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Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Martin
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sprecht.«
***
    In Noah ben Solomons Küche war es behaglich warm. Rebekka genoss die Hitze, die das Herdfeuer ausstrahlte. Der Haushalt war in bester Ordnung: Nicht nur an der Haustür war eine Mesusa angebracht, sondern an jedem Türrahmen, den Rebekka sehen konnte. Die Töpfe und das Besteck für Fleisch waren rot, die Utensilien für alles Milchige waren blau. Neben dem Schabattkerzenständer stand gut sichtbar eine reich verzierte Zedaka-Dose, ein Zeichen dafür, dass der Hausherr das Geben von Almosen als Selbstverständlichkeit betrachtete. Rebekka hatte immer kurz vor den Festtagen Geld von ihrem Ersparten in die Dose gelegt, und es war einer ihrer liebsten Momente gewesen, wenn sie mit ihren Eltern das Geld an Arme verteilt hatte.
    Noah ben Solomon ergriff das Wort. »Engelbert von der Hardenburg und eine kleine Armee Ordensritter. Kommt Ihr, um mich zu entführen?«
    »Ihr solltet mich besser kennen, Noah ben Solomon«, erwiderte Engelbert, der sich vor das Feuer gestellt hatte und seine Hände darüberhielt.
    Noah strich sich über den Bart. »Jemanden zu kennen glauben, das kann heutzutage ein lebensgefährlicher Fehler sein, meint Ihr nicht?«
    Engelbert wandte sich vom Herd ab und hielt seine Handflächen nach oben. »Da muss ich Euch allerdings Recht geben. So lasst mich Euch versichern, dass wir in friedlicher Absicht gekommen sind. Wir haben ein geschäftliches Anliegen.«
    Solomons Mundwinkel hoben sich kaum merklich. »Und warum habt Ihr dann ein Weib mitgebracht?«
    Rebekka schluckte. Es ärgerte sie, dass Matyas Romerskirch und die anderen Ritter mit hereingekommen waren, sodass sie sich nicht zu erkennen geben durfte.
    Engelbert warf ihr einen warnenden Blick zu. »Wir werden das Weib wieder mitnehmen, keine Bange. Und es gibt einen triftigen Grund für ihre Anwesenheit.«
    Solomon wandte sich von Rebekka ab und musterte die Ritterbrüder. »Den Ihr mir aber nicht nennen könnt, nicht wahr? Gut. Was kann ich für Euch tun?« Solomon stand noch immer mit vor der Brust gekreuzten Armen mitten im Raum. Er hatte ihnen keinen Platz angeboten und auch kein wärmendes Getränk.
    Rebekka war erstaunt, dass ein Jude so unhöflich sein konnte. Egal, wer bei Rebekkas Familie zu Besuch gekommen war, zuerst hatte man ihm einen Stuhl angeboten, dann Getränke und Speisen. Danach hatte man sich nach dem Wohlbefinden des Gastes erkundigt, und erst wenn all dies geschehen war, kam man auf den Grund des Besuchs zu sprechen.
    »Es ist überaus freundlich von Euch, mir ein wenig warmen, mit Wasser verdünnten Wein anzubieten, denn ich bin durstig«, sagte sie leise, aber bestimmt.
    Solomon blitzte sie an, aber schnell entspannten sich seine Gesichtszüge. »Verzeiht, dass ich so unhöflich war.« Er zeigte auf die Männer. »Es kommen nicht alle Tage schwer bewaffnete Ordensritter in mein Haus.«
    Engelbert von der Hardenburg atmete hörbar aus. »Können wir irgendwo ungestört reden?«
    Solomon lächelte. »Folgt mir in mein kleines Reich der Schriften.«
    »Ihr bleibt hier«, befahl von der Hardenburg seinen Ritterbrüdern. »Ihr ebenfalls, Romerskirch. Ich werde Euch alles berichten.«
    Matyas Romerskirch nickte mit versteinerter Miene. Rebekka ahnte, dass es ihn ungeheure Beherrschung kostete, nicht zu protestieren. Doch Engelbert hatte die Befehlsgewalt, was diesen Auftrag anging. Matyas musste ihm gehorchen.
    Noah wandte sich an die Männer. »Ich werde Euch warmen Würzwein kommen lassen, und seid gewiss, es ist kein Gift darin außer dem Stoff, der die Sinne betören kann.«
    Die Männer zuckten nicht einmal mit der Wimper.
    Noah ben Solomon kehrte ihnen den Rücken zu und ging voran durch einen Flur. Der Duft von Rainfarn, Salbei, Melisse und Muskat stieg Rebekka in die Nase. Vor allem Muskat liebte sie, nur selten hatten ihre Eltern das Gewürz aus dem Fernen Osten erstehen können, denn für ein Nürnberger Pfund Muskat musste man drei Schafe geben. Noah verschwand kurz in einer Kammer, sie hörten, wie er anordnete, die Gäste zu verköstigen, dann kehrte er zu ihnen zurück.
    Zu dritt stiegen sie eine Treppe hinauf und gelangten in einen Raum, der sich beinahe über die gesamte Hausfläche erstreckte. Alle Wände waren mit Regalen vollgestellt, in denen hunderte Bücher und Pergamentrollen lagen.
    »Tretet ein in mein bescheidenes Reich.« Noah ben Solomon zeigte auf zwei Stühle, die an einem Tisch standen.
    »Beeindruckend!«, sagte von der Hardenburg, fuhr mit den Fingern über ein paar Buchrücken

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