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Die Rettung

Titel: Die Rettung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianne Lee
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er hatte die schönsten Augen, die ich je bei einem Mann gesehen habe. So unwahrscheinlich tiefblau ...« Ihre Stimme wurde weich. »Ich habe ihn über alles geliebt.«
    »Damals waren Sie noch nicht verheiratet?«
    Barri straffte sich, um sich einen Anschein von Würde zu geben. »Natürlich nicht. Verheiratete Leute verbummeln nicht ein ganzes Wochenende auf einem Rockkonzert. Zumindest taten sie das damals nicht. Doch wir dachten ja, wir gehörten nicht zur bürgerlichen Gesellschaft. Wir wollten niemals heiraten und einen gemeinsamen Hausstand gründen. Doch als ich ... nun, als Dylan unterwegs war, begann ich mein Leben mit anderen Augen zu sehen. Plötzlich erschien es mir wichtig, jeden Tag genug zu essen und ein Dach über dem Kopf zu haben. Ich wollte mein Kind nicht in einem Wohnwagen aufwachsen lassen. Also gaben wir unseren Rebellenstatus auf und heirateten.« Sie schwieg einen Moment, dann fügte sie nachdenklich hinzu: »Und damit war unser Schicksal besiegelt.«
    Eine Weile herrschte angespannte Stille. Schließlich sagte Cody leise: »Mrs. Matheson ...«
    Barri rang sich ein Lächeln ab. »Jetzt habe ich aber lange genug von mir geredet. Wie geht es dir heute, Cody? Du siehst aus, als würdest du dich nicht besonders wohl fühlen.«
    Cody seufzte tief, ehe sie erwiderte: »Ich fühle mich nur noch schlapp und müde. Wenn das Baby doch schon da wäre!«
    Barri lachte. »Du wirst dir noch viel öfter wünschen, es wäre endlich so weit. Wie lange dauert es noch? Zwei, drei Monate? Ich weiß noch, wie ich die Stunden gezählt habe, als ich mit Dylan schwanger war.«
    »Genauso geht es mir auch. Zwei Monate ... ich darf gar nicht daran denken.« Einen Moment lang sah Cody zu, wie Barri sich erneut an ihrem Haar zu schaffen machte, dann fragte sie: »Geht es Ihnen heute etwas besser?«
    »Viel besser. Sie haben mir Antibiotika gegeben, damit der Riss in der Lunge nicht zu einer Entzündung führt, und die gebrochene Rippe muss von selbst heilen. Vermutlich werde ich heute schon entlassen.«
    Cody sah sie an. »Gehen Sie nach Hause zurück?«
    Barri verschränkte die Hände im Schoß und blickte darauf nieder. »Ich kann nicht.«
    Erleichterung malte sich auf Codys Gesicht ab. »Das sollten Sie auch nicht. Ich weiß, dass Ihr Mann gewalttätig ist. Dylan hat mir erzählt, dass er Sie schon zweimal krankenhausreif geschlagen hat.«
    Es hatte sogar noch ein drittes Mal gegeben, von dem Dylan nichts wusste, aber Barri hatte nicht vor, darüber zu sprechen. So sagte sie nur: »Ich hoffe immer noch, dass er eines Tages begreift, was er mir antut - und unserer Ehe.«
    »Sie glauben doch wohl nicht im Ernst, dass er nicht weiß, was er tut?« Codys Augen blitzten vor Zorn. Sie war eine echte Kämpfernatur. Schon als kleines Mädchen hatte sie zusammen mit Dylan imaginäre Piraten mit Plastiksäbeln aufgeschlitzt oder ebenso imaginäre Soldaten mit Spielzeugmaschinenpistolen niedergemäht.
    »Nicht, wenn er trinkt«, erwiderte Barri langsam. »Wenn er trinkt, ist er nicht mehr er selbst.«
    »Das ist keine Entschuldigung. Er sollte die Finger vom Fusel lassen, wenn er dadurch zum Schläger mutiert.«
    »Er kann nichts dafür.« Codys Augen wurden schmal. Einen Moment herrschte Schweigen, dann seufzte Barri tief, was eine Schmerzwelle durch ihre Brust jagte. »Ja, ich weiß. Ich sollte ihn verlassen.« Zum ersten Mal hatte sie die Worte laut ausgesprochen. Fröstelnd fuhr sie mit der Fingerspitze über das glatte, kühle Metall der Lippenstifthülse.
    Cody beugte sich vor und umfasste ihren Bauch mit beiden Händen. »Ja, das sollten Sie tun. Außerdem sollten Sie ihn wegen Körperverletzung anzeigen.«
    Barri wurde blass. »Cody, nein, das kann ich nicht!«, keuchte sie.
    »Es ist mein voller Ernst, Mrs. Matheson. Was er getan hat, ist kein Kavaliersdelikt, sondern ein Verbrechen. Er gehört ins Gefängnis.«
    »Sie würden ihn bestimmt nicht ins Gefängnis stecken.« Der Gedanke, ihren eigenen Mann anzuzeigen und ihn hinter Gitter zu bringen, war geradezu berauschend. Sie hatte noch nie gewagt auch nur die Stimme gegen ihn zu erheben, damit sich seine Raserei nicht noch weiter steigerte. Wenn sie ihn ins Gefängnis bringen könnte ...
    »Er würde mich umbringen.« Sie begann zu zittern, als ihr klar wurde, dass diese Behauptung nicht übertrieben war. »Oder sich selbst.«
    Cody richtete sich auf. »Hat er schon einmal mit Selbstmord gedroht?«
    »Er hat es sogar mal versucht.« Als sie das Misstrauen sah, das in

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