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Die Revolution der Ameisen

Die Revolution der Ameisen

Titel: Die Revolution der Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Werber
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brauchte nur auf eine Taste zu drücken, um eine unterbrochene Partie Evolution fortzusetzen: Seine blühende mongolische Zivilisation wurde von fremden Volksstämmen bedroht.
    Diesmal setzte er nur auf die Armee. Er investierte nichts mehr in Landwirtschaft, Wissenschaft, Kultur oder Erziehung.
    Eine riesige Armee und ein despotischer Herrscher, sonst nichts. Das führte zu hochinteressanten Resultaten. Seine Mongolenhorde rückte von West nach Ost vor, von den Italienischen Alpen bis China, und besetzte unterwegs alle Großstädte. Es wirkte sich nicht negativ aus, daß sie die Landwirtschaft vernachlässigt hatten, denn weil sie überall plünderten, fehlte es ihnen nie an Nahrung. Und was die Wissenschaft betraf, so bemächtigten sie sich einfach der Bibliotheken und Laboratorien der eroberten Städte. Erziehung und Kunst waren überflüssig geworden. Mit einer Militärdiktatur klappte alles bestens! Im Jahre 1750 hatten Maximiliens Mongolen fast den ganzen Planeten besetzt, doch als er von der Tyrannei zur aufgeklärten Monarchie überzugehen versuchte, kam es in einer seiner großen Städte sofort zur Revolte, und weil er es versäumt hatte, für einen effektiven Kurierdienst zu sorgen, konnte er den Aufstand nicht schnell genug niederschlagen. Die Unruhen griffen auf andere Städte über, und ein kleiner demokratischer Nachbarstaat brachte Maximiliens Reich zu Fall.
    Plötzlich tauchte eine Textzeile auf dem Bildschirm auf: Du bist nicht bei der Sache. Hast du Probleme?
    »Woher weißt du das?«
    Der Computer antwortete diesmal durch seine Lautsprecher:
    »Ich merke es an der Art und Weise, wie du meine Tasten berührst. Deine Finger rutschen aus, und du drückst oft zwei Tasten auf einmal. Kann ich dir helfen?«
    »Wie könnte ein Computer mir helfen, eine Schulrevolte niederzuschlagen?«
    »Nun ja …«
    Maximilien drückte auf eine Taste. »Laß mich eine neue Partie spielen, das ist für mich die beste Hilfe. Je mehr ich spiele, desto besser verstehe ich die Welt, in der ich lebe, und all die schwierigen Entscheidungen, die meine Vorfahren treffen mußten.«
    Er wählte diesmal eine sumerische Zivilisation und brachte sie glücklich bis ins Jahr 1980. Diesmal hatte er eine logische Entwicklung vollzogen: Despotismus, Monarchie, Republik, Demokratie. Seine große Nation war technologisch auf der Höhe, doch mitten im 21. Jahrhundert wurde sein Volk von einer Pestepidemie dahingerafft. Er hatte die Hygiene vernachlässigt und in den Großstädten keine Abwasserkanalisation ausbauen lassen. Auch die Müllbeseitigung klappte nicht, und all das war ein idealer Nährboden für Bakterien und führte schließlich zu einer Rattenplage.
    MacYavel gab ihm zu verstehen, daß ein so gravierender Fehler keinem Computer unterlaufen wäre.
    Dieser Tadel brachte den Kommissar auf die Idee, daß es vielleicht am vernünftigsten wäre, in Zukunft einen Computer an die Spitze der Regierung zu setzen, denn nur ein Computer war imstande, kein Detail zu vergessen. Ein Computer schlief nie, ein Computer hatte weder gesundheitliche noch sexuelle Probleme. Ein Computer hatte keine Familie. MacYavel hatte recht: Ein Computer hätte niemals die Abwasserkanalisation vergessen.
    Maximilien begann eine neue Partie mit einer französischen Zivilisation. Je mehr er spielte, desto mehr mißtraute er der menschlichen Natur. Dar Mensch war böse und unfähig, langfristige Interessen zu erkennen. Sein einziges Bestreben war die sofortige Befriedigung aller Lüste.
    Auf dem Bildschirm kam es im Jahre 1635 zu einer Studentenrevolte in einer der Großstädte. Die Jugendlichen führten sich wie verzogene Kinder auf, die mit den Füßen stampfen, wenn ihre Wünsche nicht sofort erfüllt werden …
    Er setzte seine Truppen gegen die rebellischen Studenten ein und liquidierte sie.
    MacYavel stellte ihm plötzlich eine seltsame Frage: »Du liebst deine Artgenossen nicht?«
    Maximilien holte eine kalte Bierdose aus seinem kleinen Kühlschrank und trank genüßlich, während er die letzten Widerstandsnester ausrottete und vorsichtshalber die Polizeipräsenz verstärkte. Mißmutig beobachtete er die virtuellen Gestalten auf dem Bildschirm, so wie man Insekten beobachtet, und erst nach einer ganzen Weile ließ er sich zu einer Antwort herab.
    »Doch, ich liebe die Menschen … obwohl sie es nicht verdienen.«

138. ZUVIEL DES GUTEN
    Die ›Revolution der Ameisen‹ nahm allmählich Ausmaße an, die den acht Initiatoren ein wenig über den Kopf

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