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Die Richter des Königs (German Edition)

Die Richter des Königs (German Edition)

Titel: Die Richter des Königs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lessmann
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Alan, der in Johns Begleitung einen Krankenbesuch machte, war noch nicht zurückgekehrt, und Tim hatte sich vermutlich aus Angst irgendwo versteckt. Ohne sich um die Anwesenden zu kümmern, legte Jeremy den Arm um Breandáns Schultern und half ihm auf. Noch hatte er das Gehörte nicht verdaut. Der Ire sollte einen Mord begangen haben? Und das Opfer war Sir John Deane, der Ratsherr, der dafür verantwortlich war, dass man ihn unschuldig ausgepeitscht hatte. Das alles klang so einleuchtend, dass Jeremy spürte, wie ihm übel wurde.
    Während er Breandán, der so benommen war, dass der Jesuit ihn stützen musste, in den hinteren Bereich der Chirurgenstube führte, um seine Wunde zu verbinden, stritt sich Sir Orlando weiter mit Masters herum. »Ich habe Sir Henry Crowder mitgebracht, der als Friedensrichter für diesen Bezirk die Amtsbefugnis besitzt, den Beschuldigten zu verhaften«, donnerte Trelawney. »Und wenn Ihr nicht augenblicklich dieses Haus verlasst, werde ich dafür sorgen, dass der Konstabler und seine Büttel Euch wegen Hausfriedensbruchs in Haft nehmen.« Er deutete auf die drei Männer, die ihn und Sir Henry Crowder begleiteten. Daraufhin zogen sich Thomas Masters und seine Diener murrend zurück.
    Sir Orlando trat zu dem Priester, der dem Iren sorgfältig einen Verband anlegte. »Es tut mir Leid, Doktor, aber der Konstabler muss ihn mitnehmen.«
    »Wohin wird er gebracht?«
    »Ins Newgate, wo er bis zur nächsten Gerichtssitzung bleiben wird.«
    Jeremy betrachtete prüfend Breandáns Gesicht. Seine Benommenheit ließ nach, und sein Blick klärte sich. Doch als er die Augen des Jesuiten auf sich gerichtet sah, senkte er den Kopf. Jeremys Kehle zog sich schmerzhaft zusammen. An den Richter gewandt, fragte er mühsam: »Woher wollt Ihr wissen, dass er der Täter ist?«
    »Ein Nachtwächter sah, wie sich ein junger Ire mit einer Armverletzung vom Ort des Verbrechens entfernte.«
    Jeremys Blick kehrte zu Breandán zurück, der nur stumm dasaß und nichts sagte. Obwohl er bereits wusste, was er finden würde, streifte er dem Iren das Hemd über die linke Schulter und seufzte, als der Verband am Oberarm zum Vorschein kam. Er wusste nicht, was er glauben sollte. Der Fall schien schlüssig zu sein. Breandán war am Morgen auf dem Heimweg auf den Ratsherrn getroffen, den zu hassen er allen Grund besaß, und hatte ihn in einem Wutanfall getötet. Auch wenn das Verbrechen nicht geplant war, stand darauf der Galgen. Warum sagte dieser Narr nichts? Warum verteidigte er sich nicht? Weshalb saß er nur da wie ein schuldiger Mann, dem es egal war, dass man ihn hängen würde?
    Einer der Büttel näherte sich mit einem Strick, um dem Gefangenen die Hände zu fesseln.
    »Wartet noch einen Moment«, bat Jeremy und kehrte kurz darauf mit einem Geldbeutel zurück, den er Breandán gab. »Das wird reichen, bis ich Euch mehr bringen kann. Ich komme, sobald es geht, ins Gefängnis. Verliert nicht den Mut, mein Sohn. Ich werde alles tun, um Euch zu helfen.«
    Doch in dem Blick, mit dem Breandán ihn bedachte, las der Priester nur absolute Hoffnungslosigkeit. Er hatte einen gebrochenen Mann vor sich. Und was ihn am meisten erschreckte, war die Tatsache, dass er nicht wusste, warum.

 Dreiunddreißigstes Kapitel 
    V ersprecht nicht zu viel«, mahnte Sir Orlando. »Der Fall ist eindeutig.«
    »Ist er das wirklich?«, fragte Jeremy herausfordernd.
    »Es besteht kein Zweifel daran, dass der Ire Deane getötet hat. Er wurde nahe der Stelle gesehen, wo man die Leiche fand.«
    »Dass er dort war, beweist nicht, dass er den Mord begangen hat. Ihr habt selbst zugegeben, dass das Offensichtliche nicht immer die Wahrheit ist. Erinnert Ihr Euch?«
    »Ja, als ich Euch bat, mich bei schwierigen Fällen zu beraten. Aber bei dem Verbrechen, das ich Euch nannte, lagen die Umstände anders. Die Beweise waren dürftig. Der Beschuldigte war zwar als Letzter mit dem Opfer gesehen worden, aber es gab keine persönliche Verbindung. Sie kannten sich vorher nicht. McMahon hatte dagegen ein überzeugendes Motiv, Deane den Tod zu wünschen.«
    Jeremy goss ein wenig Wasser in eine Schüssel und wusch sich vorsuchtig das Blut vom Gesicht. Seine Oberlippe war eingerissen, und seine rechte Wange begann langsam anzuschwellen, doch er schätzte sich glücklich, dass seine Nase nicht gebrochen war.
    »Tut mir Leid, dass ich nicht früher gekommen bin«, bemerkte Sir Orlando mit offenkundiger Zerknirschung. »Aber ich ahnte, dass es Ärger geben würde, und

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