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Die Richter des Königs (German Edition)

Die Richter des Königs (German Edition)

Titel: Die Richter des Königs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lessmann
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nicht offen legen, was an jenem Morgen passiert ist, als Ihr auf Deane traft?«, beharrte Jeremy.
    Doch wie so viele Male zuvor verbarrikadierte sich Breandán hinter der undurchdringlichen Bastion seines Schweigens.

    Jeremy hatte dem Schließer ein Schmiergeld zugesteckt, damit er die Nacht über in der Zelle bleiben konnte. Er bemühte sich noch einige Male, Breandáns Gesinnung zu ändern, bemerkte aber, dass er immer nur wie gegen eine Mauer sprach. Schließlich betete er eine Weile mit ihm und überredete ihn dann, wenigstens den Versuch zu machen und ein wenig zu schlafen.
    Als bei Morgengrauen der Höllenlärm des Schlüssels in den Türschlössern erklang, waren sie beide bereits wach. Jeremy spürte, wie sein Magen knurrte, und nahm an, dass es Breandán ebenso erging. Der Ire würde in den nächsten Tagen jedoch kaum genug zu essen bekommen, um ihn am Leben zu erhalten. Ihn hungern und dursten zu lassen war Teil der Strafe.
    »Seid Ihr bereit?«, fragte der Schließer. Man sah ihm an, dass auch ihm nicht wohl bei der Sache war.
    »Ja«, antwortete Breandán und erhob sich vom Bett. Der Wächter ließ sie vorangehen und dirigierte sie durch ein Labyrinth von Gängen, die von dem Bereich, in dem sich die Einzelzellen befanden, bis zum Presshof führte, an dem die besten Zimmer für wohlhabende Gefangene lagen. Beim Gehen schleiften Breandáns Fußketten klirrend über den Steinboden. Es war das einzige Geräusch in dem noch ruhigen Gefängnis. Sie durchquerten den kleinen Hof, in den auch zur Mittagszeit nur wenig Sonnenlicht drang, stiegen in den zweiten Stock hinauf und betraten einen kleinen Raum, die Presskammer. Ihr Name gab unmissverständlich über ihre Funktion Auskunft. Im Innern warteten bereits Jack Ketch mit einem seiner Gehilfen und ein Gerichtsschreiber, der das Protokoll führen sollte. Der Henkersknecht nahm Breandáns Arm und stieß ihn zu einem an der Wand stehenden Schemel. »Setzt Euch dahin!«
    Der Gerichtsschreiber trat zu ihm. »Ihr seid Brendan McMahon?«, fragte er, eine Formalität, um sicherzugehen, dass man nicht den Falschen der Folter unterzog.
    Breandán nickte bestätigend.
    »Nun, weigert Ihr Euch immer noch, Euch vor Gericht stellen zu lassen, oder habt Ihr Vernunft angenommen?«
    Der Ire sah ungerührt zu dem Mann auf und schüttelte den Kopf.
    Daraufhin machte der Gerichtsschreiber Ketch ein Zeichen. »Scharfrichter, waltet Eures Amtes.«
    Jeremy sah, wie der Henkersknecht seinem Meister eine zusammengerollte Schnur reichte, bevor dieser an den Gefangenen herantrat. »Eure Hände«, forderte Ketch.
    Breandán streckte sie ihm widerstandslos entgegen. Der Henker drehte sie so, dass die Handflächen gegeneinander lagen, und begann nun, die feine Schnur um beide Daumen zu wickeln. Dabei zog er sie so fest hin und her, dass sie Haut und Fleisch durchsägte, so mühelos, wie ein Messer durch Butter glitt. Breandán biss vor Schmerz die Zähne aufeinander und schloss die Augen, doch er gab keinen Ton von sich. Dunkles Blut quoll aus den Wunden und rann über seine verschlungenen Finger. Es war eine milde Form der Folter, verglichen mit der Quälerei, die noch folgen sollte, und zeugte trotz allem von der Scheu der englischen Justiz, sie überhaupt anzuwenden. Die meisten Aufrührer wurden durch die Schnur eines Besseren belehrt und gaben nach, doch Breandán ließ alles willenlos über sich ergehen.
    Wieder wandte sich der Gerichtsschreiber an ihn: »Angeklagter, erkennt Ihr das Gericht an? Werdet Ihr die verlangte Formel sprechen?«
    »Nein«, war die sture Antwort.
    Jack Ketch warf dem Gerichtsschreiber einen fragenden Blick zu. Dieser nickte. Sein Gesicht wirkte blass. »Also gut, wir haben alles versucht. Fangt an!«
    Der Henkersknecht holte sein Werkzeug und begann nun, die Ketten des Gefangenen abzuschlagen, indem er die Eisenringe um seine Gelenke in eine Form hämmerte, die es Breandán erlaubte, sie über seine Hände und Füße zu streifen.
    »Zieht Euch aus!«, befahl Ketch.
    Nach kurzem Zögern gehorchte der Ire, zog sich zuerst das Leinenhemd über den Kopf und dann die Schuhe und Strümpfe aus. Jeremy nahm die Kleidungsstücke entgegen.
    »Die Beinkleider könnt Ihr anbehalten«, sagte der Scharfrichter. »Und nun legt Euch hier auf den Boden.«
    Der Henkersknecht führte Breandán in die Mitte des Raumes, zwischen vier in gleichmäßigen Abständen in den Steinboden eingelassene Eisenringe. Er wartete, bis er sich auf den Rücken gelegt hatte, und hockte sich dann

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