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Die Richter des Königs (German Edition)

Die Richter des Königs (German Edition)

Titel: Die Richter des Königs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lessmann
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neben ihn, wand einen kurzen Strick um Breandáns rechtes Handgelenk, zerrte seinen Arm in ausgestreckter Haltung in Richtung des Eisenrings und knotete das andere Ende des Seils daran fest. Danach verfuhr er auf dieselbe Weise mit dem linken Arm und den Beinen, so dass der Gefangene wehrlos gefesselt vor ihnen auf dem Boden lag.
    Jeremy bemerkte, dass trotz der Kälte, die in der düsteren Presskammer herrschte, Breandáns Körper feucht glänzte. Das feine schwarze Haar, das seine Brust bedeckte, klebte an seiner Haut, und auf seine Stirn traten winzige Schweißtropfen. Jeremy musste sich zwingen, die Augen nicht abzuwenden, so schmerzhaft wurde ihm dieser Anblick der Hilflosigkeit, der körperlichen Ohnmacht. Entschlossen trat er plötzlich vor und beugte sich über den Iren.
    »Breandán, bitte seid vernünftig«, flehte er. »Das ist Wahnsinn. Gebt endlich nach.«
    Der junge Mann reagierte nicht, aber das hatte Jeremy auch nicht erwartet. Er hoffte immer noch, dass die Schmerzen der Folter ihn letztendlich doch noch zum Nachgeben bewegen würden. Wenn Breandán erst begriff, wie qualvoll der Tod sein würde, den er sich erwählt hatte, geriet seine Entschlossenheit vielleicht doch noch ins Wanken. Jeremy betete inbrünstig darum.
    Inzwischen hatte der Henkersknecht ein schweres Holzbrett herbeigetragen. Es war etwa so breit und hoch wie der Oberkörper eines Mannes. Dieses Brett wurde auf Breandáns Brust und Bauch platziert. Nacheinander schleppte der Gehilfe nun aus Eisen gegossene Gewichte herbei, die man an einem eigens dafür vorgesehenen Ring tragen konnte. Jedes einzelne wog in etwa einen halben Zentner. Breandán spannte instinktiv die Muskeln seines Oberkörpers an, als sich die ersten beiden Gewichte auf das Brett senkten. Jeremy, der an seiner Seite stehen geblieben war, hörte, wie er die Atemluft, die ihm aus den Lungen gepresst wurde, durch die zusammengebissenen Zähne entweichen ließ. Von nun an konnte er nur noch flach atmen. Der Henkersknecht legte ihm nach einer Weile noch ein zusätzliches Gewicht auf und dann schließlich noch eines. Die Last, die Breandáns Brustkorb zusammenpresste, war jetzt größer als sein eigenes Körpergewicht. Es fiel ihm schwerer und schwerer, seine Lungen mit Luft zu füllen, weil diese sich in seiner Brust nicht mehr ausdehnen konnten. Sein Rücken und seine Schultern, die auf den harten Steinboden niedergedrückt wurden, begannen zu schmerzen. Der Drang, sich zu bewegen und sich damit Erleichterung zu verschaffen, wurde übermächtig, doch die Stricke, die ihn an die Eisenringe fesselten, gaben ihm keinerlei Spielraum. Er musste in der peinigenden Lage verharren, in die sie ihn zwangen.
    Die Zeit verging, und die Schmerzen breiteten sich schleichend in seinem Körper aus, strahlten in die Muskeln entlang seines Rückgrats und lähmten seine Atmung noch mehr. Krampfhaft spannte er seine Arme und Beine an, um seinen Rücken zu stützen, doch jede Bewegung schickte neue Wogen von Schmerz durch seine Nerven.
    Jeremy beobachtete aufmerksam Breandáns Gesicht, in der Hoffnung, ein Zeichen des Nachgebens darin zu erkennen. Breandáns Züge verzerrten sich vor Anstrengung und zunehmender Qual, während er immer mühsamer Luft in die Lungen sog.
    Er kämpft wie ein Löwe um sein Leben, dachte Jeremy unwillkürlich. Nein, dieser zähe Bursche will nicht sterben, egal, was er auch sagt. Wäre er so lebensmüde, wie er mich und sich selbst glauben machen will, würde er einfach aufgeben und sich unter dieser mörderischen Last zermalmen lassen.
    Mit einem Mal verlor Breandán den Atemrhythmus und begann, keuchend nach Luft zu ringen. Seine Kräfte ließen nach. Sein Gesicht war dunkel geworden von dem Blut, das aus dem Körperinnern nach außen in die Glieder gepresst wurde, und an seinen Schläfen schwollen die Adern zu dicken Strängen, als wollten sie bersten. Und plötzlich quoll Blut aus seiner Nase, rann in seinen Rachen und brachte ihn an den Rand des Erstickens.
    Jeremy kniete sich neben ihn und rief dem Henker zu: »Das reicht! Hört auf! Er hat genug.«
    »Er hat noch nicht nachgegeben«, widersprach der Gerichtsschreiber.
    »Seht Ihr denn nicht, dass er erstickt. Wie soll er da reden?«, fuhr Jeremy ihn wutentbrannt an.
    »Er muss ein eindeutiges Zeichen geben, dass er sich dem Gericht fügen wird.«
    »Bei Christi Blut, ich bitte Euch, gebt mir noch ein paar Stunden. Ich schwöre, ich werde ihn überzeugen. Aber nehmt diese verdammten Gewichte von seiner Brust,

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