden, glimmenden Überresten des Stalls langsam auf den Waldrand zu.
Zwischen den Bäumen hockten kaum sichtbar die Wirtsleute, Righild, Rodericus, Wulfhard und Gerald. Wulfhard hatte sich der Länge nach auf dem Boden ausgestreckt. Mit einem unwilligen Knurren rollte er sich zur Seite, als Hunfried den Gefangenen neben ihn auf den Boden stieß. In der Dunkelheit war es unmöglich zu sagen, ob er oder einer der anderen verletzt war oder Verbrennungen davongetragen hatte.
»Wir sind zurück. Wulfhard, nutz deinen Dolch zu etwas Sinnvollem und pass auf den Mörder da auf.«
Mit einem winzigen Aufschrei schnellte Righild auf die Füße und warf sich in Hunfrieds Arme. Zögernd strich er über ihr verklebtes Haar, doch er ließ die Hand sinken, als Eckhard zu sprechen begann.
»Ottmar von Altdorf ist tot.« Die Stimme des Mönches schwebte körperlos in der Dunkelheit. Er konnte die Gesichter seiner Gefährten nicht sehen, aber er hörte das leise Aufkeuchen. »Er ist tapfer gestorben. Auch zwei der Mordgesellen sind tot. Ottmar von Altdorf hat ihren Anführer verwundet, aber er konnte entkommen. Wir wissen immer noch nichts von ihm.«
Hunfried schob Righild zurück und stellte sich neben Eckhard. »Aber wir haben einen Gefangenen, und der wird uns jetzt sagen, was er weiß.« Er versetzte dem Räuber einen Tritt in die Seite.
Der Mann wimmerte.
Zum ersten Mal drehte Gernot sich mit einem Anflug von Interesse um. »Was sagt er?«
»Nichts.« Wulfhard drückte seine Messerspitze an die Kehle des Verwundeten. »Aber das ist nur eine Frage der Überredungskunst.«
»Halt!«, befahl Eckhard. Er ging vor dem Mann in die Hocke und fixierte ihn. »Wer ist der Mönch, der Euch befreit und gedungen hat?«
»Bietet mir etwas an!«, stöhnte der Räuber, aber seine Stimme erstarb, als Wulfhard den Druck seines Messers verstärkte.
»Du kannst einen langsamen, qualvollen Tod haben. Was hältst du davon?«
Eckhard hob abwehrend die Hand. »Ottmar wünschte, dass er lebt. Und ich wünsche Antworten. Sprich, Mann. Denk an dein ewiges Leben.«
Der Räuber verzog keine Miene.
»Macht es Spaß, Schwangere zu töten?«, fauchte Wulfhard.
Immer noch rührte der Verletzte sich nicht. Nur seine Augen waren leicht geweitet, sein Blick huschte zwischen den Silhouetten von Eckhard und Wulfhard hin und her.
»Ich bin von Gott selbst berechtigt, den letzten Willen des Edelmanns außer Kraft zu setzen«, begann der Mönch endlich mit leiser Stimme. »Aber dazu musst du deinen Teil leisten. Wer ist der Mönch, der euch gegen uns aufgehetzt hat?«
»Er nennt sich Silvanus.«
»Woher kommt er?«
»Von einer Abtei weit im Norden. Mehr hat er nicht gesagt. Er hat seine Börse sprechen lassen. Mehr weiß ich nicht.«
Eckhard wandte sich an Gernot. »Hier trennen sich unsere Wege. Bringt Ihr Euren Herrn nach Hause und nehmt den Gefangenen mit.«
Der Räuber fuhr in die Höhe. »Aber Ihr habt gesagt …«, begann er und brach schlagartig ab.
Eckhard richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf den Waffenmeister: »Unsere Gebete begleiten Euch, Gernot.«
Der Welfe nickte. »Steh auf!«, herrschte er den Räuber an, doch der Mann regte sich nicht. »Steh auf, du Feigling. Sieh deinem Tod entgegen wie ein Mann.« Er stieß ihn mit der Fußspitze an und stutzte. »Der ist ja tot!« Er sah eine Bewegung, und sein Gesicht verzerrte sich. »Wulfhard! Hast du ihn …?«
»Getötet?« Wulfhard stand auf und schob das Messer mit aufreizender Langsamkeit in den Gürtel. »Natürlich habe ich ihn getötet. Glaubst du, ich möchte die Nacht wieder mit einem Kerl verbringen, der mich umbringen will? Vor allem, wenn dieser Silvanus noch herumstreicht? Ich bin doch nicht lebensmüde.«
»Aber
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