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Die Richter des Königs (German Edition)

Die Richter des Königs (German Edition)

Titel: Die Richter des Königs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lessmann
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fand es klüger, den zuständigen Friedensrichter mitzubringen.«
    »Ihr kamt tatsächlich meinetwegen?«, fragte Jeremy lächelnd.
    »Ich wollte nur sichergehen, dass Ihr keine Schwierigkeiten bekommt, Pater. Ich habe Euch von Anfang an davor gewarnt, Euch einen Strolch wie diesen Iren ins Haus zu holen.«
    »Ihr seid Mac Mathúna gegenüber voreingenommen.«
    »Mag sein. Aber das seid Ihr auch, wie mir scheint. Nur weil der Bursche Eurer Religion angehört.«
    »Mylord, Ihr habt Euch stets lobend über meinen Scharfsinn geäußert. Verzeiht mir daher, wenn ich mir meine eigene Meinung über den Fall bilden will. Doch dazu benötige ich Eure Hilfe. Ich brauche Zugang zum Ort des Verbrechens und zur Leiche.«
    »Nun ja …« Trelawney zögerte.
    »Habt Ihr jetzt Zeit? Dann können wir gleich hinfahren. Berichtet mir unterwegs, was Ihr über den Mord wisst.«
    Der Richter war zu überrumpelt, um zu widersprechen. Kurz darauf schaukelten sie in seiner Kutsche durch das Ludgate und bogen in die Fleet Street und dann in den Strand ein. Vor einer schmalen Durchfahrt zwischen zwei Häusern hielten sie an. Eine schwatzende Menge schaulustiger Bürger hatte sich auf der Straße versammelt und versuchte, an den Bütteln vorbei in den Hinterhof zu gelangen. Jeremy und Sir Orlando schoben sich energisch zwischen den Leuten hindurch. Einer der Büttel erkannte den Richter und rief seinen Vorgesetzten, den Konstabler des Bezirks, herbei.
    »Ah, Mylord, Ihr wollt wohl sehen, wo es passiert ist«, sagte der Mann und machte eine einladende Bewegung mit seinem langen Amtsstab. »Kommt, ich zeige Euch die Stelle.«
    Der Hinterhof wirkte heruntergekommen. Ein paar verwahrloste Fachwerkhäuser umrahmten ein ungepflastertes Viereck, das hier und da mit spärlichem Gras bewachsen war.
    »Hier hat er gelegen«, erklärte der Konstabler und deutete auf den Untergrund zu seinen Füßen.
    »In welcher Stellung?«, fragte Jeremy, während er in die Knie ging und die große eingetrocknete Blutlache begutachtete.
    »Auf dem Bauch. Sein Degen nagelte seinen Körper förmlich am Boden fest.«
    Jeremy hob begierig den Kopf. »Er wurde von hinten durchbohrt?«
    »Ja, der Degen drang in den Rücken ein und kam vorne wieder heraus. Wir mussten ihn entfernen, bevor wir die Leiche umdrehen konnten.«
    »Sehr interessant«, murmelte Jeremy zu sich selbst. Der Albdruck, der auf ihm gelastet hatte, wich allmählich einem Hoffnungsschimmer. Von neuer Energie erfüllt, sprang er auf die Füße. »Ihr habt Zeugen, die einen Streit mit angehört haben?«, wandte er sich an den Konstabler.
    »Ja, ein Diener des Hauses auf der linken Seite. Konnte nicht schlafen, sagt er. Als das Gebrüll losging, sah er aus dem Fenster.«
    »Ist es möglich, ihn zu sprechen?«
    »Ich schicke einen meiner Leute, um ihn herzuholen.«
    Während sie auf den Lakaien warteten, schritt der Jesuit mit angespannter Miene durch den Hof, betrachtete den Boden und die Außenwände der Häuser, die ihn umgaben. Nichts schien seinem forschenden Blick zu entgehen. Trelawney beobachtete ihn fasziniert. Er hatte die Veränderung in der Haltung des Priesters bemerkt und war neugierig, was sie wohl ausgelöst haben mochte. Sein Widerwille gegen die Untersuchung eines in seinen Augen eindeutigen Falles wandelte sich zu gespanntem Interesse.
    Als der Diener erschien, forderte Jeremy ihn auf, alles zu berichten, was er gesehen und gehört hatte, und nichts auszulassen.
    »Meine Kammer geht hier auf den Hof raus«, begann der Lakai. »Ich war schon früh wach, einer meiner Zähne macht mir Schwierigkeiten. Zuerst hörte ich nur ein paar erregte Stimmen. Ich sah zum Fenster hinaus und bemerkte zwei Männer in der Einfahrt. Einer saß zu Pferd. Sie diskutierten, dann schrie der andere, der zu Fuß war, wütend auf, packte den Reiter am Arm und zerrte ihn vom Pferd. Dann stieß er ihn hier in den Hof und forderte ihn zum Kampf. Der Reiter zog seinen Degen, der andere war, soweit ich es sehen konnte, unbewaffnet. Während sie sich schlugen, entfernten sie sich in eine Ecke des Hofes, die ich von meiner Kammer aus nicht überblicken kann. Kurze Zeit später war auf einmal alles still. Der unbewaffnete Mann verließ den Hof und verschwand. Das war alles.«
    »Hast du etwas von dem aufgeschnappt, was gesprochen wurde?«, fragte Jeremy.
    »Nicht viel. Der ältere Mann, der auf dem Pferd saß, sprach zu leise. Aber er musste den anderen wohl sehr beleidigt haben, denn dieser verlor plötzlich die

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