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Die Richter des Königs (German Edition)

Die Richter des Königs (German Edition)

Titel: Die Richter des Königs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lessmann
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unser Mörder wieder zuschlägt, werde ich hoffentlich davon erfahren.«
    »Was ist mit der Familie von George Jeffreys?«, erkundigte sich Jeremy.
    »Sein Vater, John Jeffreys von Acton, war und ist ein ergebener Royalist. Im Bürgerkrieg unterstützte er Charles I. mit Geld und musste dafür hohe Strafen während des Commonwealth zahlen. Ich konnte keinerlei Verbindung zu den Familien der Königsmörder feststellen. George Jeffreys hat nicht das geringste Motiv für einen Rachefeldzug in ihrem Namen.«
    »Ich verstehe«, seufzte Jeremy. »Also wieder eine Sackgasse. Ich beginne mich zu fragen, ob wir mit den Königsmördern nicht völlig auf dem Holzweg sind.«
    »Es ist der einzige Schatten eines Motivs, den wir haben.«
    »Ja, leider, aber vielleicht verstellt uns gerade dieser Verdacht die Sicht auf die Wahrheit.«
    »Was nun?«, fragte Trelawney verwirrt.
    »Wir müssen weitersuchen, Mylord, und warten, bis der Täter seinen nächsten Zug macht.«

 Einunddreißigstes Kapitel 
    B reandán balancierte auf den Sprossen einer Leiter und bemühte sich, einen bauchigen Salbentopf wieder an seinen Platz auf dem obersten Bord eines Regals zu bugsieren. Es war keine leichte Aufgabe und erforderte eine gewisse Konzentration, mit dem schweren Gefäß im Arm auf der wackligen Leiter das Gleichgewicht zu halten. Breandán löste gerade beide Hände von den Sprossen, um den Salbentopf auf das Bord zu heben, als eine plötzliche Erschütterung die Leiter ins Wanken brachte. Wie ein Blitz fuhr ihm der Schreck bis in die Nervenenden seiner Fingerspitzen. Wieder ruckte es an der Leiter, und ein halb ersticktes Kichern erklang. Ohne hinabzusehen, wusste Breandán, dass John für diesen bösen Scherz verantwortlich war. Ein gesalzener Fluch blieb ihm in der Kehle stecken, als der Salbentopf seinen Händen entglitt und mit einem lauten Knall auf dem Holzfußboden in unzählige Scherben zerbarst. Breandán tastete instinktiv nach einem Halt, doch es war zu spät, die Leiter kippte und riss ihn mit. Er versuchte, seinen Sturz abzufangen, indem er sich beim Aufprall über die Schulter abrollte, schlug dabei aber schmerzhaft gegen die Kante des Operationstischs. Rasend vor Wut sprang er auf die Beine und ging auf den schadenfroh grinsenden Gesellen los.
    »Verdammter Bastard!«, schrie er, schlug John zu Boden, warf sich dann auf ihn und schmetterte seinen Schädel in blindem Zorn gegen die Holzbohlen.
    »Breandán, das reicht! Lasst ihn los!« Alan packte den Iren energisch an der Schulter und bemühte sich, ihn von John wegzuziehen, was ihm aber erst beim zweiten Versuch gelang.
    Mit schreckverzerrtem Gesicht rutschte John aus Breandáns Reichweite. »Er wollte mich umbringen! Der Mistkerl wollte mir den Schädel einschlagen.«
    »Nicht ohne Grund«, rief Alan aufgebracht. »Bist du eigentlich völlig verrückt geworden, John? Er hätte sich bei dem Sturz das Genick brechen können.«
    Die Miene des Gesellen sagte deutlich, dass ihm dies nicht im geringsten Leid getan hätte.
    Alan wandte sich mit prüfendem Blick an Breandán, der sich den Arm hielt. »Seid Ihr verletzt?«
    Der Ire schüttelte den Kopf. »Nicht schlimm. Das vergeht von selbst.«
    »Wenn Ihr wollt, könnt Ihr heute früher Schluss machen«, schlug Alan vor. »Ich brauche Eure Hilfe nicht mehr. Wir sehen uns dann morgen.«
    Breandán verließ wortlos die Werkstatt und stieg zur Mansarde hinauf, um die Pistole zu holen, die Amoret ihm geschenkt hatte und die er immer mit sich führte, wenn er das Haus verließ. Während er den Ludgate Hill entlangging, brannten Ärger und verletzter Stolz in seinen Eingeweiden. Hätte Meister Ridgeway ihn nicht zurückgehalten, hätte er Johns Schädel geknackt wie eine reife Nuss. Es erschreckte ihn, dass es ihm immer noch nicht gelang, seine Wut zu beherrschen. Er fühlte sich seiner Verwundbarkeit und seinem Jähzorn hilflos ausgeliefert wie einer unberechenbaren Macht, die sein Handeln bestimmte.
    Obwohl es bereits Mitte Mai war, konnte es an manchen Tagen noch recht kühl werden. Breandán bemerkte plötzlich, dass er fröstelte, denn er trug kein Wams, nur ein dünnes Leinenhemd. Seit er mit Amoret regelmäßig das Lager teilte und durch sie ein ungekanntes Glück gefunden hatte, stellte er immer wieder fest, dass er sich zu verändern begann. Er sah seine Umgebung mit anderen Augen, erfreute sich an hübschen Kleinigkeiten, die er früher einfach übersehen hätte, und er erlebte vor allem seinen Körper anders als zuvor.

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