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Die Revolution der Ameisen

Die Revolution der Ameisen

Titel: Die Revolution der Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Werber
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Bewegungen. Die Schmetterlinge sind wunderschön, und sie ist überglücklich, noch am Leben zu sein.
     

94. ENZYKLOPÄDIE
     
    Schmetterling: Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Dr. Elisabeth Kubbler Ross gebeten, sich jüdischer Kinder anzunehmen, die die Konzentrationslager der Nazis überlebt hatten.
    In den Baracken fiel ihr auf, daß die Kinder Zeichnungen in die Holzpritschen geritzt hatten, und es waren in allen Konzentrationslagern dieselben Motive: Schmetterlinge.
    Die Ärztin fragte viele Kinder, was diese Schmetterlinge zu bedeuten hätten, doch die meisten blieben stumm. Ein siebenjähriger Junge klärte sie schließlich auf: »Diese Schmetterlinge sind wie wir. Wir alle wissen, daß diese Körper, die jetzt leiden müssen, nur ein Zwischenstadium sind.
    Wir sind Raupen, und eines Tages wird unsere Seele all diesem Schmutz und Schmerz entfliehen. Indem wir Schmetterlinge zeichnen, erinnern wir uns gegenseitig daran, daß auch wir bald Schmetterlinge sein werden, die einfach davonfliegen können.«
    EDMOND WELLS,
    Enzyklopädie des relativen und absoluten Wissens, Band III
     

95. BOOTSWECHSEL
    Plötzlich taucht vor ihnen ein Felsen auf. Die Ameisen wollen ihm ausweichen, aber der Felsen öffnet zwei Augen und sperrt ein riesiges Maul auf.
    »Vorsicht! Diese Steine sind lebendig!« ruft Nr. 10.
    Alle rennen aufgeregt an Bord der Seerose umher, wie Matrosen bei einem Sturm, und rufen sich widersprüchliche olfaktorische Befehle zu.
    Das hat ihnen gerade noch gefehlt! Werden sie denn nie zur Ruhe kommen? Nach den Wasserfällen nun auch noch lebendige Steine!
    Prinzessin Nr. 103 beugt sich skeptisch über die Reling. Es ist unmöglich, daß Steine Münder haben! Außerdem ist dieser mutmaßliche Stein viel zu regelmäßig geformt. Das ist gar kein Stein, sondern eine Schildkröte! Allerdings hat Nr. 103 noch nie eine Schildkröte gesehen, die schwimmen kann.
    Die Ameisen wissen natürlich nicht, daß diese Schildkrötenart aus Florida stammt und in der Menschenwelt zu einem beliebten Geschenk für Kinder geworden ist, die ihre Freude an den gepanzerten Geschöpfen mit den ulkigen Köpfen haben und für sie die Aquarien sogar mit durchsichtigen Plastikinseln ausstatten. Doch nach einer Weile werden sie dieses Spielzeugs überdrüssig, und weil man es nicht einfach in die Mülltonne werfen kann, setzen sie es in Seen, Teichen oder Bächen aus.
    Die Wasserschildkröten finden sich dort mühelos zurecht. In Florida hatten sie einen Feind: einen Vogel, dessen Schnabel so geformt war, daß er den Panzer aufbrechen konnte. Weil aber niemand daran gedacht hat, diesen Vogel zusammen mit der Wasserschildkröte zu importieren, hat diese sich in europäischen Gewässern stark vermehrt und ist zum Schrecken der Schlammwürmer und Fische geworden.
    Eines dieser Ungeheuer bedroht jetzt Nr. 103 und ihre Gefährtinnen. Es verspeist demonstrativ einige Wasserkäfer, um den Ameisen klarzumachen, daß Widerstand sinnlos ist, und beginnt dann am Heck des Bootes zu knabbern.
    Die Prinzessin erinnert sich an einen Film über die Abenteuer des Odysseus und empfiehlt den anderen, einen Zweig aus dem Wasser zu angeln und mit den Mandibeln an einem Ende zuzuspitzen. Als dieser behelfsmäßige Spieß fertig ist, heben sie ihn mit vereinten Kräften hoch und stürmen auf die Schildkröte zu.
    »Zielt auf ein Auge!« befiehlt Nr. 103, aber die Ameisen sind nicht so erfolgreich wie einst Odysseus beim Kampf mit dem Zyklopen. Der Spieß trifft zwar den Kopf der Schildkröte, bricht aber ab, und das Monster sperrt sein Maul schon wieder gierig auf, um ein Stück Seerose zu fressen.
    In letzter Sekunde fällt Nr. 103 wieder ein Zeichentrickfilm von Tex Avery ein, der offenbar ein besserer Stratege als Odysseus war. Sie packt das abgebrochene Ende des Spießes und schleudert es der Schildkröte senkrecht ins Maul, wo es wie ein Pfahl steckenbleibt. Erschrocken will das Untier seinen Kopf einziehen, doch das geht mit dem Holzstück im Mund nicht, und durch die ruckartigen Bewegungen bohrt es sich nur noch tiefer in den Gaumen.
    Nr. 15 beschließt wagemutig, die momentane Hilflosigkeit des Ungeheuers auszunutzen. Sie gibt Nr. 5, 6, 7, 8 und 9 ein Zeichen, ihr zu folgen, und springt auf die weiße Zunge der Schildkröte, so als enterte sie ein feindliches Schiff.
    Die Schildkröte taucht, um die lästigen Eindringlinge aus ihrem Maul zu spülen, doch Nr. 15 sucht mit ihren Gefährtinnen Zuflucht in der Speiseröhre, die sich hinter

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