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Die Revolution der Ameisen

Die Revolution der Ameisen

Titel: Die Revolution der Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Werber
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die Erde stemmen.
    Die Föderationsarmee setzt zum Sturm an. Mandibel prallen heftig zusammen. Das Gemetzel beginnt.
    Zwanzig der kräftigsten Revolutionäre schwenken einen glühenden Zweig, um die Kavallerie aufzuhalten, doch die abschreckende Wirkung ist nicht so groß wie erhofft. Die belokanische Armee hat damit gerechnet, daß das durch den Wald transportierte Feuer im Krieg eingesetzt werden könnte, und nach der ersten Schrecksekunde beim Anblick der schrecklichen unbekannten Waffe weicht man ihr einfach in weitem Bogen aus.
    Die Schlacht tobt. Die Ameisen verkeilen sich ineinander.
    Jeder versucht, den Panzer des Gegners aufzubrechen.
    Chitinfetzen fliegen umher. Bäuche werden aufgeschlitzt.
    Beine werden ausgerissen. Augen werden ausgestochen.
    Hinterleiber werden abgetrennt. Kehlen werden durchgeschnitten. Im Blutrausch können manche Ameisen nicht einmal mehr zwischen Freund und Feind unterscheiden und morden blindlings drauf los. Köpfe rollen, und kopflose Körper rennen über das Schlachtfeld und tragen zum allgemeinen Chaos bei.
    Nr. 15 feuert von einer Erhebung aus ätzende Säurestrahlen ab, bis kein Tropfen mehr übrig ist. Danach setzt sie ihren harten Schädel als Rammbock ein.
    Nr. 5 steht auf vier Beinen und läßt ihre Vorderbeine wie Peitschen durch die Luft wirbeln.
    Nr. 8 ist völlig entfesselt. Sie packt einen feindlichen Leichnam und schleudert ihn mit aller Kraft gegen die Kavallerie. Dabei denkt sie, daß ein Katapult nötig wäre, um ihr diese harte Arbeit abzunehmen. Bevor sie sich abermals als Schleudermaschine betätigen kann, fallen mehrere Soldatinnen über sie her.
    Viele verstecken sich in Erdlöchern, um den Feind zu überraschen. Andere umkreisen Grashalme, um den Feind zu ermüden. Nr. 14 versucht erfolglos, einen Feind zum Dialog zu überreden.
    Nr. 16 ist umzingelt und kann sich trotz ihrer Johnston-Organe nicht mehr orientieren.
    Nr. 9 rollt als Kugel einen Abhang hinab und bringt mehrere Feinde aus dem Gleichgewicht. Während sie benommen am Boden liegen, schneidet sie ihnen die Fühler ab, denn ohne Fühler können Ameisen nicht kämpfen.
    Trotz dieser kleinen Erfolge ist gegen die Übermacht aber nicht viel auszurichten.
    Prinzessin Nr. 103 ist entsetzt, daß Familienmitglieder einander so erbittert bekämpfen. Schon ist der Boden mit abgetrennten Beinen, Fühlern und Köpfen übersät, und dabei stehen sich auf diesem Schlachtfeld Schwestern gegenüber!
    Trotz der schier hoffnungslosen Situation ist sie fest entschlossen, ihrer Revolutionsarmee doch noch zum Sieg zu verhelfen. Sie ruft ihre zwölf Gefährtinnen zu sich und erklärt ihnen ihren Plan. Hinter einer kompakten Schutzmauer aus Ameisenleibern beginnen sie einen Tunnel zu graben. Drei von ihnen schleppen einen Kieselstein mit Glut. Die Hitze spendet ihnen Energie. Sie orientieren sich an den Magnetfeldern der Erde. Richtung Bel-o-kan.
    Über ihnen bebt der Boden, so heftig tobt der Kampf. Sie schaufeln und schaufeln mit den Mandibeln. Einmal droht die Glut zu erlöschen, und sie müssen stehenbleiben und mit ihren Fühlern einen Luftzug erzeugen, um sie neu zu entfachen.
    Endlich stoßen sie auf mürbe Erde, schieben sie beiseite und stehen in einem unterirdischen Gang von Bel-o-kan.
    Während sie in die oberen Etagen hasten, begegnen sie einigen Arbeiterinnen, die sich zwar fragen, was diese Ameisen in ihrer Stadt zu suchen haben, sie aber nicht aufzuhalten versuchen, denn schließlich sind sie keine Kriegerinnen, und es ist nicht ihre Sache, für die Sicherheit der Metropole zu sorgen.
    Die Architektur von Bel-o-kan hat sich stark verändert, seit Nr. 103 zuletzt hier war. Es ist eine moderne Großstadt mit unzähligen Einwohnern geworden, und die Prinzessin zögert kurz. Steht sie im Begriff, eine unverzeihliche Schandtat zu begehen?
    Doch dann erinnert sie sich an ihre Revolutionsarmee, die dort oben aufgerieben wird, und sie sagt sich, daß ihr keine andere Wahl bleibt.
    Entschlossen hält sie ein welkes Blatt in die Glut, bis es Feuer fängt. Eine Flamme schießt empor und setzt die Stützzweige der Kuppel von Bel-o-kan in Brand. Das Feuer greift rasch um sich. Panik bricht aus. Arbeiterinnen rennen zu den Brutkammern, um die Eier zu retten.
    Den dreizehn Brandstifterinnen gelingt die Flucht in die unteren Stockwerke und weiter in den Tunnel, den sie gegraben haben. Der Boden über ihnen erzittert immer noch.
    Am Ende des Tunnels angelangt, schiebt Nr. 103 vorsichtig den Kopf heraus und stellt fest,

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