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Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Martin
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wollte.
    Von der Hardenburg schnalzte mit der Zunge. »Ich hoffe, wir müssen dieses Kunstwerk nicht zerstören, um die Reliquie zu finden. Rebekka, wiederholt den Wortlaut der Botschaft für uns!«
    »Unseren größten Schatz hütet der heilige Georg eigenhändig in der ihm geweihten Kapelle zu Rothenburg ob der Tauber«, zitierte Rebekka gehorsam.
    Alle drei blickten auf das Retabel.
    Bohumir bückte sich und tastete die Figur des heiligen Georg ab, doch nichts geschah. »Gott, steh uns bei«, flüsterte er.
    »Gott, steh uns bei«, echote Engelbert.
    »Gott, steh uns bei!«, schrie jetzt auch einer der Männer, die bei den Fenstern standen. »Bewaffnete. Mindestens fünfzig Mann.«
    Rebekka spürte den Boden unter ihren Füßen wanken, die Angst schnürte ihr die Kehle zu. Sie hörte, wie die Angreifer mit donnernden Hufen näher kamen und ihre Tiere vor der Kapelle zum Stehen brachten. Jemand schlug gegen das Portal, der Lärm füllte die ganze Kapelle. »Öffnet, und es wird Euch nichts geschehen. Ich zähle bis sechzig, dann stürmen wir«, rief eine heisere Stimme.
    »Fulbach!«, brüllte von der Hardenburg. »Ich glaube Euch kein Wort. Diese Tür bleibt verschlossen, und Ihr werdet Euch Euren verfluchten Schädel daran blutig stoßen.«
    »Dann kann ich mir das Zählen ja sparen«, schrie Fulbach und befahl: »Schlagt die Tür ein!«
    Sofort erzitterte die kleine Pforte in ihren Scharnieren. Doch das Holz hielt stand.
    Rebekka schaute zu den Fenstern. Sie waren schmal, vielleicht versuchten die Angreifer deshalb nicht, auf diesem Weg in die Kapelle einzudringen. Oder gab es noch einen anderen Grund?
    Engelbert nahm Rebekka bei den Schultern. »Ich bitte Euch, versucht, dem Altar sein Geheimnis zu entreißen. Und wenn Ihr gefunden habt, wonach wir suchen, und Ihr befürchten müsst, dass es dem Feind in die Hände fällt, so flehe ich Euch an: Vernichtet es, wenn Ihr Gelegenheit dazu habt!«
    Rebekka sah ihn an. Die wichtigste Reliquie der Christenheit, zerstört von einer Jüdin. Würde es darauf hinauslaufen?
    Sie sah, wie einer der Ritter eine Luke in der Pforte öffnete und mit seiner Armbrust einen Schuss abgab. Draußen schrie ein Mann auf.
    »Wir werden es ihnen nicht leicht machen und so viel Zeit wie möglich herausschinden«, sagte Engelbert. »Versprecht Ihr mir …«
    Wie in Trance nickte Rebekka.
    »Gut.« Er lächelte. »Ich werde Euch Bohumir zur Seite stellen. An ihm kommt niemand vorbei. Und jetzt beeilt Euch. Bitte.«
    Noch nie hatte Rebekka den Ordensritter so warm, so milde und so voller Gefühl sprechen hören. Es klang wie ein endgültiger Abschied.
    Sie wandte sich dem Altar zu und begann, ihn abzutasten. Doch sie entdeckte keine verborgenen Rillen oder Schlitze. »Unseren größten Schatz hütet der heilige Georg eigenhändig«, murmelte sie. Sie konzentrierte sich. Vielleicht war es wie in Znaim, und das Große, Pompöse war nur die Ablenkung.
    Bohumir trat neben sie. Sein Gesicht war angespannt, seine Lippen nur ein Strich.
    »Wofür steht der heilige Georg?«, fragte Rebekka ihn.
    Wieder dröhnten die Schläge gegen das Portal durch die Kapelle, wieder schrie ein Mann auf.
    »Der heilige Georg ist für seinen Glauben gestorben. Er ist ein Märtyrer«, erklärte Bohumir.
    Holz splitterte. Rebekka blickte über die Schulter. Die Schneide einer Axt drang durch die Tür. Viel Zeit blieb ihnen nicht. Sie wandte sich wieder dem Retabel zu, ließ ihren Blick über die Bilder schweifen, von links nach rechts, befahl sich, nichts zu denken, nahm nur die Figuren in sich auf, die Bilder, die Farben, den Drachen, den Engel, die Landschaft, das Kreuz und die Lanze, die im Körper Jesu eine furchtbare Wunde hinterlassen hatte. Mit den Fingern fuhr sie über das Holz. Sie drückte auf jede erhabene Stelle, kratzte sogar ein wenig Farbe weg, aber kein verborgener Mechanismus setzte sich in Gang.
    Außer dem Altar und dem Retabel gab es nichts in dieser Kapelle. Adonai! Herr im Himmel! Hilf mir. Sie hob ihren Blick. Unseren größten Schatz hütet der heilige Georg eigenhändig. Und da erkannte sie es. Das Gewölbe des Kapellenschiffes lief genau über dem Altar zusammen. In der Spitze konnte sie einen Drachen erkennen – und den heiligen Georg.
    Wieder krachten Äxte gegen die Tür, Holz splitterte, Bolzen schlugen in die Wände. Doch noch war niemand der Verteidiger verletzt.
    »Bohumir!« Rebekka zeigte nach oben. »Sie ist dort, in der Gewölbespitze.«
    Es gab nur einen Weg dorthin. Rasch

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