Die Rettung
der Fee zu: »Ich muss die Männer dazu bewegen, so schnell wie möglich zu desertieren. So könnte ich bestimmt die Hälfte von ihnen retten, und vielleicht würde sich uns auch der Rest noch anschließen.«
Die Fee schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Das darfst du nicht tun. Selbst wenn sie dir folgen würden, könnten sie dich hinterher nie wieder respektieren. In ihren Augen wärest du dann nur noch der Mann, der sie dazu überredet hat, Schottland und ihren König zu verraten.«
Dylan blickte vielsagend zu Artair hinüber. »Aber er wird sie nie freiwillig gehen lassen, und Tullibardine schon gar nicht. Viele von uns werden umkommen. Und ich bin der Einzige, der genau weiß, dass der Aufstand scheitern muss. Viele mögen es zwar jetzt schon ahnen, aber insgeheim hoffen sie immer noch auf einen Sieg.«
»Bist du dir deiner Sache ganz sicher? Was, wenn du dich irrst?«
»Ich irre mich nicht. Du weißt ja selbst, dass ich den Lauf der Geschichte nicht ändern kann. Das ist mir noch nie gelungen, egal, was ich unternommen habe.« Sein Herz zog sich bei der Erinnerimg schmerzlich zusammen. »Ich konnte ja noch nicht einmal Cait retten, dabei hätte ich mit Freuden mein Leben für das ihre gegeben. Nichts konnte ich ausrichten, rein gar nichts.«
»Und wenn du Tullibardine klar machen würdest, dass es Wahnsinn ist, bis zum bitteren Ende auszuharren?«
»Er würde mich in Ketten legen lassen.« Dylan überlegte einen Moment und berichtigte sich dann: »Oder mich auf der Stelle erschießen. Er kann ja nicht zulassen, dass ich seine Männer aufwiegele. Sie sind ohnehin schon unzufrieden und nervös. Er würde befürchten, dass sie haufenweise desertieren, und damit hätte er vermutlich gar nicht so unrecht.«
»Aber du hast doch gesagt, sie würden bei ihm bleiben, bis er sie ehrenvoll entlässt?«
Dylan seufzte. »Wie wahr. Die meisten jedenfalls.«
»Was willst du machen?«
»Den Mund halten und alles tun, damit die Mathesons am Leben bleiben, bis Tullibardine uns gehen lässt.«
Sinann nickte. »Aye. Anders kann ein Mann von Ehre nicht handeln.«
So sehr es ihm auch widerstrebte, er musste ihr in diesem Punkt Recht geben.
Der Marsch nach Shiel Bridge nahm zwei Tage in Anspruch. Die Rotröcke waren ihnen dicht auf den Fersen. Glen Shiel verengte sich an seinem westlichen Ende zu einer schmalen Schlucht oberhalb des Loch Duich, und dort teilte Tullibardine seine Armee in drei Gruppen auf. Lord George Murray, Tullibardines Bruder und stellvertretender Befehlshaber, bezog mit seinen Truppen an der Südseite der Schlucht Position. Der Earl Marischal von Schottland verschanzte sich mit den Spaniern am Nordende, westlich von Murray, und die Mathesons und Mac-Gregors unter dem Befehl von MacKenzie postierten sich auf einem Berghang zur Linken des Earl Marischals. Dank dieser Kampfaufstellung hatten die drei Gruppen gute Aussichten, die Engländer zurückzuschlagen. Dylan begriff, warum Tullibardine noch immer voller Zuversicht war.
Das lange Warten begann. Es war der 10. Juni, der Tag der letzten Schlacht. Dylan ahnte, dass der Kampf schon bald beginnen würde, obwohl alle anderen eher damit rechneten, von den Engländern erst morgen eingeholt zu werden. Doch Dylan wusste, dass die Rotröcke nicht mehr allzu weit von ihnen entfernt sein konnten.
Er brannte darauf, die Sache endlich hinter sich zu bringen. Trotz seines Wissens um kommende Ereignisse hatte auch er keine Ahnung, ob er am heutigen Tag fallen würde oder nicht, und er sah wenig Sinn darin, sich deswegen den Kopf zu zermartern. Wählend die anderen Männer sich mit gedämpften Stimmen unterhielten und ihre Waffen überprüften, saß Dylan im Heidekraut, hing seinen Gedanken nach und knabberte dabei an einem Stück Brot, das er sich von der Morgenration aufgehoben hatte. Die verschorfte Wunde an seinem Bauch juckte immer noch, und obwohl er sich bemühte, gar nicht darauf zu achten, ertappte er sich immer wieder dabei, dass er mit der Hand unter seinen Gürtel fuhr.
Sinann, die neben ihm auf einem großen Stein kauerte, bemerkte obenhin: »Da bist du zu guter Letzt also doch noch Sarahs Charme erlegen, nicht wahr?«
Dylan brauchte einen Moment, bis er begriff, dass die Fee auf die bewusste Nacht in seinem Schlafzimmer anspielte. Er warf ihr einen bösen Blick zu. »Hast du uns etwa beobachtet? Sag, dass das nicht wahr ist!«
»Selbst wenn ich gewollt hätte, wäre es mir nicht möglich gewesen, etwas zu sehen. In dem Raum war es so finster wie
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