Die Rettung
auf Dylans am Boden liegendes Schwert zu.
»Lass das, oder ich bringe ihn um«, warnte Dylan sie kalt.
Morrighan blieb wie angewurzelt stehen. Dylan sah ihr an, dass sie mit sich rang. Daghdas Augen verrieten nicht, was er dachte, während er stumm und regungslos abwartete.
Dylan verstärkte den Druck der Klinge. Ein Blutstropfen rann über Daghdas Hals in seine Tunika. »Du sollst Sinann frei geben«, zischte er.
Morrighan wollte etwas erwidern, doch Daghda kam ihr zuvor. »Tu es, Morrighan. Lass das each-uisge frei. Du brauchst sie nicht mehr, und ihn auch nicht.«
Morrighan hob das Kinn und sah Dylan herausfordernd an. »Du glaubst doch wohl nicht im Ernst, dass Daghda sterblich sein könnte ...«
»Halt den Mund!« Nackte Furcht schwang jetzt in Daghdas Stimme mit. »Er ist doch kein Narr! Glaubst du, er weiß nicht, dass die meisten der Tuatha De Danann schon lange tot sind.? Und selbst wenn er das nicht wüsste, würde er mir aus purer Neugier die Kehle durchschneiden.« Er rang einen Moment nach Atem, dann murmelte er wie zu sich selbst: »Dämliches Weibsbild!«
»Zum Glück ist sie nicht meine Freundin«, flüsterte Dylan ihm zu.
Daghda schnaubte nur abfällig.
Morrighans Gesicht hatte sich vor Wut gerötet. In ihren Augen stand deutlich geschrieben, dass Daghda einiges zu hören bekommen würde, wenn sie erst wieder daheim waren. Aber ebenso offensichtlich war, dass sie nicht zusehen würde, wie Dylan ihren Liebhaber tötete. Endlich winkte sie mit der Hand, und Sinann materialisierte sich vor Dylans Augen.
Die kleine weiße Fee vollführte ein paar Freudensprünge und blickte dann strahlend auf ihre nun wieder sichtbaren Hände.
Dylan stieß Daghda quer über die Lichtung auf Morrighan zu. Dort blieb der Elf stehen und presste seinen blutenden Arm gegen seine Tunika. Ein riesiger dunkler Fleck bildete sich auf dem schimmernden Stoff. Wenn es ihm gelang, die Blutung zu stillen, würde die Wunde normal verheilen, nahm Dylan an. Zwar stand es nicht in der Macht der Feen, tödliche Verletzungen zu heilen, aber Daghda würde nicht sterben, zumindest nicht in diesem Jahrhundert, vorausgesetzt, er kam Dylan nicht noch einmal in die Quere. Dylan riss das Schwert des Elfs aus dem Baum und warf es ihm zu. Daghda fing es mit seiner unverletzten Linken auf.
Morrighan hob eine Hand. »Ich sollte dich in ein Pferd verwandeln und auf dir nach Hause reiten.«
Sinann hob ebenfalls eine Hand und warnte: »Und dann würde eine große, hässliche Äffin auf ihm sitzen. Weg mit der Hand,sonst fehlt dir gleich der Daumen!«
Morrighan warf der weißen Fee einen hasserfüllten Blick zu. Sinann fuhr ungerührt fort: »Kümmere dich um deinen Mann und leg dich ja nie wieder mit uns an.« Die dunkle Fee schnippte mit den Fingern. Im nächsten Augenblick waren sie und Daghda verschwunden.
Sinann sprang hoch, flatterte zu Dylan und umarmte ihn so heftig, dass er beinahe das Gleichgewicht verloren hätte. »Ich wusste, dass du es schaffst! Och, du bist wahrlich ein neuer Cuchulain! Ich wusste es!« Vor Freude schnürte sie Dylan beinahe die Luft ab.
Leise in sich hineinlachend machte er sich von ihr los, um wieder frei atmen zu können. Sie schwebte vor ihm; auf ihrem Gesicht lag das breiteste Grinsen, das er je bei ihr gesehen hatte. Er betrachtete sie mit schief gelegtem Kopf. »Leg dich ja nie wieder mit uns an?«
Sinann kicherte. »Ich weiß, ich weiß. Ich fange schon an, so zu reden wie du.«
»Lieber nicht«, wehrte Dylan lachend ab. Er blickte zum Himmel, der sich allmählich zu verfärben begann. Als er seine Waffen einsammelte, entdeckte er den silbernen Opalring neben dem Feuer auf dem Boden. Er hob ihn auf und betrachtete ihn nachdenklich.
»Er gehört Morrighan?«
»Aye. Ich habe sie und Daghda in ihrer Höhle aufgesucht, und dabei...«
»Eigentlich wollte ich ihn Sarah schenken, aber ich glaube, das lasse ich jetzt besser.« Er drehte den Ring bewundernd zwischen den Fingern und wünschte, er hätte nicht ausgerechnet der dunklen Fee gehört.
»O nein, gib ihn ihr nur. Du solltest sie wirklich so schnell wie möglich heiraten, wenn sie dich nimmt. Opale sind die Glückssteine der im Oktober Geborenen, allen anderen bringen sie Unglück. Aber bevor du ihr den Ring schenkst, solltest du ... nun, ich denke, du brauchst jetzt ein wenig Hilfe.« Dylan runzelte die Stirn. Er wusste nicht, was sie damit meinte, doch sie fuhr fort: »Wenn du ihn gereinigt und neu geweiht hast, gibt er einen schönen Ehering
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