Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Rettung

Titel: Die Rettung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianne Lee
Vom Netzwerk:
bereits stockfinster, als sie endlich Rast machten, etwas drammach verzehrten und sich dann in ihre Plaids wickelten, um sich auf dem nackten Boden zum Schlafen niederzulegen.
    Am nächsten Morgen berichteten Späher, dass die Engländer sie nicht verfolgten. Artair, der an Tullibardines Kriegsrat teilgenommen hatte, berichtete hinterher, die hannoveranischen Truppen würden vermutlich davon ausgehen, dass die Jakobiten bereits in alle Winde zerstreut wären. Daher hätte Tullibardine beschlossen, vorerst am Loch Cluanie auszuharren und auf Verstärkung seitens anderer Clans zu hoffen.
    Dylan schloss die Augen und unterdrückte ein gequältes Stöhnen.
    Zwei Tage später schlugen sie auf den Feldern am oberen Ende des Sees ihr Lager auf. Die Toten wurden begraben, die Männer gingen auf die Jagd oder erstanden bei den umliegenden Bauernhöfen frisches Fleisch und ruhten sich dann am Feuer aus. Zwar klangen Artairs Berichte über seine Besprechungen mit Tullibardine recht zuversichtlich, aber trotzdem machte sich im Laufe der nächsten Tage unter den jakobitischen Truppen ein immer stärkeres Gefühl der Hoffnungslosigkeit breit. Die Männer waren es Leid, darauf zu warten, dass sich andere Clans ihnen anschlossen. Sie wollten endlich nach Hause zurückkehren.
    In den nächsten Wochen wurde die Atmosphäre im Lager immer angespannter; es kam häufig zu Streitereien unter den Clansleuten. Alte Feindseligkeiten flammten zwischen den MacGregors und den MacKenzies wieder auf, Wortgefechte wuchsen sich zu Faustkämpfen oder gar zu Messerstechereien aus. Die Clansführer hatten alle Hände voll zu tun, ihre Männer davon abzuhalten, sich gegenseitig umzubringen, statt ihre Kräfte für den eigentlichen Feind zu bewahren.
    Dylan bemühte sich nach Kräften, Artair aus dem Weg zu gehen. Der Grünschnabel suchte ohnehin ständig die Gesellschaft Tullibardines und verbrachte auch viel Zeit mit Iain Beag MacGregor, der zu Rob Roys Truppen gehörte. Sowohl die Mac-Gregors als auch die Mathesons standen unter dem Befehl des Lairds der MacKenzies, und Dylan hatte Iain Beag oft lautstark verkünden hören, er für seinen Teil sei entschlossen, die englische Besatzungsmacht endgültig aus dem Land zu vertreiben, damit die Schotten wieder in Frieden und Freiheit leben könnten. Da Artair sich mit dem Gedanken trug, MacGregors Tochter zu heiraten, lag die Schlussfolgerung nah, dass er die Mathesons zwingen würde, bis zum bitteren Ende an Tullibardines Seite auszuharren. Und Dylan fürchtete, es würde ein sehr bitteres Ende werden.
    Um zu verhindern, dass unter den zur Untätigkeit verdammten Mathesons Furcht und Zweifel aufkamen, tat Dylan sein Bestes, um sie abzulenken. Er unterhielt sich mit Keith Rö-mach über dessen kleine Familie, hörte zu, wie Coinneach und Dùghlas über die bevorstehende Schlacht gegen die Rotröcke sprachen und erklärte ihnen, wie man sich als Fußsoldat gegen berittene Gegner zur Wehr setzte. Daraus entspannen sich oft Diskussionen über Kampftaktiken, die bis spät in die Nacht dauerten.
    Der Sommer kam, und die Männer wurden zunehmend unruhiger. Für sie war es höchste Zeit, nach Hause zurückzukehren, um sich um ihre Höfe und ihre Familien zu kümmern. Auch Dylans Gedanken kreisten häufig um Glen Ciorram, um seine Felder, seine Kinder ... und um Sarah.
    Eines Abends, als er zu dem Feuer zurückkam, an dem er mit Robin und Seumas schlief, stimmte einer der Camerons eine Dudelsackmelodie an, zu der einige der Umstehenden zu tanzen begannen. Er spielte eines der kleineren Instrumente, die größeren Dudelsäcke sollten erst in der Schlacht eingesetzt werden, um die Kämpfenden anzufeuern.
    Ein anderer Mann fiel mit einem Trommelwirbel ein, der bis in die tiefsten Winkel von Dylans Seele zu dringen schien. Er lauschte wie gebannt. In diesem Moment fühlte er sich diesem Land und diesen Menschen so stark zugehörig wie nie zuvor. Er war ein Teil der Geschichte geworden.
    Darm verflog dieses überwältigende Gefühl, er seufzte tief und kehrte zu seinem Feuer zurück.
    Dort fand er Seumas vor, der mit jenem geistesabwesenden Blick in die Flammen starrte, den Dylan nur zu gut kannte. »Musst du schon wieder an deine Frau denken, Seumas?«
    Sein Freund nickte.»Aye. Wir waren zwar nur einen Monat verheiratet, aber ich vermisse sie immer noch.«
    Dylan ließ sich am Feuer nieder und schlang sein Plaid enger um sich. Die Nachtluft war noch empfindlich kühl. »Ich verstehe dich, mein Freund.«
    »Aber man

Weitere Kostenlose Bücher