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Die Richter des Königs (German Edition)

Die Richter des Königs (German Edition)

Titel: Die Richter des Königs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lessmann
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Breandán.
    »Habe ich Euch nicht vor wenigen Monaten erst gestattet, zu ehelichen, wen immer Ihr wünscht?«, rief er aus. »Weshalb habt Ihr Euch mir damals nicht anvertraut?«
    »Weil ich zu jener Zeit noch keinen Liebhaber hatte«, verteidigte sich Amoret.
    »Wer ist es? Welcher meiner Höflinge hat mich hintergangen?«
    »Sire, es ist niemand vom Hof. Er ist nur ein einfacher Mann ohne Titel oder Besitz. Ich habe diese Liebschaft geheim gehalten, um ihn vor den bösartigen Intrigen am Hof zu schützen und weil ich Euch nicht verletzen wollte.«
    Charles hielt inne und sah sie prüfend an. »Ihr wisst, was man sagen wird: dass das Kind, das Ihr tragt, nicht von mir, sondern von ihm ist, und dass ich mich zum Narren machen werde, wenn ich es anerkenne.«
    »Sire, ich schwöre, dass es Euer Kind ist!«
    »Nun, ich zweifle nicht daran, aber andere werden es. Ihr bringt mich in eine peinliche Lage, meine süße Amoret.«
    Doch sein Ärger hatte sich gelegt. Nun, da Charles wusste, dass es kein Höfling war, mit dem sie ihn betrog, niemand, der ihn tagsüber schadenfroh anlächelte und sich insgeheim darüber freute, Seine Majestät zum Hahnrei gemacht zu haben, fand er den Gedanken erträglicher. Im Grunde verstand er sogar, dass sich seine Mätresse, Tag für Tag umgeben von lasterhaften Adeligen, zur Abwechslung einmal nach der Gesellschaft eines unverdorbenen Mannes aus dem Volk sehnte. Nun, es war seine eigene Schuld, er hatte sie vernachlässigt, weil er monatelang nur Augen für Frances Stewart gehabt hatte. Ein wenig versöhnt ließ sich Charles wieder auf dem Lehnstuhl an der Seite des Bettes nieder. Gerade wollte er das Wort an Amoret richten, als ein leises Geräusch ihn bewog, sich umzudrehen. Sein Blick fiel auf die Tür zum anliegenden Kabinett, die ein wenig offen stand, und mit einem Mal begriff er. Sie waren nicht allein. Sein Rivale war hier, hinter dieser Tür. Der unangekündigte königliche Besuch hatte sie überrascht. Unwillkürlich stieg ein Gemisch aus Ärger und Eifersucht in Charles auf, zu dem sich alsbald ein Anflug von Boshaftigkeit gesellte. Er erhob sich, nahm Amorets Hand und küsste sie galant.
    »Ich vergebe Euch die Täuschung, Madam, sofern Ihr Eurem Souverän versprecht, dass Ihr an den Hof zurückkehrt, sobald das Kind geboren ist«, sagte er in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. Und dann ritt ihn mit einem Mal der Teufel. Da er wusste, dass sein Rivale sie beobachtete, beugte sich der König über seine Mätresse, küsste sie gebieterisch auf den Mund und ließ seine Hand zwischen die Rüschen ihres Hemdes zu ihren schwellenden Brüsten gleiten.
    Hinter der Tür zum Kabinett wandte sich Breandán ruckartig ab und schloss die Augen. Zorn und Schmerz raubten ihm den Atem, und er musste sich mit aller Macht beherrschen, um nicht in das Schlafgemach zu stürmen und sich zwischen den König und Amoret zu werfen. Er war ein Narr, weil er eine Frau besitzen wollte, die niemandem gehörte und die niemand halten konnte. Sie war nur ein Trugbild, ein Irrlicht, dem man in den Sumpf folgte, um es irgendwann verschwinden zu sehen und festzustellen, dass man allein war.
    Breandán bemerkte nicht, dass der König ging. Er saß hinter der Tür auf dem Boden und vergrub das Gesicht in den Händen, von dem unwiderstehlichen Verlangen gequält, sich aus der Falle zu befreien, in der er saß.

 Zweiunddreißigstes Kapitel 
    F ür den Rest des Abends war Breandán noch schweigsamer als sonst. Amoret bemühte sich vergeblich, ihn aufzuheitern. Am folgenden Morgen war er schon früh wach und betrachtete die neben ihm schlafende Frau. Die Schwangerschaft gab ihr etwas Häusliches, Bürgerliches und weckte in ihm den törichten Wunsch, eine Familie mit ihr zu gründen. Doch der Schein trog. Wenn das Kind erst auf der Welt war, würde sie sich wieder in das zurückverwandeln, was sie war: eine Hofdame, eine der Mätressen des Königs, eine Dirne … Die Liebschaft mit ihm, einem ungehobelten Landsknecht, war nur ein Abenteuer für sie. Der König hatte verlangt, dass sie an den Hof zurückkehrte, und sie würde gehorchen. Aber am Hof war kein Platz für ihn.
    Bemüht, kein Geräusch zu verursachen, erhob sich Breandán aus dem Bett und zog sich leise an. Doch Amoret spürte, dass er nicht mehr neben ihr lag, und schlug die Augen auf.
    »Ist es schon Zeit?«, fragte sie verwirrt.
    »Ja, die Stadttore werden gleich geöffnet.«
    »Warum musst du nur immer so früh gehen?«
    »Meister Ridgeway

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