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Die Rettung

Titel: Die Rettung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianne Lee
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lassen dürfen, so auf dich einzuprügeln, nur weil ich mich geärgert habe, dass ich deinen Angriff nicht rechtzeitig abwehren konnte.« Er fuhr mit der Zunge über seine geschwollene Lippe und log: »Ich weiß, dass du mich nie angegriffen hättest, wenn dir bewusst gewesen wäre, dass ich nicht darauf gefasst bin.«
    Artairs finsteres Gesicht hellte sich auf. Er blickte Fiona an. Die Miene des Mädchens besagte deutlich, dass sie ihn für einen Helden hielt. Mit fester Stimme sagte er zu Dylan: »Es war ein unglücklicher Zufall. Belassen wir es dabei.«
    Dylan nickte. Die beiden schüttelten sich die Hand, dann suchte Dylan Sile, um die Kinder nach Hause zu bringen. Dabei fragte er sich, wann Artair ihm wohl seine Niederlage heimzahlen würde.
    Er musste nicht lange warten. Zwei Abende später trafen sich die Männer auf der Wiese am Seeufer zu einem Fußballspiel. Nur mit Hemd, Stiefeln und Gamaschen bekleidet traten die Mathesons gegen die MacGregors an. Artair, Marc Hewitt und Seumas spielten auf der MacGregor-Seite mit, weil die Gäste in der Minderzahl waren. Dylan fungierte als Kapitän der Matheson-Mannschaft.
    Das Spiel glich in vieler Hinsicht dem, das Dylan als Junge gespielt hatte. Allerdings hatte der schwere Lederball längst nicht so viel Schwung wie die prall aufgepumpten Gummibälle seiner Jugend, und die Spieler gingen weniger zimperlich miteinander um. So etwas wie Fouls gab es nicht; in diesem Tal galten Spiele, bei denen kein Tropfen Blut floss, als Sache für verweichlichte Lowlander.
    So hatte sich Dylan im Laufe der Zeit daran gewöhnt, sein Schienbein beim Fußball malträtieren zu lassen. Normalerweise trafen die Tritte sein rechtes Bein, und wenn das linke doch einmal etwas abbekam, biss er die Zähne zusammen und spielte weiter. Nur keine Schwächen zeigen.
    An diesem Nachmittag jagten sich die Mathesons und die MacGregors kreischend und grölend gegenseitig über das Spielfeld und versuchten, dem Gegner den Ball abzujagen. Artair versetzte Dylan einen kräftigen Tritt gegen das linke Schienbein. Ein sengender Schmerz schoss durch den Knochen, Dylan stolperte, fing sich aber sofort wieder und rannte weiter. Jeder Schritt löste eine neue Schmerzwelle aus, was er sich aber vor den anderen Spielern nicht anmerken lassen wollte. So vermied er es, allzu auffällig zu hinken.
    Mitten im Lauf streckte er das rechte Bein vor, um Iain Beag den Ball abzunehmen. Im selben Moment trat Artair wieder gegen das linke Bein, das jetzt sein volles Gewicht trug.
    Dylan grunzte gequält, als das Bein unter ihm nachzugeben drohte. Er konnte gerade noch auf das rechte Bein umwechseln, sonst wäre er gestürzt, aber er musste Iain Beag den Ball überlassen, der prompt ein Tor schoss.
    Während einer kurzen Spielpause belastete er eine Weile nur das rechte Bein, bis der Schmerz im linken abgeflaut war. Wieder drohte die Wut ihn zu überwältigen, doch er rang um Beherrschung. Die Mathesons sollten dieses Spiel gewinnen. Mit zusammengebissenen Zähnen rannte er auf das Spielfeld zurück. Er dachte gar nicht daran, Artair die Genugtuung zu verschaffen, ihn humpeln zu sehen.
    Aber der Grünschnabel schien zu wissen, wo seine Schwachstelle lag, denn gleich bei der nächsten Gelegenheit trat er wieder mit voller Wucht zu. Diesmal verlor Dylan das Gleichgewicht und stürzte zu Boden. Obgleich er fürchtete, sich das Schienbein erneut gebrochen zu haben, rappelte er sich mühsam wieder hoch. Jeder Schritt schickte glühende Schmerzwellen durch seinen Körper, was ihn seltsamerweise nur noch anspornte. Er jagte Artair den Ball ab, dribbelte ihn quer über das Feld und schoss ein Tor, obwohl sein Bein und seine Hüfte inzwischen aus flüssigem Feuer zu bestehen schienen.
    Artair griff ihn noch einmal an, doch als Dylan danach wie besessen weiterspielte und ein weiteres Tor für die Mathesons erzielte, gab er auf. Die Matheson-Mannschaft gewann. Trotzdem konnte Artair mit seiner Rache zufrieden sein. Am nächsten Tag war Dylans Bein auf doppelten Umfang angeschwollen und wollte ihn nicht mehr tragen. Dylan verbrachte den Tag am Feuer, wo er Löffel aus Holzscheiten schnitzte. Den Rest der Woche verbiss er sich den Schmerz und schritt ohne Humpeln durch das Dorf. Der Teufel sollte ihn holen, wenn er Artair den Triumph gönnte, jetzt Schwächen zu zeigen.

10. Kapitel
    Die MacGregors wussten noch von weiteren Taten Rob Roys zu berichten, und die Geschichten wurden in Ciorram begeistert aufgenommen. Jeder der Mathesons

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