Die Richter des Königs (German Edition)
geschwollen.
Mit einem vorwurfsvollen Seufzen zog Amoret ihn ins Schlafgemach und machte ihm kalte Umschläge. »Wie ist das passiert?«, fragte sie.
Breandán wandte das Gesicht ab. »Ich bin von einer Leiter gefallen.«
»Da hat doch jemand nachgeholfen. War es dieser nichtsnutzige Geselle, mit dem du die Kammer teilst?«
Breandáns Blick wurde hart. »Ich habe dafür gesorgt, dass er es nie wieder wagen wird, mir zu nahe zu kommen.« Mehr wollte er nicht sagen, und Amoret drang nicht weiter in ihn.
»Du musst hungrig sein«, vermutete sie. »Ich werde uns etwas zu essen kommen lassen.«
Sie wollte sich vom Bettrand erheben und ihre Zofe rufen, doch Breandán hielt sie zurück. »Nein, bleib. Ich habe jetzt keinen Hunger. Ich will nur mit dir allein sein.«
Er neigte sich über sie und küsste sie gierig. Seit ihre Schwangerschaft so offensichtlich geworden war, traute er sich nicht mehr, mit ihr zu schlafen, aus Angst, ihr oder dem Kind wehzutun. Doch Amoret hatte während ihres Aufenthalts an zwei der berüchtigtsten Höfe der Christenheit einige Praktiken des Liebesspiels gelernt, die es ihr ermöglichten, einem Mann auch auf andere Weise Freude zu bereiten.
Als sie im Bett beieinander lagen, der eine an den anderen geschmiegt, wurde ein leises Kratzen an der Tür vernehmbar. Kurz darauf trat Amorets Zofe ein und vergaß in ihrer Aufregung sogar ihren Knicks. »Mylady, verzeiht die Störung. Der König ist gerade vorgefahren.«
Amoret fuhr erschrocken auf. »Bitte geh ins Nebenzimmer«, bat sie Breandán. »Er kommt nur, um sich nach meinem Befinden zu erkundigen, und wird sicher nicht lange bleiben.«
Der junge Mann gehorchte schweigend, sammelte seine Kleidungsstücke auf und verschwand im anliegenden Kabinett. Doch er zog die Tür nicht zu, sondern ließ sie einen Spaltbreit offen, um zu hören, was gesprochen wurde.
Die Zofe hatte mit wenigen Handgriffen das zerwühlte Bett in Ordnung gebracht und ihrer Herrin die Kissen aufgeschüttelt. Amoret würde Charles im Liegen empfangen. In ihrem Zustand würde er daran keinen Anstoß nehmen.
Der Haushofmeister führte Seine Majestät herein, ohne ihn anzukündigen. Immerhin war es ein inoffizieller Besuch.
Neugierig spähte Breandán durch den Türspalt und betrachtete gespannt den hoch gewachsenen Mann, der seine Mätresse herzlich begrüßte. Trotz seines schlichten dunklen Rocks, der gleichwohl das feine Leinen und die Spitze seines Hemdes sehen ließ, wirkte er imposant. Lange schwarze Locken umrahmten sein dunkles Gesicht mit den ausgeprägten Zügen, die sofort sympathisch wirkten.
»Wie geht es Euch, meine liebe Freundin?«, fragte Charles, nachdem er in einem Lehnstuhl neben dem Bett Platz genommen hatte.
»Ich kann mich nicht beklagen. Man hat mir versichert, dass alles normal abläuft«, erwiderte Amoret.
»Mit ›man‹ meint Ihr Euren Jesuiten, vermute ich. Ich weiß, er ist ein studierter Arzt, aber versteht er sich etwa auch auf Frauenheilkunde?«
»Ich glaube, es gibt kaum etwas, worauf er sich nicht versteht, Sire. Und er nimmt es sich sehr zu Herzen, wenn er ein Rätsel einmal nicht lösen kann. Wie diese Morde an den führenden Juristen Eures Königreichs.«
»Ja, die Angelegenheit ist sehr beunruhigend«, erwiderte Charles seufzend. »Die Richter sind besorgt, und wer kann es ihnen verdenken? Sie begeben sich inzwischen mit einer stärkeren Leibwache auf die Straße als ihr König. Ein weiterer Mord würde die Sicherheit und Ordnung des Landes erheblich gefährden, besonders jetzt, da wir uns im Krieg mit den Holländern befinden und immer mehr Pestfälle in der Stadt auftreten.«
»Gebt Pater Blackshaw noch ein wenig Zeit, Sire. Er wird es bestimmt schaffen, den Mörder zu entlarven.«
Der König schwieg eine Weile, bevor er das Thema wechselte. In seiner Stimme schwang Enttäuschung mit. »Madam, ich habe Euch immer vertraut. Und ich glaubte, dass auch Ihr mir vertraut, zumal ich Euch stets jegliche Freiheit gelassen habe. Weshalb muss ich erst von Buckingham erfahren, dass Ihr Euch einen Liebhaber genommen habt?«
Amoret erbleichte. Natürlich, sie hätte wissen müssen, dass es illusorisch war, ein solches Geheimnis lange zu bewahren. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Der König wirkte so verletzt wie ein enttäuschter kleiner Junge. Jedes Wort ihrerseits würde ihm nur noch mehr wehtun. Und so blieb sie stumm.
Gereizt erhob sich Charles und ging erregt vor dem Bett auf und ab. In diesem Moment erinnerte er sie an
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