Die Richter des Königs (German Edition)
Bettvorhänge und begann, den Leichnam des Lord Chief Justice zu begutachten. Als er weder äußere Wunden noch offenkundige Anzeichen einer Vergiftung fand, wiederholte er die Untersuchung noch einmal sorgfältig und richtete sich dann mit unbefriedigter Miene auf.
»Schwer zu sagen. Ich würde eine natürliche Todesursache nicht ausschließen. Unter welchen Umständen starb er?«
Trelawney wandte sich an den jungen Mann, der unbehaglich auf seinem Hocker hin und her rutschte. »Powell, berichte Dr. Fauconer, was du mir erzählt hast.«
Der Kammerdiener sah von einem zum anderen und begann dann mit betroffener Stimme: »Seine Lordschaft hatte den ganzen Tag zu Gericht gesessen. Nach dem Abendessen zog er sich in seine Schreibstube zurück, um noch ein paar Akten durchzusehen, ließ aber die Tür offen, so dass er mich rufen konnte, wenn er mich brauchte. Nach einer Weile hörte ich plötzlich ein ersticktes, schmerzvolles Stöhnen und einen schweren Fall. Ich eilte sofort zu ihm. Er lag bewusstlos am Boden. Da ich ihn allein nicht hochheben konnte, holte ich Richter Trelawneys Kammerdiener zu Hilfe. Gemeinsam schafften wir ihn dann ins Bett. Malory informierte Seine Lordschaft, der nach einem Arzt schickte. Doch Sir Robert starb, bevor der Doktor eintraf.«
»Klagte er über Schmerzen, bevor er sich in sein Arbeitszimmer zurückzog?«, fragte Jeremy.
»Sir Robert bat mich, ihm Wein zu bringen. Dabei erwähnte er, dass er Kopfschmerzen und Ohrensausen habe und dass seine Hände sich taub anfühlten.«
»Wie viel Zeit verging, bis er zusammenbrach?«
»Nicht viel. Ich hatte ihm gerade den Wein gebracht.«
»Vielleicht war der Wein vergiftet«, mischte sich Sir Orlando ein.
Powell sah ihn erschrocken an. »Das ist unmöglich, Sir. Ich hatte die Karaffe gerade frisch gefüllt, und sie war keinen Augenblick unbeaufsichtigt. Niemand hätte den Wein vergiften können.«
»Außer dir!«, gab Trelawney herausfordernd zurück. Der Verrat seines Laufburschen hatte ihn Dienstboten gegenüber misstrauisch gemacht. Auch wenn Walker sich im letzten Moment eines Besseren besonnen hatte, war doch klar geworden, wie gefährlich es sein konnte, einem Diener zu vertrauen.
»Ich schwöre Euch, Mylord, der Wein war nicht vergiftet!«, protestierte Powell.
»Wo befindet sich die Karaffe?«, erkundigte sich Jeremy schließlich, um die fruchtlose Diskussion zu beenden.
»Sie steht noch immer auf dem Tisch in der Schreibstube.«
Gefolgt von Trelawney, verließ Jeremy die Schlafkammer und sah sich in der Studierstube um. Auf dem Tisch aus dunklem Walnussholz, den Sir Robert Hyde zum Arbeiten benutzt hatte, standen eine Weinkaraffe und ein Becher aus Zinn. Beide Gefäße waren fast voll. Der Lord Chief Justice konnte vor seinem Zusammenbruch also nicht viel getrunken haben. Jeremy schüttete den Inhalt des Bechers vorsichtig in die Karaffe und begutachtete den Boden. Doch es war kein verdächtiger Satz zurückgeblieben.
»Ich werde Euch beweisen, dass der Wein in Ordnung ist«, sagte Powell, als er sich zu ihnen gesellt hatte. Ungerührt nahm er die Karaffe und füllte den Becher wieder mit Wein. Sir Orlando und Jeremy beobachteten überrascht, wie der Kammerdiener das Gefäß an die Lippen hob und es mit mehreren Schlucken leerte.
»Glaubt Ihr mir jetzt, Mylord?«, fragte er. In seiner Stimme schwang eine Spur von Arroganz.
Jeremy lächelte. »Ich denke, er sagt die Wahrheit. Nun zurück zu dem Moment, als Sir Robert zusammenbrach. Beschreib mir genau, wie er aussah. Wie war seine Gesichtsfarbe, wie atmete er, wie wirkten seine Züge?«
Powell dachte sorgfältig nach, bevor er antwortete. »Seine Atemzüge kamen röchelnd und mühsam, sein Gesicht war blaurot, seine Züge waren auf einer Seite verzerrt, auf der anderen schlaff, wie gelähmt. Seine Wange schlotterte, und das Augenlid hing herab, der Mund war schief nach abwärts gezogen.«
»Wie fühlte sich sein Körper an, als du und Malory Seine Lordschaft zu Bett brachten?«
»Seltsam. Sein rechter Arm und sein rechtes Bein waren völlig kraftlos, als habe er keine Gewalt mehr über sie.«
Trelawney warf Jeremy einen verblüfften Blick zu. »Das klingt tatsächlich nicht nach einer Vergiftung, was meint Ihr, Doktor?«
»Nein. Die offensichtliche Hemiplegie seines Körpers deutet eher auf einen Schlagfluss hin.«
»Aber das ist nur eine Vermutung, die sich nicht überprüfen lässt.«
»O doch, Mylord«, widersprach Jeremy unbeirrt. »Ihr braucht nur dem
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