Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition)
mir?«
»Kein Ahnung. Ich weiß nur, dass Fulbach auch hinter dem Anschlag auf den König steckte. Habt Ihr davon gehört?«
Rebekka nickte. »Ich hörte, dass man den König für tot hielt. Und ich habe die Freudentänze gestern auf dem Altstädter Ring gesehen, als bekannt wurde, dass er mit seinem Gefolge in die Stadt zurückgekehrt ist. Man hat also wirklich versucht, ihn zu töten?«
»Ja. Und zwar ausgerechnet auf Pasovary.«
Bei der Erwähnung der Burg zuckte Rebekka zusammen. Es gab sie also wirklich! Der Brief, den Vojtech ihr gegeben hatte, musste eine Fälschung gewesen sein. Sie hatte ihn nicht mehr, er hatte ihn ihr vermutlich weggenommen, als sie bewusstlos in der Hütte gelegen hatte. Sie war immer davon ausgegangen, dass jedes Wort in diesem Schreiben eine Lüge gewesen war. Aber das stimmte offenbar nicht.
»Ihr kennt den Namen Pasovary?«
»Vojtech wollte mich dorthin bringen. Er behauptete, dass meine Eltern dort auf mich warteten.«
»Pasovary ist der Familiensitz der Belcredis. Doch Eure Eltern sind nicht dort, Rebekka.« Er klang mit einem Mal mitfühlend, doch Rebekka fürchtete, dass es zu seiner Strategie gehörte. Er wollte etwas von ihr.
»Was wollte der König dort?«, fragte sie.
»Das weiß ich auch nicht. Er will mich morgen Abend sprechen. Und ich möchte, dass Ihr zugegen seid.«
Rebekka verschränkte die Arme. »Ein neuer Auftrag? Ich sagte doch schon, dass ich nicht zur Verfügung stehe.«
Engelbert hob die Schultern, als sei ihm das völlig gleich. »Ihr wollt doch etwas über Eure Eltern erfahren? Der König scheint mehr zu wissen als ich.«
Rebekka zögerte. »Und wenn wir etwas in Erfahrung bringen?«
»Dann helfe ich Euch, der Spur zu folgen.« Engelbert legte die Faust an die Brust. »Darauf könnt Ihr Euch verlassen.«
»So wie ich mich darauf verlassen kann, dass Ihr immer die Wahrheit sprecht?«
***
Der Bote kniete vor Rupert Fulbach und hielt ihm ein Dokument hin. Kaum hatte Fulbach die Rolle an sich genommen, da erhob sich der Mann und trat vier Schritte zurück, den Kopf gesenkt.
Fulbach schnitt eine Grimasse. Das konnte nur bedeuten, dass es schlechte Nachrichten gab. Er erbrach das Siegel, das einem seiner Spione gehörte, und las die wenigen hastig hingekritzelten Zeilen. Das konnte nicht wahr sein! Karl musste mit dem Teufel im Bund stehen! Wie hatte er überleben können, in einer Gluthölle, die selbst dem Leibhaftigen den Schweiß auf die Stirn getrieben hätte? Sein Spion musste sich täuschen.
Kaum hatte er diesen Gedanken zu Ende gedacht, als seine schlimmsten Befürchtungen bestätigt wurden. Jaroslav, der Nachfolger Kylion Langenmanns, trat vor ihn, atemlos und mit bleichem Gesicht. Er brachte dieselbe vernichtende Nachricht: Karl lebte und war gestern mit einem ansehnlichen Aufgebot an Soldaten gesund und munter in Prag eingeritten.
»Wie viele Männer hat er?« Fulbach stand trotz der schneidenden Kälte der Schweiß auf der Stirn. Er hätte sich im Hintergrund halten, seine Identität verbergen sollen. Doch er war zu siegessicher gewesen. Selbst seine Immunität konnte ihn jetzt nicht mehr schützen. Verwunderlich nur, dass Karl ihn noch nicht für vogelfrei erklärt hatte. Welche teuflische List steckte dahinter?
»Wir könnten sie bezwingen«, antwortete Jaroslav. »Unsere Männer sind kampferprobt und kennen keine Angst.« In seinen Augen glänzte die Streitlust. Kein guter Ratgeber.
»Wie viele sind es?«, knurrte Fulbach.
»Lediglich zweihundert Ritter, dreihundert Speerträger und zweihundertfünfzig Armbrustschützen.« Jaroslav fuhr sich mit dem Zeigefinger über die Kehle. »Wir sind ihnen eindeutig überlegen.«
»Da irrst du dich, Jaroslav. Wir haben mehr Männer, aber Karls Armee besteht vor allem aus seiner Leibgarde. Gegen diese Kämpfer richten wir mit Söldnern nichts aus. Hast du die drei Ritter auf Pasovary vergessen?« Fulbach wischte mit der Hand durch die Luft. »Die Gelegenheit ist vertan. Teile Remigius, Albert und Reinhard mit, dass sie ihre Männer entlassen sollen.«
»Aber Herr!«
Fulbach packte Jaroslav am Wams. »Begreifst du denn nicht! Karl hat sich totgestellt, damit wir ihm auf den Leim gehen. Er hat den Spieß einfach umgedreht! Du kannst davon ausgehen, dass er eine weitere Armee in der Hinterhand hat. Er wartet doch nur darauf, dass wir ihn angreifen, damit er uns vernichten kann. Zahlt die Männer aus, schickt alle bis auf dreißig der besten nach Hause. Es gibt eine andere Angelegenheit, die
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