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Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Martin
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predigte er, die Juden seien gar nicht schuld an der Pestilenz. Aber Fulbach wusste, dass der Papst ein stumpfes Schwert war: Nur in Avignon, wo er sein gotteslästerliches Leben führte, konnte er die Juden schützen.
    Doch der Papst war nicht das Problem, sondern der König. Ein Anschlag war bereits fehlgegangen, und Fulbach wurde jetzt noch heiß, wenn er daran dachte. Matyas Romerskirch, dieser verschlagene Hund, hatte die Verschwörung aufgedeckt und sich nicht gescheut, Huren als Köder einzusetzen. Aber Fulbach hatte so umsichtig gehandelt, dass niemand eine Verbindung zu ihm hatte herstellen können.
    »Karl hat anscheinend viele Schutzengel«, gab Reinhard zu bedenken.
    »Aber er hat auch viele Feinde«, wandte Fulbach ein. »Wohlhabende Feinde. Und die müssen wir ins Boot holen. Wir müssen genug Geld aufbringen, um die Kurfürsten kaufen zu können.«
    »Dafür brauchen wir mindestens eine Truhe voll Gold«, sagte Albert. »Ich habe bereits eine erkleckliche Summe zusammengetragen, aber es ist vielleicht ein Zehntel von dem, was nötig ist.« Er reichte Fulbach einen prall gefüllten Lederbeutel.
    »Ich habe den letzten Schilling aus meinen Gütern herausgepresst«, klagte Remigius. »Sogar neue Steuern erfunden. Dennoch komme ich höchstens auf ein Zwanzigstel der Summe.«
    Fulbach musste ein Lachen unterdrücken. Das ganze andere Gold war in der Form gebackener Fasane, köstlicher Pasteten und erlesener Weine in seinen Bauch gewandert. Remigius nannte fette Lehen sein Eigen, darunter auch Burg Mesenice, das Tor nach Mähren. Allein dort hätte er ein Vielfaches des Betrages erwirtschaften können, den er heute mitgebracht hatte. Aber er hatte seinen Burgherrn nicht im Griff, der wie ein Idiot wirtschaftete.
    »Ich habe genauso viel wie Albert«, sagte Fulbach. »Und Ihr?« Fulbach nickte Reinhard zu.
    »Ich nenne kaum etwas mein Eigen. Ein Blitz hat das Kloster getroffen, alles ist niedergebrannt.« Er beugte sich noch weiter vor, so, als wolle er sich unsichtbar machen.
    »Wir dürfen nicht nachlassen!« Fulbach ballte die Fäuste. Wenn sie wenigstens einen vernünftigen Kandidaten als Gegenkönig hätten! Günther von Schwarzburg, diesen Feigling, hatte Karl mit Drohungen gefügig gemacht, bevor er plötzlich verstarb. Fulbach war sich sicher, dass Karl seinen Konkurrenten hatte ermorden lassen. Darin ähnelten sich Fulbach und Karl: Sie überließen nichts dem Zufall. Aber Karl schaffte es immer wieder, sich als Retter der Christenheit und des Reiches zu präsentieren. Ludwig der Bayer, ein Bär von einem Mann, war ebenfalls völlig unvermittelt ums Leben gekommen. So war Karl ganz ohne Blutvergießen auf den Thron gelangt. Es war zum Verrücktwerden. Die letzte Hoffnung waren die Wittelsbacher, doch die zögerten.
    Fulbach schäumte vor Wut. Wie sollte er unter diesen Umständen eine schlagkräftige Allianz schmieden? Ohne Geld und mit einem Haufen von Feiglingen und Zauderern als Verbündeten? Und noch dazu ohne Gegenkönig. Wenn der Machtwechsel sich nicht erkaufen ließ, musste ein Messer oder ein Pfeil Tatsachen schaffen. Aber diesmal würde er es selbst tun.
    Ein Gedanke kam Fulbach. Es gab noch eine Waffe, mächtiger als jeder Pfeil. Doch sie war verschwunden. In den letzten Jahren hatte er die Suche nach ihr eingestellt, weil sie ihm aussichtslos erschien. Hatte er zu früh aufgegeben?
    Fulbach bedankte sich bei seinen Brüdern, übernahm das Gold und winkte seine Leute herbei, die außer Hörweite gewartet hatten, mit dem ausdrücklichen Befehl, niemanden vorzulassen. Sie sollten das Gold nach Münchaurach bringen und dort in der Schatzkammer verwahren.
    Mit einem Mal kam Bewegung in die Männer. Fulbach erkannte Kylion Langenmann, einen seiner Spione aus Prag, der auf ihn zurannte. Schwer atmend blieb er vor Fulbach stehen, neigte zum Gruß kurz sein Haupt und begann sofort zu sprechen.
    »Amalie Belcredi«, stieß er atemlos hervor. »Sie ist aufgetaucht. In Prag. Und nicht allein. Sie macht gemeinsame Sache mit Engelbert von der Hardenburg. Sie kamen zusammen an.«
    Fulbach bekreuzigte sich. Hatte er nicht gerade noch an die mächtigste aller Waffen gedacht? Überlegt, ob er die Suche nach ihr noch einmal verstärkt in Angriff nehmen sollte? Und nun schickte Gott ihm Amalie Belcredi geradewegs als Antwort auf seine Gedanken. »Seid Ihr sicher?«, fragte er mit rauer Stimme.
    »Ja, absolut. Ein Mann, der sie mit eigenen Augen gesehen hat, hat sie mir genau beschrieben. Alles

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