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Die Richter des Königs (German Edition)

Die Richter des Königs (German Edition)

Titel: Die Richter des Königs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lessmann
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zu rollen. Der nächste Schlag traf ihn mit grausamer Wucht zwischen den Schulterblättern. Vor seinen Augen glühten blendende Lichter auf. Er hörte nur noch das Rattern von Rädern und eine eintönige Stimme, die rief: »Bringt Eure Toten heraus! Bringt Eure Toten heraus!« Dann verlor er die Besinnung.

    Das Erste, was er wahrnahm, als er erwachte, war ein lähmender Schmerz, der irgendwo in seinem Körper nagte, ohne dass er hätte sagen können, wo. Er versuchte, sich zu bewegen, doch es ging nicht. Irgendetwas beschwerte seine Arme und Beine, hielt sie fest, wie eingekeilt, so dass er sie nicht einmal drehen konnte. Instinktiv wollte er Atem schöpfen, und als ihm auch das nicht gelang, wallte wilde Panik in ihm auf. Wie von Sinnen begann er, gegen das Gewicht anzukämpfen, das ihn niederhielt und ihm die Luft abdrückte. Vor seinen Augen sanken schwarze Schleier herab, Vorboten einer erneuten Ohnmacht, als es ihm mit einer heftigen Drehung seines Körpers endlich gelang, das Gewicht von seiner Brust abzuschütteln. Röchelnd sog er die Luft ein, füllte gierig seine Lungen, doch im nächsten Moment musste er krampfhaft husten. Der Gestank, den er eingeatmet hatte, war so abscheulich, dass sich ihm augenblicklich der Magen umdrehte. Er erbrach sich, hustete, spuckte und rang erbärmlich nach Luft. Seine wilden Bewegungen verursachten ihm furchtbare Schmerzen, so dass er schließlich ein weiteres Mal an den Rand einer Ohnmacht glitt.
    Irgendwann begann sich sein Geist wieder zu regen. Bilder aus seiner Erinnerung trieben an die Oberfläche, umkreisten ihn, bis einige von ihnen einen Sinn ergaben. Der Leichengeruch, der Rauch, der in der Kehle kratzte und Tränen in die Augen trieb … Es war der Abend nach der Schlacht von Worcester, verbranntes Schießpulver lag noch immer schwer in der Luft. Ja, er erinnerte sich. Er war während des Kampfes niedergeschlagen worden, deshalb die unerträglichen Schmerzen in seinem Genick. Um sich herum fühlte er das kalte Fleisch der Gefallenen, zwischen denen er lag, die Leichen seiner Kameraden und seiner Feinde. Als er die Augen öffnete, sah er über sich den von unzähligen Sternen übersäten Nachthimmel. Ja, derselbe Himmel, den er damals gesehen hatte, als er in den Gassen von Worcester wieder zu sich gekommen war. Noch immer zu schwach, um sich zu bewegen, blickte er zur Seite. Ein schwaches Licht flackerte in der Dunkelheit. Neben ihm stieg eine steile Wand auf, und mit einem Mal nahm er zwischen dem Leichengestank den Geruch frisch aufgeworfener Erde wahr. Er lag nicht in einer von Häusern gesäumten Gasse, sondern in einer Grube.
    Sein gelähmtes Gehirn versuchte die neue Wahrnehmung zu verarbeiten, konnte ihr aber keinen Sinn geben. Wieder irrte sein Blick umher, auf der Suche nach einer Erklärung, einem Anhaltspunkt, der ihm sagen konnte, wo er sich befand und was mit ihm geschehen war. Oben am Rand der Grube neben einer Laterne, in der eine Kerze brannte, regte sich etwas. Da waren zwei Gestalten, ein Mädchen oder eine junge Frau, in ein weißes Tuch gehüllt, und ein Mann, der sich über sie beugte. Das Tuch fiel zur Seite und entblößte ihren nackten Körper. Im nächsten Moment ließ der Mann seine Hosen fallen, kniete sich zwischen die Schenkel der Frau und verging sich an ihr. Doch da war kein Schrei, keine Gegenwehr, nur das lüsterne Grunzen des Mannes. Es war ein Leichnam, an dem sich der Satyr befriedigte.
    Unfähig, den Blick von der grausigen Szene zu wenden, spürte Jeremy, wie ihn erneut Übelkeit überkam. Doch die Abscheu, die er empfand, brachte allmählich wieder Klarheit in seine Gedanken. Und dann endlich begriff er, wo er war. Er lag inmitten von Pestleichen in einem frisch ausgehobenen Grab.
    Grenzenlose Panik flutete in ihm hoch und krampfte sein Herz zusammen. Er musste hier raus! Er musste aufstehen!
    Über ihm erschallte ein Ruf. Der Siechknecht ließ erschrocken von der Mädchenleiche ab und wollte die Flucht ergreifen, doch schon war er eingekreist. Ein Konstabler stieß ihm das Ende seines Stabes in den Bauch, und der Mann ging zu Boden.
    »Nehmt ihn fest!«, befahl eine Stimme, die Jeremy vertraut vorkam.
    Er sah, wie der Konstabler den Gefangenen am Kragen packte und ihn mit sich zog. Bald konnte er sie nicht mehr sehen, hörte aber noch ihre Stimmen, die sich von der Pestgrube entfernten. Die Männer gingen fort! Verzweifelt nahm Jeremy all seine Kräfte zusammen und öffnete den Mund, um zu schreien. Doch seine Stimme

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